Mehrfach wollte ich über ein Jane Austen Buch oder eine Verfilmung schreiben. Nur um dann zurückzuschrecken davor, dass ihr womöglich einen derartigen Berg an Fangetue nicht verkraften würdet.
Und nach Jahren des Vielleicht-besser-nicht, ist es jetzt soweit. Ich werde euch ein Buch oder genauer die dazugehörigen Verfilmungen vorstellen. Und zwar alles nur ganz oberflächlich. Zumindest werde ich mich bemühen nicht völlig durchgeknallt in Verzückung zu geraten und bei euch kreisendes Vogelgezwitscher über dem Leserinnen-Kopf auszulösen.
Sowas macht man halt nicht.
Also hier und heute für euch.
Die softe Fanversion mit Themeninhalt
„Emma“.
„Emma“ ist Jane Austens vierter Roman. Eine eher banale Lovestory gebettet in einen Haufen aberwitziger Charaktere. Das ist nämlich Jane Austen’s Stärke. Sie zeichnet alltägliche Charaktere mit Worten. Und zwar so präzise, dass man sie liebt oder hasst, oder die Augen verdreht, wenn die Person die Szenerie betritt. Beginnend bei Emma selber, über ihren Vater, Miss Bates, Mister Elton .. ach allesamt sind sie völlig irr und dabei doch unfassbar normal. Okay, manche haben schon einen soliden Knall, aber nie ist jemand gefährlich, bedrohlich oder so. Sie tun zwar nicht immer gute Sachen, aber sämtliche Untaten bei Jane Austen werden mit Worten begangen.
Gerade in „Emma“.
Persönlich war „Emma“ jahrelang kein Favorit. Es ist fantastisch geschrieben, ja, schon, aber für mich liegt es an Emma selber. Emma ist wohl das, was frau getrost eine reiche Bitch nennen kann. Verwöhnt, besserwisserisch, Nase hoch. Sie sieht gut aus und hat eigentlich nie auch nur irgendwelche Probleme in ihrem Leben. Sie verursacht aber welche. Zumindest solange bis ein reicher, verwöhnter Mann daherkommt, der sich dann, ja, mit ihr spielt. Emma zu mögen, fiel mir immer schwer. Nein, ich mochte sie nie.
Die Geschichte selber wurde mehrfach verfilmt. Nicht immer heißt sie „Emma“. Ich bleibe für heute aber bei den klassischen Verfilmungen des Buches.
Noch eines vorab:
Die BBC und Jane Austen
Im englischen Sprachraum und natürlich ganz besonders in Großbritannien sitzt Jane Austen beinahe schon mit William Shakespeare auf dem Literatur-Thron. Soll heißen Jane ist sowas wie Schiller oder Goethe oder Raimund oder Nestroy, wenn wir’s österreichisch bevorzugen. Jane Austen hat jeder Brite und vor allem jede Britin gelesen. Und natürlich hat die BBC die Bücher verfilmt. Und weil es die BBC ist, sind das dann keine Filme sondern Serien. Die Bücher sind nämlich keine 200 Seiter und viele Sätze und Dialoge sind legendär (Oh, haltet mich fest!) und wer was von sich hält, gibt Jane Austen natürlich so naturnah wie möglich wieder. Ihre Worte, ihre Dialoge möglichst komplett und ohne Zeitnotzensur. Ergo Serie.
Es gibt sie alle von „Mansfield Park“ bis zur ikonischen „Pride and Prejudice“ Verfilmung. Alle da.
Filme dagegen haben diese Zeit nicht und müssen notgedrungen kürzen. Auch bei Emma. Aber die Kernstory, die Storyline, bleibt doch meist gut erhalten. Miss Bates redet dann halt um 80% weniger als im Original, aber … das schadet nicht unbedingt *schmunzel.
Emma (1996 – Gwyneth Paltrow)
1996 spielte Gwyneth Paltrow die Titelrolle. Der Film erhielt einen Oskar für seine Musik. Die Qualität des Filmes liegt im Bild, sprich in der Kamera. Man huldigt der dargestellten Zeit in malerischen Szene-Arrangements. Wunderschön anzuschauen, dazu wird die Geschichte mit einem Schmunzeln erzählt, ein Schmunzeln oft im Bild dargestellt. Weiters überzeugt mich die deutsche Übersetzung. Es wirkt vielleicht ein wenig geschwollen, aber das verträgt der Film und es passt auch zu den Bildern. Die Geschichte wird ziemlich originalgetreu wiedergegeben. Keine krassen Änderungen ums ein bissi fetziger zu machen.
Emma selber ist im Film ein geradezu entzückende Tussi. Ein bissi zu freundlich, ein bissi zu unschuldig, aber nicht völlig. Schon etwas abgehoben.
Der Rest der Crew ist der grandios verschrobene Haufen, der er zu sein hat. Fabelhaft.
Wenn ich es zusammenfassen müsste, dann würde ich sagen, diese Verfilmung ist die klassische „Hollywood-Version“ des Buches.
Und als solche ist sie sehr gelungen.
Der Trailer finde ich allerdings schlecht. Aber man kann den Film ein bissi erahnen …
zu sehen bei: Amazon oder Youtube (beide male gegen Gebühr)
Emma (2020 – Anya Taylor-Joy)
Die 2020 erschienene neue Verfilmung erzählt die Story in sehr ähnlichen Bildern aber mit sehr viel mehr Sarkasmus und Schmiss. Anfangs war mir das sogar zu viel. Aber mittlerweile bin ich überzeugt, dass Jane Austen diese Version ihres Buches wohl ganz gut fände. Emma ist hier eine solide Bitch. Schnippisch und hochnäsig. Und alle anderen sind eine Karikatur ihrer selbst. Die Dialoge sind herrlich überdreht gespielt. Alles einfach alles wird möglichst elegant durch den Kakao gezogen. Diesselbe Story nur nicht in Richtung süß und iyllisch, mehr in Richtung absurd und skurril. Jane Austen’s Stil aber in Film anstatt in Worten.
Also wohlgemerkt, dass ist immer noch ein klassischer Kostümfilm mit Liebesgeschichtenwirrwarr. Nur halt mit einer spürbaren Ladung britischer Verarsche. An einigen Stellen ist auch die Geschichte selber einen Hauch verändert. Das ist vor allem für eingefleischte Jane Austen – Fans nicht so einfach zu verkraften, aber ich denke, das geht in Ordnung so.
Anmerkung: Jane Austen hat in Szenen, die ein wenig intim werden könnten, nie geschrieben was passiert. In keinem ihrer Bücher wird geküsst oder Händchen gehalten. Das ging damals nicht. Auch die Antworten auf Heiratsanträge sind nicht zu lesen. Das steht dann sowas wie „Sie antwortete, wie es sich für eine Dame gehörte“. Ergo bleibt einem Film ja gar nichts anderes übrig, als zu improvisieren.
Wenn man allerdings das Buch nicht kennt und meint, man bekäme sowas wie den oben genannten Film zu sehen, dann besteht doch ein Potential zur Befremdung. Dieser Film ist kitschig und dabei schräg.
Nur so als liebevolle Mini-Warnung. Gut möglich, dass ihr das nicht braucht, aber für den Fall …
Ich hab‘ mir den Film letzte Woche wieder genussvoll gegeben. Schön war’s!
Ich merke an dieser Stelle an, dass ich diesen Film bisher nur auf englisch geschaut habe.
Der Trailer zu diesem Film ist PERFEKT! So muß Trailer. Verrät nicht viel, aber bringt rüber, was einen erwartet. 100 Punkte für den Trailer!
zu sehen bei: Amazon (inkludiert), gegen Gebühr bei Sky, Rakuten, maxdome und youtube
So.
Jetzt geht’s mir besser.
🙂
Letzte Anmerkung: dies hier ist eine Filmbesprechung. Wenn ihr das Buch lesen wollt und im Englischen sattelfest seid, dann lest das Buch im Original. Die beste deutsche Übersetzung muss ich euch erst raussuchen. Die habe ich noch nicht parat. Falls das wer braucht, meldet euch.