Frühjahr im Museum mit Bundesmuseen Card: #museumsliebe

Mein Bester und ich sind jetzt jeweils im Besitz einer Bundesmuseen Card. Das hat dazu geführt, dass wir neulich in ein paar Museen waren, in denen wir schon lange oder eben sogar noch gar nie waren.

Mit erwähnter Karte kommt man in einen ansehnlichen Haufen an Museumsattraktionen in Wien für 99 Euro ein ganzes Jahr lang. Also testen wir.
Wie sich nämlich sehr bald zeigte, war mein Süßer noch nie im Prunksaal der Nationalbibliothek, was jetzt nicht weiter verwunderlich ist, wie ich meine. Ich war selber vor 4 Jahren etwa das erste mal dort. Die Nationalbibliothek ist schlicht nicht das zentrale Go-To der Wiener. Man kennt sie, die Meisten wissen auch wo sie ist (Eingang Josefsplatz, hüstel), aber rein geht man irgendwie nie.
Es ist wie mit den Lippizanern oder den Fiakern. Die Nationalbibliothek ist ein Pferd.

Dabei ist der Prunksaal ein angenehm kurzer Zwischenstopp in einem Spaziergang. Mehr als 15 Minuten sind schwer darin verbringen. Es ist ja „nur“ ein einziger Raum. Groß, ja. Prunkvoll, ja. Aber 2 Stunden gibt er halt nicht her.

Was soll ich sagen, wir haben den Prunksaal also besucht und abgehakt. Viel los ist da mittlerweile. Falls ihr ihn auf der To-See Liste habt, geht gleich am Morgen hin. Sonst drängelt sich’s da. Man schaut zwar viel nach oben, aber man rennt dann leicht in wen rein, wenn ihr versteht, was ich sagen will.

Schatzkammer

Und weil es ja gleich daneben ist, waren wir auch in der Schatzkammer. Krone und so.

Ich habe ja keine guten Erinnerungen an meinen letzten Schatzkammerbesuch. Ich erinnere mich an die Kaiserkrone und eine erdrückende Anzahl von kirchlichen Prunkgewändern. Gefühlt .. Tausende. Totale Fadesse in Gold.

Nun, ich kann sagen. Dem ist nicht mehr so. Die Schatzkammer ist vom Keller (da war sie nämlich) in den ersten Stock gezogen, hat das Religiöse aus dem Programm genommen und ist im Ganzen ganz gut verträglich.
Nur müde darf man nicht sein. Denn, wohl aus konservatorischen Gründen, ist es in der Schatzkammer duster. Also finster. Grad genug Licht, damit man sieht, wo man geht. Ab und zu steht da ein Bankerl, was ich gewagt finde. Da sitzt sicher regelmäßig jemand, der einschläft. Es ist still, die Luft ist ein bissi dicht …
Also bei mir würde das funktionieren.

Albertina

Und dann waren wir – natürlich – in der Albertina. Um uns die aktuellen Ausstellungen reinzuziehen. Neben der Daueraustellung (die Sammlung Batliner) zeigt die Albertina stets 3 weitere Ausstellungen in verschiedenen Größen.

Matthew Wong – Vincent van Gogh

Im Kellergeschoss untergebracht ist das die zweitgrößte Ausstellung in der Albertina. Erzählt wird die Geschichte von Matthew Wong. Ein Maler, der eine Lebenslinie hatte, die der Vincent Van Goghs ähnelt. Kurze, sehr leidenschaftliche Schaffensphase. Viel psychisches Leiden und trotzdem bunte Bilder.

Um das zu unterstreichen hat die Albertina dafür ein paar Van Gogh’sche Bilder aus dem Museum in Amsterdam geliehen. Bilder, die man sonst nicht in Wien sehen kann.
Wie ich meine, hat man damit den Gemälden Wongs nicht gerade einen Gefallen getan. Denn die Vincent Bilder spielen – für mich – dann deutlich in einer anderen Liga.

Mich hat am Ende mehr das Schicksal dieses jungen Mannes berührt, als seine Bilder.

Leonardo – Dürer

An dieser Stelle muss ich euch gestehen, dass ich erkannt habe, dass mir persönlich Bilder, wie sie in dieser Ausstellung zu sehen sind, zu viel sind. Klein, dunkel, filigran und meist richtig viele davon, weil das die Expertise der Albertina ist. Sie ist stark bestückt in Zeichnungen. Dürer und Co.
Ich halte davon etwa 5 bis 10 Stück durch, dann bin ich voll.

Hier hängen weit über 100 Exponate. Jedes für sich eine zeichnerische Explosion.
Schwerpunkt: Zeichnungen auf farbigem Untergrund

Reichlich Dürer, eine gute Auswahl an Leonardo da Vinci (die beiden waren Zeitgenossen, war mir auch nicht klar) und noch ein paar Meister des dünnen Striches. Irre.
Ich habe ja in meiner Familie Leute, die sowas supercool finden und die das auch 1,5 Stunden lang genau studieren. Ich bin dazu übergegangen, mir ein paar Einzelstücke herauszusuchen und die dann zu genießen. Insofern: dies ist eine dichte Ausstellung. Es kann lange dauern da durch zu schauen.

Beeindruckend ist es allemal.

By the way: Dürer – die coolste „Unterschrift“ ever!

Jenny Saville

Kontrastreicher zum Dürer – Leonardo Klub geht es beinahe nicht mehr. Jenny Savilles Bilder sind wild und vielschichtig. Sie beherrscht offensichtlich allerlei Malstile und kombiniert diese, legt sie übereinander und spielt so mit … irgendwie allem.
Ich hatte bunte Porträts erwartet, bekommen habe ich Bilder, die sich tiefschichtig mit der Welt auseinandersetzen. Dem Leid, der Zeit.
Ich muss nochmal hin. Der erste Besuch war nur die Erkenntnis, dass es so leichte Kost nicht ist.

Jetzt „fehlt“ uns noch die Ausstellung im unteren Belvedere zur Kolorisierung der Klimt’schen Univeristätsbilder (hier und hier schon mal erwähnt).

Wunderbar! Tut gut – so Museum!

Ach ja:
Ich war noch im Leica Store in der Seilergasse. Die zeigen gerade die besten gerade die Fotos der 30 Finalistinnen zu ihrem Street Photo Contest. Wenn ihr zufällig vorbeigeht, geht rein. Ist lustig. Bis Ende April. Mehr dazu hier.

Info:
Bildquelle Prunksaal: Von Richard Hopkins – Flickr: Österreichische Nationalbibliothek, CC BY 2.0

Prunksaal: montags geschlossen, donnerstags bis 21:00 Uhr, mehr findet ihr hier
Matthew Wong bis 19. Juni 2025
Leonardo – Dürer bis 9. Juni 2025
Jenns Saville bis 29. Juni 2025