Heute keine News, heute gibt’s Musik. Musik mit ganz viel Herz. Billy Joel. Vienna.
Kannte ich nicht. Bis vor kurzem. Das erste mal erwähnt hat es – für mich – Billy Joel in einem Interview mit Stephen Colbert. Da zählt er seine fünf eigenen Lieblingssongs auf und da ist „Vienna“ eben darunter.
Na, da hab‘ ich aber schön blöd g’schaut und natürlich sofort reinhören müssen. Wie sich schnell herausgestellt hat – ich muss ja immer ganz viel nachlesen und rumklicken und recherchieren undso … Leidenschaft – also wie sich eben herausstellte, ist dieser Song ganz ganz viel bedeutungsschwanger.
Billy Joel’s Vater ist Wiener. Er hat seine junge Familie früh verlassen und ist aus den USA zurückgekehrt nach Wien. Billy hat ihn erst Jahre später wieder getroffen. In Wien. Und wie er da mit seinem Vater durch die Stadt meanderte, sahen sie eine alte Frau, die den Gehsteig, vor ihrem Haus kehrte. Billy fand das furchtbar. Die arme Alte muss Straßen kehren. Sein Vater erklärte ihm, dass es au contraire eben ganz anders sei. Die alte Frau hatte noch eine Aufgabe in ihrem Leben, die sie mit Würde erledigte und alle würden das so verstehen.
Für Billy Joel eröffnete sich so ein Blick auf das Leben, wie er es in seiner vom Jugendwahn getriebenen Heimat her nicht kannte. Alte Menschen wurden dort aufs Sofa verbannt. Sie wurden quasi abgeschoben und hatten am aktiven Leben keinen Anteil mehr.
Daraufhin schrieb er folgenden Song, den ich seither sicher hunderte male gehört habe und der offensichtlich in mir was zum Klingen bringt, aber eben, wie ich jetzt auch weiß, nicht nur bei mir!
Und als Draufgabe, weil’s so schön ist, gibt es tatsächlich eine wienerische Version davon. Granadas „Wien wort auf di“ steht dem englischen Original in nichts nach. Für wienerisch geübte Ohren eine ausnehmend gut gelungene Übersetzung.
Ich sage nur soviel: nach dem 40x mal hören, wird einem richtig warm ums Herz. In einer ruhigen, seelsamen Art und Weise (und ja, ich weiß, das ist kein Wort)
Habt ein wunderbares Osterwochenende!