gelesen KW 19 – Apple vs. Facebook

In der Welt der Internetgiganten ist eine offene Auseinandersetzung ausgebrochen. Der schon lange schwelende Kampf zwischen Apple und Facebook ist jetzt klar erkennbar und durchaus mit einem Schmunzeln zu betrachten, wie ich meine.

 

Worum geht es? Was ist genau passiert?

Nun. Genau genommen ein Software-Update auf amerikanischen iPhones und ein Video mit einer kleinen Anleitung dazu.

Ich fasse zusammen. Apples Software-Update führt einen kleinen, aber entscheidenden Schritt ein, den Apple als nutzerfreundlichen Privatsphäre-Schutz erklärt. Wenn man ab sofort also eine App startet, öffnet sich kurz ein Fenster mit der Frage: Möchtest du dieser App erlauben dich zu tracken (Daten zu sammeln)? Oder lieber nicht?

Mehr nicht.

Also BEVOR du deine App nutzen kannst, legst du selber fest, ob du getrackt werden willst.

Das, was man eigentlich immer schon hätte machen müssen, wird jetzt umgesetzt. 

Das Einverständnis einholen. 

Kein ich setze dein Einverständnis voraus. Du kannst es ja jederzeit in den Einstellung ändern. Wobei ich das auffinden dieser speziellen Einstellung eher kompliziert gestalte.

Kein Du muss vorher zustimmen, sonst kannst du die App nicht nutzen.

Einfach eine Frage. Ja oder Nein.

Die Antwort wird wohl häufiger „Lieber nicht“ heißen als „Sicher. Bin dabei!“ Aus diesem Grund ist es ja so, wie es ist

Dieses kleine Extrafenster ist also tatsächlich eine Art Tabubruch. Das gab’s bisher so nicht. Bisher waren sich alle einig. Daten sammeln ist das neue Atmen.

Und jetzt das.

Warum regt sich Facebook darüber so auf?

Ganz einfach: Facebook’s Geschäftsmodell beruht auf Datensammelei. Facebook ist nicht, wie häufig geglaubt, ein soziales Netzwerk. Facebook ist vielmehr eine Werbeplattform. Noch viel besser als Menschen miteinander vernetzen, kann Facebook nämlich Menschen Werbung vor die Nase halten. Damit hat Facebook im ersten Quartal 2021 26,2 Milliarden Erlös gemacht. (Daten Handelsblatt) 

Ja genau. Nur von Jänner bis März.

Wenn Nutzer also in großer Zahl auf „ich mag meine Daten eigentlich nicht sammeln lassen“ umsteigen, dann wird das über kurz oder lang Facebook Geld kosten. Viel Geld.

Und das weiß auch Tim Cook, der Chef von Apple. Er machte nie ein Geheimnis daraus, dass ihm die Vorgehensweise von Facebook nicht gefällt. Und die ganze Cambridge Analytica Geschichte, die Wahl 2016 und die russische Einmischung darin über die Einflussnahme der Russen auf die Wähler in Amerika via Facebook. Das alles schmeckt Tim Cook gar nicht. 

Trotzdem ist es ungewöhnlich, dass ein Tech Konzern so offen einem anderen die Geschäftsbasis manipuliert.

Facebook macht jetzt natürlich Stimmung gegen Apple. Sie zeigen Geschäftsleute mit kleinen Businesses, die von der Werbung auf Facebook abhängig sind und weisen darauf hin, dass Facebook für alle ist, während Apple nur für Leute ist, die sich ein iPhone leisten können.

Moralisch steht Apple mit seinen umstrittenen Fabriken in China natürlich auch nicht super da. 

Grundsätzlich ist dieser vereinfachte Zugang zum Schutz der eigenen Daten allerdings natürlich trotzdem sehr zu begrüßen. Es bleibt also weiter interessant.

 

Facebook steht in Amerika ziemlich unter Druck. Diese ganze Facebook, Instagram, WhatsApp Welt ist einer nicht kleinen Zahl an wirtschaftlich Interessierten in den Staaten nämlich zu monopolistisch. 

Es wäre nicht das erste mal, dass die Vereinigten Staaten einen Konzern aufsplitten (Standard Oil in den 1910er Jahren, AT&T in den 80ern). Im Dezember 2020 wurde diesbezüglich ein Gerichtsverfahren eröffnet. Die USA gegen Facebook.

Es wird sicher was zu berichten geben.

Habt ein schönes Wochenende!

The US government wants to break up Facebook – The Guardian

 

Quartalszahlen Facebook – Handelsblatt

 

Podcast NYTimes The Daily – Apple vs. Facebook