gelesen KW 23 – Black lives Matter

Wer Böses tut, muss hierzulande – so die Mähr – ins Gefängnis, damit er drüber nachdenken kann, was er Schlimmes getan hat und eine Chance erhält ein besserer Mensch zu werden.

Okay, das ist rosarot, ich weiß, aber die Idee, die versteht ihr. Die versteht jeder.

Die Idee, die gibt es auch in groß. Also richtig groß. Deutschland nach dem 2. Weltkrieg. Gut, es gab kein Gefängnis für Deutschland, aber … Deutschland mußte sich seinen Taten stellen. Und wenn man sich das deutsche Grundgesetz anschaut, gewinnt man den Eindruck, dass maßgebliche Personen absolut verstanden haben, welche Aufgabe ihrem Land in Zukunft zuteil wird. .. weil, sie gezwungen waren, darüber nachzudenken. Heraus kam..

Die Würde des Menschen ist unantastbar.

Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung

aller staatlichen Gewalt.

So hart dieser Weg war, so hat er uns allen doch viele Jahre Frieden geschenkt. Deutschland agiert sehr häufig … äußerst … – verzeiht mir –  … erwachsen. Gereift.

Nirgendwo noch eine Statue von Göbbels oder Hitler (soweit ich weiß). Aufgeräumt. Aufarbeitend. Immer noch. Noch lange.

Die Vereinigten Staaten hingegen – und das hat an dieser Stelle gar nicht mal so viel mit dem Trampel zu tun – haben sich nie ihrer Geschichte gestellt. Nie das Thema Sklaverei aufgearbeitet. Vollends. Mit all den schmerzhaften Dingen, die das so mit sich bringt. Sie saßen nie in einer Therapiestunde. Sie haben nie aufgeräumt, niemals Stellung bezogen. Ja, okay, ein paar Einzelne vielleicht, aber ein Gesamtpaket, Restitutionszahlungen oder so, gab es nie.

Und weil das in den USA verabsäumt wurde, gibt es dort viele ultimativ rassistische Geschichten, die das Leben von Millionen Menschen terrorisieren.

Da ist zumal die Geschichte vom „Schwarzen Mann“ vor dem sich jeder, vor allem aber die Weiße Frau, fürchten. Fürchten muß.

Es mag albern klingen, aber es ist bitterböser Alltag. Rassismus-Botschaft die Allgemeingut wurde. Der Schwarze Mann. Der kann nicht gut sein, auch wenn der Typ freundlich hinter der Bar steht und Milch Shakes schüttelt. Ganz wohl ist vielen Menschen bis heute nicht.

Das ist die Kraft von Geschichten, die über lange Zeit immer und immer wieder erzählt werden.

Und das ist die Ausgangslage für die Situation in den USA. Amerika und seine AfroAmerikaner. Eine laaaaange Geschichte. Alt, verkorkst und zum Großteil unaufgearbeitet.

Die besagten Statuen stehen in den Südstaaten immer noch. (Anm.: Halt nicht Hitler.) Am Hauptplatz. Und im ganzen Land fürchten sich die Weißen Menschen vor den Schwarzen Männern. Sie fürchten sich so sehr und das ist so „normal“, dass selbst eine Frau, die Barack Obama gewählt und unterstützt hat, schnell mal zum Telefon greift um mit ängstlicher Stimme in ebendieses zu jaulen, dass „ein Schwarzer Mann sie belästigt“, nachdem dieser sie darauf aufmerksam gemacht hat, dass sie in diesem Teil des Parkes ihren Hund an die Leine zu nehmen hat. Weiße Frau, Schwarzer Mann … das Szenario für Lynchjustiz.

Als sie da so anruft und jault, weiß sie genau, was das in den Polizisten auslöst. Sie benutzt die Erzählung um dem Mann eines auszuwischen, der er sie zurechtgewiesen hat. Sie weiß, was das für ihn bedeuten kann, wenn’s schief läuft.

Alle wissen das. Und nicht Wenige nutzen das auch aus.

„Da ist ein Schwarzer Mann vor meinem Haus!“ und schon ziehen die Weißen Männer los und viel zu häufig wird dann jemand getötet.

Gerechtfertigt werden diese Taten dann damit, dass die Polizisten im Affekt reagiert hätten, weil sie sich bedroht fühlten. Bedroht von einem Schwarzen Mann, der telefonierend irgendwo auf und ab geht.

Ein Polizist, der sich bedroht fühlt, darf in den Staaten .. ja, er darf schießen, er darf töten. Er wird dafür am Ende nicht belangt. Gut, er kriegt einen Verweis oder so, kommt womöglich sogar vor Gericht. Schuldig gesprochen wurden da noch nicht viele. Häufig kann der Täter seinen Beruf weiter ausüben. Selbst wenn er zunächst mal gefeuert wird. Fast alle klagen danach und erhalten ihren Job zurück. So sieht es das Gesetz. Ein Polizist ist ein Polizist. Das ist in den Staaten ein Job mit ganz besonderen Rechten.

Dieses Polizeisystem ist eine weitere äußerst unangenehme Geschichte. Darauf will ich mich hier gar nicht allzusehr einlassen. Pandoras Box.

Aber es ist ein Teil des Gesamtproblems.

All diese Dinge passieren den Schwarzen Bürgern der Vereinigten Staaten immerzu. Immer schon. Der Unterschied heute ist einzig der, dass die Taten gefilmt werden und an die Öffentlichkeit gelangen.

Dazu kommt, dass Schwarze Menschen benachteiligt sind. Sie sind ärmer, kränker, weniger gebildet. Auch Corona tötet mehr Farbige als Weiße. Sie werden schneller und in größerer Zahl arbeitslos.

Es ist furchtbar und unfair. Es ist furchtbar unfair.

Und dann noch der Trampel. Seine bescheuerte Foto-Aktion mit der Bibel war keine Notwendigkeit. Das war eine Machtdemonstration. Macht mit Gewalt.

Weil er’s kann.

„Here. Take that. You Thugs!“

Finde ich es gut, dass die Menschen Autos anzünden und Läden plündern?

Nein.

Ist es verständlich?


Ja. Durchaus.

PS.: Das ist nur ein kleiner Teil, den es zu diesem Thema zu sagen gibt. Aber es ist ein Teil, der mal klar gesagt werden muss.