gelesen KW 25 – Juneteenth & Tulsa

Die Vereinigten Staaten haben einen neuen Feiertag. Einen Speziellen. Speziell insofern, als der größere Teil der Bürger dieses Landes noch nie zuvor von Juneteenth gehört hatte.

Was ist Juneteenth also?

Als Abraham Lincoln 1863 die Sklaverei für beendet erklärte, da war dem nicht überall so. Einige der Südstaaten stellten sich taub und machten weiter wie bisher. Und so dauerte es über 2 Jahre bis ein Unionsgeneral namens Gordon Granger die Freiheit aller Sklaven auch in Texas verkündete. Das war am 19. Juni 1865.

Deswegen galt dieser Tag in der Schwarzen Bevölkerung als der eigentliche Unabhängigkeitstag. Der Tag der Freiheit. June nineteenth – kurz Juneteenth.

Interessant ist, dass der allergrößte Teil der Bevölkerung der USA davon heute nichts weiß, da derlei Daten nicht in den Schulen unterrichtet werden. Genauso wie das Massaker an der schwarzen Bevölkerung der Stadt Tulsa niemand kennt und damit auch niemand gedenkt, so war Juneteenth der weggeschwiegene Freiheitstag, den eben nur die Schwarzen feierten.
Ganz allgemeinhin werden diese beiden Ereignisse nicht unterrichtet, weil es so unangenehme Themen sind und man die Kids nicht belasten möchte.  Soweit die ernstgemeinte Erklärung. Derlei systemischen Unfug kann ich gar nichts hinzufügen. Das spricht für sich.

Fairerweise muss man sagen, dass das nicht für die ganzen USA gilt. In Texas zum Beispiel ist Juneteenth schon länger Feiertag. Man kann also nicht alles über einen Kamm scheren. Nie.
Bis zum heutigen Tag ist allerdings dieses Datum in 15 Bundesstaaten nicht im Lehrplan enhalten. So wie eben auch Tulsa.

Kurz Basisinfo zu Tulsa.
In Tulsa gab es eine florierende Schwarze Community. Richtig erfolgreiche Geschäfte, Geld, Erfolg, alles. Nur eben Schwarz.
Und eines Abends zog ein weißer Mob durch die Straße mit ebendiesen Geschäften und zündete jedes einzelne Haus an und tötete um die 300 Schwarze Mitbürger. Die Geschichte ist in den Details unglaublich grausam und derart rassistisch, dass es schwer zu verdauen ist. Dass derlei Geschehnisse im Unterricht nicht erwähnt werden, zeigt nur auf, was da alles schiefläuft im Land der unbegrenzten Möglichkeiten.

Viele Menschen haben über die Geschichte zu Juneteenth und Tulsa durch die George Floyd und Black Lives Matter Proteste erfahren. Und durch einen eigenartigen „Zufall“ rund um Donald Trump. Der wollte nämlich seinen Wahlkampf zur Wiederwahl an ebendiesem Tag und dann auch noch in dieser Stadt starten. Sprich am 19. Juni in Tulsa.

Das hat ungefähr den Charme als würde der Wahlkampfkickoff der AfD in Buchenwald am Tag der Novemberpogrome stattfinden. Und keiner der Organisatoren ahnt, dass das ein heikles Datum oder ein heikler Ort ist, weil sie davon nie gehört haben. Tja.

Bildung ist Macht, und Unbildung hilft beim Unterdrücken.

Ihr wisst jetzt Bescheid.

 

Info:

NYT – So you want to know about Juneteenth

Forbes – Juneteenth should be taught in schools

The Daily (Podcast der NYTimes) – The burning of Black Tulsa