Diese Woche habe ich einen Artikel gelesen, der mich sehr beschäftig hat. Er ist lang und in englischer Sprache verfasst. Wenn ihr euch das zutraut, dann bitte lest dieses Meisterwerk. Kein Scherz. Man kann ihn sich auch vorlesen lassen (nicht von einer Computerstimme)
Hier ein minimaler Auszug.
Es ist ein paar Wochen her, da habe diesen Artikel hier gelesen. Er handelt davon, dass das Selbstverständnis vieler Amerikaner in den letzten Jahren und speziell durch Corona einen gewaltigen Knacks abbekommen hat. Das Land der unbegrenzten Selbstverherrlichung 😉 schaut in den Spiegel und schaut schlechter aus als … viele Länder, mit denen es sich normalerweise vergleicht und sich immer für die bessere Option hielt
Der Artikel aus dem Rolling Stone Magazin geht aber viel weiter. Da geht es nicht mehr um Ernüchterung in Anbetracht der verheerenden Situation in den Staaten, nein, es geht vielmehr darum, dass die Jahre der Weltführung durch die Vereinigten Staaten von Amerika sich dem Ende neigen.
Das 15. Jahrhundert war das der Portugiesen, das 16., das der Spanier. Im 17. Jahrhundert gaben die Holländer den Ton an und im 18. die Franzosen. Darauf folgten die Briten, welche den Stab dann den Amerikanern übergaben. Diese zerrten beinahe solo die Weltwirtschaft nach dem zweiten Weltkrieg aus dem Dreck und gaben fortan den Demokratiemissionar.
Aber, so der Artikel, kein Reich hält ewig. Und auch den USA scheint das Ende offenbar. Zuviel funktioniert im eigenen Land nicht mehr. Und man kann nicht Weltpolizist sein, wenn daheim der Seegen schief hängt. (milde ausgedrückt).
Das Land, das in seiner wirtschaftlich herausragendsten Zeit Autos, Schiffe und überhaupt alles in ausreichenden Mengen für die ganze westliche Welt produziert hat und so einen Wohlstand nicht nur seinen Reichen, nein, auch der „gewöhnlichen“ Arbeiterschaft ermöglichte, war, wie so viele andere Länder auch, in der ersten Phase der Pandemie nicht im Stande sein medizinisches Personal mit Schutzbekleidung zu versorgen. Das ist ein systemisches Versagen, dass man in diesem Land nicht kennt. Mental.
In Amerika herrscht der Kult des Individuums. Jeder kann alles. Niemand ist irgendwem irgendwas schuldig. Das verhindert Gemeinschaft und in weiterer Konsequenz eine Gesellschaft. Alle müssen bereit sein für alles zu kämpfen: Bildung, Unterkunft, Essen, medizinische Versorung.
All das, was bei uns hier als normal gilt und geschätzt wird, verachtet ein Teil Amerikas als Weichei-Gehabe.
So unerträglich wie Trump auch sein mag, so ist er nicht die Ursache des Untergangs dieses Landes, er ist vielmehr ein Zeichen der Zeit. Die bedenklichen Geschehnisse ziehen sich schon seit Jahrzehnten hin. Und sie sind mannigfaltig. Da sind die Gehälter der CEOs, die früher das 20fache ihrer Arbeiter betrugen und heute das 400fache. Da ist das Gerrymandering, das Wahlbezirke nach Bedarf schneidert und so einen Machterhalt ermöglicht von Parteien, die sonst keine Chance mehr hätten und dann ist da noch der 45te Platz weltweit, wenn es um Pressefreiheit geht. Auch nicht ohne.
Die Vereinigten Staaten haben im Rest der Welt schon vielerlei Gefühle ausgelöst: Liebe und Hass, Angst und Hoffnung, Neid und Verachtung, Ehrfurcht und auch Wut, aber noch niemals vorher war da Mitleid.
Auch wenn Donald Trump die Wahl verlieren sollte, werden die Staaten am Tag danach nicht wieder „repariert“ sein. Was auch immer das ist, was wir hier gerade Beobachten, es ist groß und es schaut nach einem Ende aus.
Die Staffelübergabe hat, so scheint es bereits stattgefunden: China ist dran.
Ich habe euch noch das Video-Interview verlinkt, das der Autor des Artikels gegeben hat. Das fasst auch einiges zusammen.
Denkt mal darüber nach ….
.. trotzdem ein wunderbares Wochenende!
Der Standard: Die USA geraten aus der Spur
Rolling Stone Magazin: The Unraveling of America
Interview auf Amanpour & Co.