gesehen KW 26 – Queer Eye und die Macht des Schneiders

Wir haben zur Zeit wieder einen Netflix – Monat. Hie und da machen wir das. Dauerabo brauchen wir nicht. Aber hie und da. Das geht.

Und da gibt es eine Serie die da heißt „Queer Eye“. 5 Homosexuelle Männer, jeder Meister in einem  Fach, ich erkläre das gleich, helfen einem Mann dabei sein Leben wieder in den Griff zu bekommen.

Photo by Dimitar Belchev on Unsplash

Männer, die sich Jahre nicht die Haare geschnitten haben, die ihre Bart wildern lassen, weil sie so viel arbeiten müssen, dass sie sich selbst eben hintanstellen. Männer, die sich nicht mehr in Gesellschaft trauen, weil sie ihre Selbstbewusstsein verloren haben …

Und dann kommen diese 5 knallverrückten Typen daher. Tanzen, busseln und reden alle gleichzeitig. Sie bauen die Wohnung um, hauen die uralt-Kleidung raus und machen Mode-Typ-Beratung, sie schneiden Haare, pflegen Bart, erklären Pflegeprodukte bei schwieriger Haut, Fußpflege etc.

Aber: sie helfen auch der menschlichen Seite, sie „knacken“ die Typen, denen sie helfen, sie haben das im Gespür und dann sagen sie diesen Männern, was diese Männer einmal hören müssen.

Sie stupsen sie an und das funktioniert.

Photo by Gaelle Marcel on Unsplash

Ich habe das jetzt ein paar mal geschaut und es ist klassisches „feel good“ Programm.

Warum ich das hier heute erwähne?

Nun gestern habe ich eine Folge geschaut, da ging es um einen Transgender Mann. Also einen Mann, der früher mal eine Frau war. Einen Mann, dessen Eltern ihn nach dem Coming-Out verstoßen haben, einen Mann, der jahrelang nur dafür gelebt hat genug Geld zusammenzubekommen um sich die Brust-Entfernungs-OP endlich leisten zu können.

Das war an sich schon sehr berührend. Die Fab 5, wie sie genannt werden, waren auffallend soft und respektvoll und als es darum ging, diesen Mann anzukleiden habe ich etwas gelernt .. und das will ich euch heute mitgeben.

Also dieser Mann hat natürlich immer noch den Körperbau einer Frau. Soll heißen er hat eher schmale Schultern und dafür Becken. Er ist kein „Cornetto“. Sich männlich zu kleiden mit herkömmlicher Männermode ist daher schwierig. Die Sachen sind einfach nicht richtig geschnitten.

Photo by Toa Heftiba on Unsplash

Besonders schwierig ist das beim männlichsten aller Kleidungssymbole: dem Anzug.

Der junge Mann dieser Episode wollte sich einen schneidern lassen. Das war allerdings ein geradezu traumarisierendes Erlebnis. Ich hatte mir darüber nie Gedanken gemacht, aber für jemanden wie ihn, ist es schlicht furchtbar, so abgemessen und befummelt zu werden. Im Schritt, Oberweite, Po … das ist panikauslösend. Traumasituation.

Also hat er das abgebrochen und daher eben einfach keinen Anzug.

Und dann kommen eben diese 5 Typen und .. stellt euch vor: es gibt Marken bzw. Schneidermeister, die sich auf Transgender-Leute spezialisiert haben. Schneider, die einen Anzug schneidern, der einen femininen Körper männlich anzieht.

Ich war fassungslos. Und das, wo ich doch nähe, wo es doch naheliegt, dass das ein Problem des Schnittmusters ist .. und nicht der Person an sich.

Ich finde das wunderbar.

Einfach nur wunderbar.

Sowas sollte man wissen, für den Fall, dass man mal jemanden wirklich eine große Hilfe sein möchte.

Wieder was gelernt.

Jetzt kriegen wir mal Zeugnis.

Eine kürzere Folge von Queer Eye ist auf YouTube zu sehen, falls ihr das mal sehen wollt. hier lang