Okay, ich weiß, ihr habt es gesehen oder besser SIE gesehen: Die Bilder aus dem All. Sie waren überall und insofern passen sie nur bedingt in meine „gelesen“ Serie. Weil ich euch doch eigentlich von Dingen berichten möchte, die eben gerade NICHT auf der Titelseite zu finden sind. Aber .. ich hab‘ nun mal einen Hang zur Wissenschaft und jeder hat die Phase im Leben gehabt, in der das All faszinierend ist und bei mir ist das eben immer noch so. Und deswegen: Ausnahme!
James Webb. Ich hatte noch nicht wirklich bewußt davon gehört. Ich meine, gehört vermutlich eben schon, aber zwischen hören, aufnehmen und verarbeiten, liegen eben Welten. Bei mir zumindest. Und dann diese Bilder, die aussehen, als hätte irgendein Science Fiction Künstler bunte Motive für den Bildschirmhintergrund gebastelt. Orange-Blau-leuchtende Stern. Schon cool, schon schön, aber … naja ein bissi dick aufgetragen. Ich meine, wenn man in echt in den Himmel schaut, ist doch alles schwarz.
Nö, isses eben nicht. Mit dem menschlichen Auge vielleicht. Weil, simma sich ehrlich, für Blicke ins All ist unser Auge nicht gemacht. Wir sehen, was wir sehen können müssen um zu überleben. Wir sehen deutlich besser bei Tag als bei Nacht … naja und da draußen … eher finster. Dazu eben das eingeschränkte Spektrum des Menschen. Von dem was da so ganz generell (und nicht nur von den Sternen) gesendet oder reflektiert wird, sind ja die Wellenlängen, die wir sehen können, nur ein überschaubarer (hihihi lustiges Wortspiel) Bruchteil. Also sehen wir selber eben nicht viel, wenn wir da raus schauen. Ist nicht die Funktion unseres Auges. Punkt.
Aber weil die Gabe des Menschen nicht das Sehen sondern die Neugierde ist und wir zudem Einige unter uns haben, die richtig clever sind, können wir Geräte bauen, die sehen, was wir eben nicht zu sehen imstande sind. Und da kommt James Webb ins Spiel. Ein riesengroßer Fotoapparat, der im All rumfliegt und Fotos von der Vergangenheit macht.
Und das ist der verkorkste Teil, den ich einfach nicht verarbeiten, nicht runterschlucken kann. Je genauer zu sehen und vor allem je weiter weg die Sterne sind, die wir da ablichten, desto länger sind sie her. Sprich, die Chance stehen gut, dass es diese Sternhaufen so gar nicht mehr gibt. Alles lange vorbei. Die Bilder sind so alt, dass sie mehr oder weniger kurz nach dem Urknall aufgenommen wurden. HÄÄÄÄ??
Ja genau. Das verstehe ich zwar logisch, kann es aber nicht verarbeiten. Diese Raum-Zeit-Geschichte, die kann ich einfach nicht. Ich meine, man stelle sich vor, man KANN gar kein Foto vom JETZT dort drüben machen, weil das Licht, das JETZT dort wegfliegt eben erst in eine paar Milliarden Jahren (WTF??) bei uns sein wird. Mein Hirn windet sich emotional durch diese Schlaufe.
Also, nur so zum Vergleich, wäre mein Garten weit genug weg. Genauer das Ende meines Gartens (ich sitze auf der Terrasse und blicke auf denselben), wäre also das Ende meines Gartens weit genug weg und ich würde ein Foto machen, dann wäre die mittlerweile 100-jährige Kastanie noch ein Baby-Baum. Wobei sie es ja im Moment nicht wäre, sie wäre schon 100, nur ICH KÖNNTE SIE NICHT SEHEN! Sorry, aber ich kriege diese Kurve einfach nicht zu Ende. Also, ja ich versteh’s aber nein, ich begreife es nicht. Ich bin Schrödinger’s Katze. Am Leben und tot gleichzeitig.
Schon faszinierend wie wir Menschen dann doch eingeschränkt sind. Clever, ja, ohne Zweifel, aber nur soweit es uns halt im Alltag hilft. Und unser Zeitverständnis beschränkt sich halt auf ein Leben, oder einen Tag oder so. Aber mit Sicherheit nicht mehr auf Zeitangaben, die Distanzen sind … gigantoblastisch Kilometer halt (mir fehlt da einfach ein Wort dafür).
Um euch jetzt noch einen humoristischen Vergleich dazu zu zeigen, hier noch ein finnischer Komödiant, der sich genau mit diesem Thema auseinandersetzt. Menschen und ihre Unfähigkeit Zeit und Distanz korrekt zu definieren .. Sehr unterhaltsam!
video ismocomedy time travel
Habt ein wunderbares Wochenende!
Im übrigen hab‘ ich jetzt einen neuen Schreibtischhintergrund 😉
Jede Menge Info zum James Webb Teleskop findet ihr auf der Seite der NASA.