Monatsspaziergang: Die SignaPrime in der Stadt

Und dann zählte der Nachrichtensprecher die Gebäude der Reihe nach auf, die in einem Paket verkauft werden sollten. Und alle lagen sie knapp beisammen. In der Wiener Innenstadt. Und ich dachte mir: Ich mache einen Signa Prime Spaziergang und zeige euch, was der Herr Benko da gerade zu Geld machen muss. Damit ihr ein Bild habt. Unnützes Trallala-Wissen. Und doch irgendwie ein Spaß!

Und weil’s so viel Spaß macht, fange ich mit dem Gebäude an, das dem Benko und der Signa NICHT gehört, nie gehört hat: dem Palais Harrach auf der Freyung. Das Palais Harrach gehört nämlich der Wlaschek-Stiftung (Billa). Im Harrach hat sich die Signa eingemietet und ihr Hauptbüro untergebracht. Aus dem Harrach heraus werden jetzt die Möbel aus den Büros hinausversteigert um auch aus jedem Pflanzerl (ja, die werden auch versteigert) Geld herauszuquetschen.

Das Palais Harrach ist erbaut worden so um 1690 rum. Allerdings wurde es reichlich umgebaut (mehr innen wie außen) und die Fassade war nach dem 2. Weltkrieg total hinüber (zu sehen auf Fotos im Bildarchiv der Nationalbibliothek. Hier lang, für die, die das interessiert.)

Die Innenhöfe vom Harrach habe ich medium-prunkig-angeberisch-aufgeräumt in Erinnerung. Diesmal bin ich nicht hinein, weil … ja, schlicht, weil das Palais Harrach nicht der Signa gehört.
Per se ist das Harrach ein frisch hergerichtetes durchaus herzeigbares Gebäude. Weil aber auf der Freyung halt auch noch das Palais Kinsky und die Rückseite des Palais Ferstel zu finden sind, fällt das Harrach gar nicht mehr so auf. Das Kinsky … ach ich muss mal so ein paar von diesen Innenstadtpalais posten … das Kinsky ist ein AngeberPalais erster Klasse. Das Ferstel ist ganz ganz eigen, alles so auf dunkles Holz und mit viel Schnörksel. Will sagen: auf der Freyung fällt das Harrach kaum auf, weil die Umgebung schon so protzt. Schlicht und unauffällig ist das Harrach aber eigentlich nicht. Fix.

Links groß im Bild das Palais Harrach, gegenüber die Seitenansicht der Schottenkirche (Barock) und vom Laternenpfahl etwas zugedeckt das Palais Kinsky.

Aber eigentlich sind wir ja bei den Signa Teilen.
Nun, dazu muss man sich nur umdrehen. Denn dann schaut man auf ..

.. das Kunstforum Bank Austria. Ja genau. Der Name klingt lang nicht so .. wienerisch pompös. Das Gebäude ist durch und durch Bankgebäude. Wurde als solches geplant und beherbergt seit 2012 den österreichischen Verfassungsgerichtshof. Okay, das ist keine Bank, aber .. Haarspaltereien.
Im Erdgeschoss befinden sich schon seit ich recht denken kann Museumsräume mit regelmäßig wechselnden, stets interessanten Ausstellungen. Kann man immer im Auge haben, das Kunstforum.

Mir persönlich ist der Bau ein wenig zu klobig. Quadratischer Historizismus ist dann wohl nicht so meines. Die Fenstergitter find ich allerdings ausnehmend lässig!

Dieses Riesending in prominenter Lage gehört also (noch) der Signa. Steht man auf der Freyung blickt in Richtung Innenstadt, dann – bitte noch einmal auf das Titelbild schauen … sieht man im Hintergrund schon die nächste Immobilie, die zu haben wäre.

Es nennt sich zur Zeit Park Hyatt Vienna und ist ein Hotel. Wenn man aber kurz hinschaut und das Kunstforum noch im Hinterkopf hat, dann weiß man schnell, dass es sich hier um ein Bankgebäude handelt. Selber Architekt, knappe 100 Meter weiter. Fragt mich nicht warum es so knapp beisammen zwei derart große Bankgebäude haben musste .. und jetzt wo ich das schreibe .. da steht noch so ein Kasten am Schottentor .. 150 Meter weiter … tststsss

Gekauft hat der Herr Benko das Haus in 2008. 2011 dann hat’s drinnen gebrannt (hier nachlesen). Und jetzt ist es schon ein Weilchen ein Hotel. Auf mich wirkt’s je eher nicht so gemütlich, aber ich bin ja auch nicht der Maßstab.

Die Seitenansicht verrät auch, dass Sicherheit beim Bau vorrangig war und nicht Lifestyle. 😉

Das Gebäude steht an der Ecke am Hof/ Bognergasse. In derselben prangen seit ein paar Wochen so Giganto-Pflanzkreise. Da wird’s wohl demnächst grün! Momentan wird aber in den sozialen Netzwerken deswegen viel gejammert.
Dabei nehmen dieses Betonkübel ja nicht einmal Parkplätze weg.

Geht man die erwähnte Seitenfassade die Bognergasse hinunter, dann öffnet sich links die Seitzergasse. Und jetzt sind wir sozusagen mitten im Benko-Signa-Träumeleins-Land. Auf dem folgenden Bild ist links die Rückseite des Blocks vom Park Hyatt und rechts sieht man einen Eingang zum wie es sich nennt „Goldenen Quartier“.

Golden ist an diesem Gebäude-Komplex nix. Auch optisch in der Fassade reden wir hier nicht vom feinsten Wiener Level. Wie ihr schon am obigen Bild beim genaueren Betrachten erahnen könnt, gibt’s in der Gegend im Wesentlichen teure Klamotten und sonst nicht viel.

Für nicht dort Wohnende ist das Goldene Quartier ein überdachtes Gasserl zwischen zwei Gebäuden mit teuren Kleider-Geschäften unten drin.

Soweit so Signa-Prime Paket im Verkauf. Das Kunstforum, das Hyatt und das Goldene Quartier. Einzige wahre Besonderheit dabei: Innenstadtadressen. Optisch sind es nicht die Best of’s meiner Stadt. Was mir eher peinlich aufstoßt ist dieser Drang nach Besonderheit. Das „Goldene Quartier“ ist nicht einmal schön. Und die beiden Bankgebäude sind .. groß und kastig. Nicht ganz der feine Wiener Stil. Passt allgemein rein, aber Angeben würd‘ ich ihn Wien damit nicht.
Ehrlich.
Ich bin mir ja sicher, dass sie die Wohnungen im „Goldenen Quartier“ schick hergerichtet haben, aber solange im Preis nicht der sich selbst reinigende Bio-Teppich oder die niemals staubfangende Buchenholz-Jahrhundert-Bibliothek enthalten ist, sorry, ist es das Geld nicht wert.
Und eins noch: Wenn man ihn Wien besser ist/besser wohnt, dann braucht es kein Edelmetall im Namen.
Anfänger.

Wien hat viele Probleme, wie jeder vernünftige Flecken mit vielen Menschen. Dieses geltungssüchtige Reichenviertelgetue gehört dazu.
Immerhin nehme ich aus diesem Spaziergang die Palais-Post-Idee mit. Mal schauen. Was meint ihr?

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