Musik und was man als solche alles ausgeben kann {Aus dem Leben einer Familie}

 

Musik ist ja eine wunderbare Erweiterung der Menschen. Musik ist so viel. Ich will hier gar nicht allzusehr darauf eingehen. Aber was man alles als Musik bezeichnen darf, das hat mir noch nie jemand klar erklären können.
Jahrelang habe ich regelmäßig Schulaufführungen lauschen müssen. Ich hatte derartige „Aufführungen“ über Jahre im Abonnement gebucht, weil meine Kinder in eine Bobo-Volksschule gingen und weil Bobos ihren Kindern Geige beibringen lassen. Das macht man hier so. Blockflöte oder Gitarre ist was für „Normalos“. Das Kind mit Potential spielt Geige. Ob es will oder nicht. Und dann erzählen sie den anderen, das sei dann Musik!

Wie das nun mal in unseren Kulturkreisen so üblich ist, kann man scheinbar gar nicht unmotiviert genug sein um an einer Weihnachtsaufführung teilnehmen zu müssen. Der Eifer mancher Eltern macht sie beeindruckend blind für das offensichtliches Desinteresse ihres Nachwuchses.

Auf jeden Fall habe ich und da vor allem die künstlerische, musikalische Seite von mir, unendliche Grausamkeiten durchhören müssen. Nichts kann einen darauf vorbereiten, auf dieses Oh, Tannenbaum – Gefidle von 5 unbegabten, nervösen 8-Jährigen Kids, die für Rugby wohl besser geeignet gewesen wären und die dazu genötigt wurden vor der ganzen Klasse und der versammelten Elternschaft fein säuberlich aufgefädelt nebeneinander stehend eine auf drei Töne runterreduzierte Hintergrundbegleitung für das eine Kind zu liefern, dass tatsächlich Geige spielen kann.
Wer die Spinne Thekla kennt, weiß in etwa wovon ich hier spreche. Einer Geige einen klangvollen Ton zu entlocken, liegt einfach nicht im Können mancher Menschen. Nachweisbar aber nicht im Können jener 5 Hintergrundfidelisten.
Wenn man dann noch die mehr als ungeübte Sängerschaft von 20 Volksschulkindern mit dem Chor der Eltern paart, deren Hauptmotivation das Hoffentlich-hört-mich-keiner ist, der möge die sich einstellende Gänsehaut mit Tapferkeit ertragen.

Wie dem auch immer. Diese Jahre der krächzenden Geigen, der zerbrochenen Melodien aus Kratztönen, hat mich schätzen gelehrt, welche weite Bandbreite Musikschaffende mit ihren Instrumenten abzuliefern imstande sind und in weiterer Folge weiß ich jetzt, dass ich die Qualität, die ich für gewöhnlich zu hören bekomme, auch innerhalb meiner Familie,  gar nicht hoch genug schätzen und würdigen kann.
 

Und Geige, das stell’ ich noch schnell klar, hat hier niemand spielen müssen.