Nachmittagsschläfchen

Als meine Kinder noch Kinder waren, da wurden gelegentlich Mittagsschläfchen gehalten. Oder Nachmittagsschläfchen. Mittlerweile ist das total out. Ich bin jetzt diejenige, der irgendwann am Nachmittag die Augen zufallen. Dann liege ich auf dem Sofa, mehr oder weniger in der Position, in die ich eben gerade gefallen bin, halbherzig mit einer Decke zugedeckt und in dieser Lage dann durch 2 Katzen fixiert, die sich vor meinem Bauch und in meiner Kniekehle einrollen.

Man reift in seine Brille, hat mir mal ein charmanter Optiker erklärt, als meine Augen einfach älter wurden. Ich für meinen Teil erlebe ein Ich reife in mein Nachmittagsschläfchen. Mein Geist ist ja mehr von der quietschfidelen Sorte und würde bei ansprechender Wetterlage gerne die Welt erkunden und Leute treffen. Mein Körper sagt nach dem Mittagessen: STOP!

Und dieses Stop ist ein mächtiges. Wenn es dann auch noch die Woche vor der Regel ist, habe ich, offen gesagt, nicht den Funken einer Chance. Plumps auf Sofa und weg, beschreibt die Situation recht gut. Meine Familie amüsiert das. Auf deren liebevolles Geschmunzel, kann ich meist gar nichts mehr antworten. Weil meine wohlgefeilte, wortgewaltige Gegenargumentation durch all die Schichten von Schwere, Nebel, Wärme und tiefer Entspannung nur mehr als „bumblwwwwaap“ nach oben dringt. Meist sag’ ich sogar gar nix mehr. Hat eh keinen Sinn. Der Polster ist so perfekt weich, der Kopf liegt so gut … was wollt’ ich grad sagen? Wurscht.

Und dann, dann bin ich weg. Traumlos, tief drin, schwerelos schwer, weggeschnurrt von den 2 Katern, die die Sache als Gruppenheia betrachten und der ganzen Sache etwas Professionelles verleihen. Während ich einfach k.o. geschlagen werde, ist ihr Beitrag ein bewußter, ein gewählter. So macht man das, so streckt man sich noch einmal, so ringelt man sich ein um im Anschluß die Ohren abzusenken und entspannt wegzusinken. Profis halt. Und so liegen wir dann als Penntrio am Sofa mitten im Familiengeschehen und was auch immer um uns herum passiert, es tangiert uns so gut wie nie. Manchmal habe ich entgangene Telefonanrufe , von denen ich nicht einmal irgendwas mitbekomme. Da kann ich auf dem Fon liegen. Null. Andere Male, schlafe ich während eines Podcasts ein um drei Folgen später aufzuwachen. Zu einem völlig anderen Thema. (Leider sickert Information, die man im Nachmittagskoma hört, nicht ins Gedächtnis. Habe das getestet. Leider nein.)

Irgendwann tauche ich dann auf, hole tief Luft. Die Schlaf-Wolken hängen noch in meinem Kopf, der Körper sagt sowas wie: einen Moment noch! Dann bewege ich meine Beine, was die Katzen weckt.

Wir sitzen dann alle drei total verdattert am Sofa. Die Rückkehr hat begonnen. Der Rest der Familie wappnet sich. Wir sind wieder da. Und wir sind ausgeschlafen!