Nun verhält es sich ja so, dass sich in so einem Leben die Dinge stetig weiterentwickeln. Irgendwas tut sich immer und wenn es nur das Es-tut-sich-Nix ist. Manchmal bemerkt man diese Veränderungen nur so am Rand und steht dann irgendwann ein wenig überrascht vor einem fait accompli, das man nicht so recht hat kommen sehen.
Ich für meinen Teil befürchte, dass mir das Nähen abhanden kommt. Genauer das regelmäßige zur Garderobe real beitragende Nähen. Das Reparieren bleibt einem ja vermutlich erhalten.
Ich bemerke, dass die Fertigstellung der letzten Werke doch schon ein Weilchen her ist. Weiters bemerke ich, dass ich mir Projekte zwar noch kaufe, dann aber eiskalt liegen lasse. Sogar, wenn ich die Zeit dazu habe, nähe ich nicht. Ich gehe dann den Garten umbuddeln oder spazieren.
Die Nähpriorität ist deutlich gesunken.
Und zwar schon eine ganze Weile.
Stoffe, die ich gekauft habe, stopfe ich in meine Stofflade. Diese, weil ich ja nur eingeschränkt Platz habe, sortiere ich dann immer wieder mal um und miste dabei Stoffe aus, die ich wegwerfen oder verkaufe (siehe Flohmarkt).
Dabei stelle ich fest, dass der Raum, den diese Stoffe und, wenn wir schon dabei sind, auch die Maschinen, einnehmen, beträchtlich ist.
Dieser Raumverbrauch scheint ja für ein Lieblingshobby auch angebracht, ist allerdings unverhältnismäßig, wenn die Sache einfach nur mehr … da sind und ich sie nicht mehr so liebe.
So habe ich neulich darüber nachgedacht meine Stickmaschine loszuwerden. Mein Herz hat’s dabei zerdrückt, das gebe ich zu. Wenn ich sie allerdings nicht benutze, dann, ja dann brauche ich sie vielleicht gar nicht mehr.
Emotional hänge ich an der Sticki, weil ich sie mit Geld gekauft habe, das für mich eine Bedeutung hatte. Das Geld erinnert mich an meinen Burn-Out. An mein Leiden.
Die Maschine selber ist emotional nicht so belastet. Sie hat mehr einen praktischen Wert.
Also denke ich darüber nach sie loszuwerden.
Ich denke darüber nach, nach vorne zu schauen. Nähmaschine und Ovi würde ich nicht hergeben. Das wäre ein völlig irrer Gedanke. So weit bin ich nicht. Möchte ich auch nicht kommen.
Ich möchte bei aufkeimendem Wunsch schon eine Hose, einen Rock oder eine Jacke einfach so nähen können.
Aber ich überlege ernsthaft meine Stofflade auf die Hälft oder sogar ein Drittel herunterzukürzen. Denn, wenn ich etwas nähen möchte, würde ich mir den Stoff dazu ja wohl gerne mit einem frischen Stoff-Shopping-Erlebnis erstmal neu kaufen, oder?
Ich versuche ehrlich mit mir zu sein.
Ich bin am Grübeln.
Was meint ihr? Geht es irgendjemandem ähnlich?