Neue Bäume auf der Wiedner Hauptstraße!

In den letzten Jahren waren wir in Paris und auch in London und in beiden Städten hat sich viel getan. Weniger Autos. Mehr grün. Jeder, der vor 10 Jahren schon mal dort war, kann es sehen.
Und jetzt bemerke ich es auch in Wien.

Gesehen habe ich es in kleinen Gassen, aber eben auch in großen vielbefahrenen Straßen, die sich durch ganze Bezirke schneiden. Die Parkplätze werden stark dezimiert, Flächen entsiegelt und der Verkehr teilweise umgeleitet um ruhigere Vierteln zu schaffen.

So ist es auch bei mir geschehen. Ich habe ja berichtet, dass in meiner unmittelbaren Umgebung eine der Hauptstraßen grundsaniert und dabei begrünt wurde.
Die Baustelle ist mittlerweile schon ein halbes Jahr wieder Geschichte. Für mich fühlt sich alles noch sehr neu an. In den ersten Wochen ist mir vor allem aufgefallen:

  • wie viel weniger Verkehr vorbeizieht und
  • wie viel leiser es dadurch ist. Selbst die Bim ist auf ihren neuen Schienen vergleichsweise (zu vorher) geradezu geräuschlos.

Heute will ich euch aber, von den Bäumen berichten, die gepflanzt wurden. Erstens, weil ein Baum vor allem in der Stadt eine feine Sache ist und zweitens, weil es interessant ist welche Bäume sie pflanzen.

Die Wiener Stadtgärten haben wohl mittlerweile einiges an Wissen und Erfahrung bezüglich Bäume in der Großstadt. Da maße ich mir keinerlei Besserwisserei an. Ich bin aber neugierig, was die so pflanzen. Heutzutage. In Wien.

Auf jeden Fall stehen in meiner Nähe jetzt über 10 neue Bäume. Ich werde/möchte sie beobachten.
Heute stelle ich sie euch vor.

Silberlindetilia tomentosa „brabant“

Vom ersten Baum stehen gleich vier in einer Reihe. Bemerkenswert ist, dass sie dort stehen, wo bis vor einem Jahr eben noch einen Nebenfahrbahn war. Es ist die einzige Stelle an der tatsächlich Straße zu reinem Grün wurde. Darauf bin ich schon eigenartig stolz. Natürlich wünscht man sich in Phasen mehr von derlei Aktionen, aber .. naja, eins nach dem Anderen.

Heute!
Im Bild: die Nebenfahrbahn.. zu den Bäumen vom Bild oben. Selbe Fläche.
Das einzige mal, wo die Baustelle wirklich laut wurde.

Es handelt sich hierbei um Silberlinden. Persönlich gehe ich davon aus, dass sie dort hauptsächlich gepflanzt wurden, weil auf der anderen Straßenseite Sommerlinden stehen und man so hofft eine optisch spiegelige Allee zu bilden. Ein wenig Sorge habe ich insofern, als die Sommerlinden eben leiden. Das mag sich ein wenig ändern, weil auch auf der Sommerlindenseite die Beete erweitert und vor allem mit Bewässerung versehen wurden. Mal schauen, was das so ausmacht.

Linden sind im Allgemeinen sehr bienenfreundlich. Die Silberlinde dürfte aktuell die Lindenart sein, die mit städtischen Hitzeverhältnissen eingermaßen klarkommt. Schaumamal.

Schnurbaumsophora japonica

Etwas weiter unten, am Spitz wo sich Wiedner Hauptstraße und Favoritenstraße dann wieder vereinen, stehen neuerdings 3 Bäume. Ziemlich große sogar. Sie stehen tatsächlich zwischen Straße und Bim. Es handelt sich um Schnurbäume.

Ich lese der Schnurbaum mag es warm und sonnig. Nun, die Bäume stehen fürs städtische Verhältnisse erstaunlich frei. Mangel an Sonne wird also nicht so das Problem. Warm kann es ja auch ganz gut. Die Frage lautet ja wohl mehr, ob es nicht zu warm wird. Aber auch hier gilt: man wirds ja sehen.

Ankunft der Schnurbäume Ende November.

Knapp danach wird die Wiedner Hauptstraße dann wieder ziemlich grau. Einziger Aufputz für ein paar 100m..

JudasbaumCercis canadensis „Ruby Falls“

Ziemlich verlassen wirken im Moment noch die drei Judasbäume, die dann in Inseln den Rest der Straße hinunter zur Technischen Universität beleben sollen. Die Bäume sind nicht klein, gehen aber im Moment noch unter im Grau der Straße.
Und das obwohl sie sich wirklich bemühen.

Der Judasbaum wird wohl nicht so der stattliche Baum, ist er wohl mehr ein hoher Strauch. Allerdings sind die Bäume, wenn man googlet, ziemliche Hingucker. Er kommt angeblich mit warm und trocken gut zurecht. Mag’s nur geschützt.
Es hat nicht lange gedauert bis ich mich erinnert habe an diesen Baum in Schiltern, wohin mich eine wunderbare Freundin im Vorjahr eingeladen hatte. Dort habe ich wohl den ersten Judasbaum in meinem Leben gesehen. Und ihn auch fotografiert. Strauchbaumwieauchimmer. In Erinnerung bleibt er offensichtlich.
Unüblich: die Blüten entspringen den dicken Ästen direkt. Das fällt schon auf.

Macht schon Eindruck!

Wie das ganze dann aussieht entlang einer Bim-Auto-Straße? Keinen Schimmer. Wird sich ja hoffentlich zeigen.

Amerikanische Lindetilia americana „nova“

Jetzt wo ich es so niederschreibe, erkenne ich, dass an einer weiteren Stelle Straße zu Grün wurde. Und zwar am Eingang zum Resselplatz. Mitten am Karlsplatz.

An dieser Stelle wechselt die Bim die Straßenseite und wie ich bei einer Baustellenführung lernen durfte, tat sie das in einem Schienen und Bimschädlich scharfen Winkel, der zu allem Überdruß auch noch Lärm verursachte. Also wurde diese DoppelS-Kurve entschärft. In die Länge gezogen quasi und dabei wurde ein Stück Straße mehr oder weniger „abgeschnitten. Die Stadt hat sich dann wohl für eine Begrünung entschieden, weil daneben eh schon alles zubetoniert ist.

So kommt es, dass da jetzt also ein neuer, grüner und mit zwei Bäumen bepflanzter Streifen existiert.

Über die amerikan. Linde habe ich nur gefunden, dass sie gerne tief wurzelt, durchaus stattliche Höhen erreichen kann und Streusalz nicht verträgt.
Nun dann. Ich bin ja gespannt. Die Stadt Wien streut Salz im Bedarfsfall und ob dort wo sie stehen wirklich viel Wurzelraum besteht, kann ich nicht erahnen. Die U-Bahn und die Gigantostation Karlsplatz sind auf jeden Fall sehr nahe. Aber wie gesagt, am Ende denke ich ja, dass die Fachleute in der Gärtnerei wissen, was sie tun.

So. Und ganz am Ende noch ein Baum, der im Baumkataster nicht aufscheint. Seine Identität reiche ich nach.

Bei den drei Bäumen im Hintergrund handelt es sich um zwei Silberlinden und eine Winterlinde. Gepflanzt 1957 und 1992. Das noch kleine Bäumchen im Vordergrund hat gefiederte Blätter. Ich finde noch heraus, wer das ist!

Und: wundert euch nicht ob der kiesigen Beete darunter. Ich konnte das in meiner Umgebung beobachten. In einem Jahr sieht man den Boden nicht mehr. Da sind 100te Pflanzen drin. Das wird komplett dicht und blüht schön abwechlsungsreich und insektenfreundlich. Die Holzzäune verschwinden sobal die Bewachsung dicht ist. Dann haben die Hunde keine Chance mehr gegen das Dickicht. Hier ein „Beweisfoto“.

In diesem „alten“ Beet seht ihr, dass ihr ihn nicht mehr seht. Den Kies!
Ihr seht unter dem Kies der Beete, liegt ein Gießschlauch.
Hier zu sehen, was da so an Pflanzen in so ein Beet reinkommt. Ja! Viel!

Soweit also mal die Bestandsaufnahme. Ich kann also sagen, dass da ein kleiner Wald in meine Nachbarschaft gezogen ist, und ich das an sich richtig cool finde. Ich bin ehrlich neugierig, wie sich das über die Jahre so entwickeln wird. Ich halte euch auf dem Laufenden.

Beim Titelbild sind mir die Baumbilder aus Wien tatsächlich irgendwie ausgegangen. Und am Ende habe ich einfach entnervt genommen, was mir gefallen hat. Kein Zusammenhang zur Wiedner Hauptstraße. Das Bild ist am Ring entstanden.

verlinkt bei Astrids „Mein Freund der Baum