Schneidereimarkt 2017

Und kaum schaut man einen Moment weg ist auch schon ein Jahr um und der 2. Schneidereimarkt steht vor der Tür.

So ist es mir ergangen. Und wieder habe ich beide Tage dort verbracht und wieder war ich beglückt, eigentlich beüberglückt, und wieder habe ich Tage gebraucht um wieder runter zu kommen von der Wolke auf der ich mich befand.

So. Und was schreibe ich jetzt über dieses Wochenende auf dem Schneidereimarkt. Nun, das Erwähnenswerteste (welch Wort) ist die Intensität des Austausches, es ist auch dieses Jahr gewesen, wie im Vorjahr (hier nachzulesen). Intensiv.

Aber dasselbe nochmal niederzuschreiben widerspricht mir, also habe ich mir 2 Standln herausgepickt, die ich euch kurz vorstellen möchte. Jene Menschen und ihre Produkte, die mich am allermeisten .. erfüllt, interessiert und begeistert haben. Hier quasi die 2-Standl-Quintessenz direkt durch den mamimade-Filter.

Helga ist der Schneidereimarkt

Nummer eins: brandless.

Wie der Name schon sagt: eine Marke ohne Markenname. Shirts, genuagenommen. Fair produzierte, GOTS zertifizierte Baumwoll-Shirts. Sehr gut verarbeitet (in Indien – Fabrik wird vom brandless-Besitzer besucht), Top Qualität, Basic Farben, guter Schnitt.

Kurz: genau mein Ding. Seit ich meinen Kleiderkasten ausgemistet habe, bin ich schrittweise dabei die Dinge die benötigt werden nach Möglichkeit fair und/oder bio am besten beides zu bekommen. Shirts sind da ja eher eine leichte Aufgabe.

Es ist dann aber doch etwas anderes direkt mit dem Geschäftsinhaber zu sprechen, die Idee dahinter erklärt zu bekommen, der direkte Kontakt halt. Ehschonwissen. Und: er ist aus Wien. :-). Österreich halt. Das hat bei Einkäufen ein versandtechnisches Detail, zudem kriegt man die Shirts im Moment auch in zwei Weltläden in der Stadt. Real quasi!

Brandless bietet Shirts aus GOTS zertifizierte Baumwolle, die unter fairen Bedingungen und unter Bezahlung von existenzsichernden Löhnen (im Unterschied zu Mindestlöhnen – nachzulesen hier) in Indien gefertigt werden. Das winzige österreichische Unternehmen ist Mitglied im Young Designer Programm der Fair Wear Foundation.

Sie akzeptieren weder Kinder- , noch Zwangsarbeit, verlangen existenzsichernde Löhne für die Arbeiter, Arbeit frei von Diskriminierung, rechtlich bindende Arbeitsverträge und geregelte nicht exzessive Arbeitszeiten und zu guter letzt verlangen sie noch für ihre Arbeiter ein freies Versammlungsrecht und echte Tarifverhandlungen.

(erschütternd, dass man sowas extra verlangen muss!)

Um der Fabrik auch die Möglichkeit zu geben, all das umzusetzen, haben sie länger als übliche Produktionszeiten vereinbart und regelmäßig werden die Fabriken auch persönlich besucht und mit den Arbeitern gesprochen.

Für euch noch kurz etwas Zusatzinfo zu den Shirts:

Der Damenschnitt ist wunderbar. Ein bißchen mehr Halsausschnitt, gerade richtig. Feminin, nicht superfad. Die Baumwollqualität ist auffallend angenehm. Zu beachten: die Shirts gehen beim ersten Waschen etwas ein.

Ich habe mir ein paar Stück mitgenommen. 18€ das Shirt (selber Preis auch für Männer)

Die Nummer zwei auf meiner das-muss-ich-euch-noch-erzählen-Liste ist und bleibt unverrückbar die Familie Lorenzi und ihr total genial verrückter Scherentick.

Jede von uns hat mindestens eine davon. Manche haben noch die von ihrer Mutter, andere haben sich irgendwann irgendwo irgendeine gekauft ohne viel darüber nachzudenken.

Genau so eine war ich. Schere muss schneiden sonst nix.

Klar, man sollte schon ein wenig drauf achten, denn, wenn sie das mal nicht mehr so zuverlässig tut – das Schneiden – dann wird es bekanntlich mühsam.

Scheren schleifen kann schließlich nicht jeder und in der heutigen Zeit kauft frau sich meist einfach eine neue. Gibt’s beim Ikea ja im 3er Pack zum Preis von ein paar Teelichtern.

Sieht so harmlos aus, aber man kommt gar nicht so leicht dran vorbei – der Tisch der Lorenzis. 🙂

Aber öha!

Hat man mal eine Weile mit den Leuten der Familie Lorenzi verbracht, dann weiß man: eine Schere ist so viel mehr als nur ein Ding zum Schneiden.

Und wenn man mal in aller Ruhe ein paar verschiedene Scheren in der Hand hielt und sie – klingt jetzt etwas banal – auf und zu gemacht hat, dann kriegt man es mit.

Es gibt Scheren, die passen genau in meine Hand. Meine Größe, meine Gewichtsklasse .. als wären sie immer dort gewesen. Es gibt Scheren, die kriegt man kaum auf, andere die .. die, wie sag‘ ich’s, die wackeln, die scheppern, die sind irgendwie lose.

Das ist schon mal ein Aha.

Wenn man dann sieht, dass auch in die herkömmlichen Scheren ein geplantes Ablaufdatum (Obsolenz) eingebaut wird, sodaß man sie zwar schleifen, aber danach nicht mehr zusammenschrauben kann, ui, dann fängt es im Magen zum Kochen an.

Scheren als Wegwerfartikel. Ich wäre nie auf die Idee gekommen. Oh, wie ich dieses System des Geldmachens verachte.

Diesselbe Schere, links so kriegt man sie von Oma, rechts so sieht sie nach dem Säubern und Schleifen aus.

Es gibt sie verspielt und verschnörkelt (und liegt trotzdem gut in der Hand) und RIESENgroß, sodaß man besser vor Gebrauch den Bizeps ein wenig trainiert. Es gibt Scheren fürs Stickfadenabschneiden und Scheren für den Alltag in der Küche, die man öffnet, auseinandernimmt und in den Spüli steckt. Ach es ist genau wie mit den Stoffen: Ich habe jetzt zwei Scheren auf einer Wunschliste. Punkt.

Soviel will ich euch mitgeben: eine gute Schere kann man vererben. Die geht nicht kaputt. Eine gute Schere, die liegt wunderbar in der Hand, die kann man schleifen lassen und sie sieht danach aus wie neu.

Ist schon eine kleine Nachdenkerei wert. 🙂

Soweit mein Beitrag für euch.

Ich hoffe, das gibt euch ein bißchen etwas weiter, von dem, was ich da so entdecken durfte.

Besonders bedanken möchte ich mich bei Helga (ganz oben im Bild), die mir mit ihrer Idee schon das zweite wunderbare Wochenende geschenkt hat und natürlich bei Birgit, die es irgendwie übersteht ein ganzes Wochenende durchgehend mit mir zu verbringen. Und dann waren da noch ganz viele andere Bloggerdamen, die mich zum Strahlen gebracht haben. Dank an euch alle! Ich hatte eine brillante Zeit.

Ich sage nur: jede Menge Sachertorte für mich!

Ach ja, Stichwort Birgit. Auch sie stellt euch heute ihre drei

besonderen Standln vor. Schaut doch mal vorbei.