Von Innsbruck nach Wien: oder die Initialen mit dem unwiderstehlichen Lächeln!

Nun verhält es sich ja so, dass wir in unserer Gesellschaft Männer im Anzug irgendwie für was Besseres halten. Für gehobener in der Ausbildung und im Einkommen. So in etwa. Männer im Anzug haben Autorität und Geld und manchmal auch Macht. Selten sieht man einen Mann mit Geld und Macht … in Sweatpants. Ihr versteht, was ich sagen will. Männer im Anzug ist gleich Statement.
Neulich saß ich also im Zug auf dem Weg von Innsbruck zurück nach Wien und da waren ein ganzer Haufen Anzugmänner. Anzug mit Laptop, manche hatten auch noch die kleinen weißen Staberln im Ohr. Haare alle kurz, wenn sie denn noch vorhanden waren. Manche mit Bauch, andere eher auf supertrainiert. Gerochen habe ich sie nicht und ich saß nah dran. Ich erwähne das extra, weil Männer im Anzug mit gutem Haarschnitt und vor allem, wenn sie tiptop fit ausschauen, meist recht nach Parfum riechen. Gerne auch mal ein bissi zu viel.

Die im Zug rochen nicht. Oder die Klimaanlage hat es auf die 1,5 Meter schon weggesaugt, was ich aber nicht recht glaube, weil da waren zwei, die jedes mal, wenn der Zug stehen blieb, draußen am Bahnsteig in der einen Minute Aufenthalt vier Züge an ihren Zigaretten machen mussten. Sucht halt. Und das habe ich sehr wohl gerochen. Und da ich weiters weiß, dass der parfumbevorzugende Anzugmann in vergleichbarer Intensität riecht, wie der Raucher nach einer halben Turbozigarette stinkt, gehe ich davon aus, das die Herren im Zug alle eher dezentes Duftmaterial bevorzugen.

Aber eigentlich tut das nicht viel zur Sache. Sie waren da, sie hatten alle irgendwie dasselbe an (Anmerkung: mehr hellblaue Hemden, als weiße. Was das aber für Rückschlüsse erlaubt, weiß ich nicht!) und alle hatten in etwa denselben Haarschnitt.

Der Mann, der mir am nächsten saß, trug ein maßgeschneidertes Hemd. Das verrieten mir die eingestickten Initialen. ML. Und diese ML hat mich mehr beschäftigt, als ich im ersten Moment hätte zu erahnen vermögen. Zunächst einmal war ich natürlich gleich auf der Suche nach dem möglichen Namen. ML. Wer ist das? Und wie aus der Pistole geschossen war er da. Der Name. Mona Lisa.

Womit mich mein Paris Urlaub auf dem Rückweg von meinem Innsbruck Tripp eingeholt hatte. Ich war in Gedanken auf der Wiese vor dem Eiffelturm, Sonnenuntergang, Zieharmonikamusik und Crepes. Der Louvre, die Glaspyramide, die unendlich langen Gänge und das Bild das alle sehen wollten. Hm. ML. Was kann das noch heißen?
Und ob ihr es jetzt glaubt oder nicht. Es fiel mir kein anderer Name ein. Dieser Mann heißt für mich Mona Lisa. Es ist eine in sein Hemd gestickte Wahrheit. Mona Lisa.
Das war die eine eigenwillige Sache an diesem Zugsgefährten. Sein Name. Die Zweite war, dass besagte Initialen nicht auf der Höhe seiner Brusttasche oder in Brusthöhe angebracht waren. Nein, es war mehr so Zwerchfell. Ich hätte ja gedacht, dass die optimale Initialenposition so in etwa Brustwarze ist. Wenn dem so sein sollte, dann hatte Mona Lisa eindeutig Hängebusen. Auf jeden Fall konnte ich mich an diesen für mich falsch positionierten Frauenbildinitialen, die auf dem Bäuchlein eines Mannes oben auf saßen und die mir über den Gang der ersten Klasse (wo sonst sitzen die Anzugmänner) zuzwinkerten, irgendwie gar nicht recht satt sehen.

Der Mann selber war völlig uninteressant. Ich fand mich in einem Taumel an Fragen über die Buchstaben auf seinem Hemd. Und wenn er redete, dann bewegten sich die auch noch. Die Buchstaben-Mona Lisa tanzte. Zumindest ein ganz klein bissi. Es war wohl mehr nur so ein Wippen in der Hüfte und sie lächelte vermutlich auch noch sanft dabei.
Oarg.
4 Stunden Zugsfahrt und mir war nicht fad, weil der Typ mir gegenüber ein Hemd mit Buchstaben trug. Hatte ich so auch nicht kommen sehen.

Martin Lustig. Maximilian Luschizki. Michael Lau. Marcel Lollowitsch. Moritz Michelbach. Matteo Luftinger. und MONA LISA.