YOGAMATTENSPRAY

Mein Mann und ich wir sind Gegensätze. Ich bin schwarz, er weiß. Ich bin schrill, er ist still. Ich mag die orangene Hälfte vom Twinni, er die grüne. Ich esse das Brüsterl, er das Haxerl. Ich spreche, er hört nicht zu. Wenn er was sagt, verstehe ich was anderes.
Kurz: Wir sind ein DreamTeam.

Es ist anstrengend in einem DreamTeam, aber es lohnt sich. Ich lerne Dinge, die ich nicht für möglich gehalten hätte. Und wie es scheint geht es ihm genauso. Ich wüsste schlicht überhaupt nichts über „Clash of Clans“ oder über diese eine, vermalledeite Briefmarke, mit der ich meinen Haushalt tausendfach teilen muss. (Ja genau. Mein Mann sammelt EINE Briefmarke .. nicht BriefmarkEN! Unterschied.). Ich wüßte nicht, welche Probleme es mit sich bringt, wenn man oben am Kopf keine Haare mehr hat, dafür aber am Rücken.

Mein Mann sieht die Welt durch derart andere Augen, dass ich mich ehrlich wundere, wie wir es bis hierher geschafft haben. Ich spreche Deutsch, er Gobbeldiguug. Und da fehlt mir einfach die Schulung dafür. Und bitte, ich bin jemand, der mit Menschen gut kann, weil ich Menschen an sich verstehe. Ich bin gut mit Menschen. Aus irgendeinem verdrehten Grund oder eben genau deswegen, bin ich mit dem einen Menschen zusammen, den ich NICHT durchschaue. Nein, nicht mein Mann. Der passt in kein Schema, der findet immer etwas völlig Irres, was ihm einfällt. Also irr aus meiner Perspektive. Für ihn logisch.

Das klingt in etwa so (Anmerkung: meine Perspektive):
Ich: Weißt du wo mein Schlüssel ist?
Er: Mit Ketchup bitte.

Und nein, mein Mann hört gut. Er versteht nur nicht was ich sage. Oder eben, soweit bin ich mittlerweile, ich verstehe seine Antwort nicht. Es tut nichts weiter zur Sache. Es ist, wie es ist.
Das Verwunderliche daran ist ja, dass es eigentlich richtig gut funktioniert. Ich kann mir da keinen Reim drauf machen. Wir sind einfach. Und es ist gut so.

Als Frau fällt mir das manchmal schwer. Das Akzeptieren, dass es etwas gibt, das ich nicht verstehe, das aber an sich ganz okay so ist. Ich für meinen Teil muss Dinge begreifen. Ob das was mit Kontrolle zu tun hat? Womöglich. Eigentlich egal. Das Leben ist kurz und mit einem Ende versehen. Ich sollte die guten Zeiten einfach genießen.

Und so kommt es, dass ich gerade erleben durfte, wie mein Mann einen wesenserweiternden Moment zum Thema „meine Frau“ hatte.

Kurze Intro. Wir haben einen neuen kleinen Teppich. Kelim. Und der riecht noch ziemlich stark nach Wachs und Wolle. Meine Familie riecht es nicht (ehrlich, wie kann man das nicht riechen!). Aber ich. Ich leide. Und so habe ich in meiner Verzweiflung den Teppich mit einem Lavendelspray eingesprüht. Ich meine; einen Versuch war es wert. Dieser Spray, das müsst ihr wissen, kommt in dem ident aussehenden Flascherl daher, wie unsere Hände-Desinfektions-Sprays, die ich immer in der Tasche haben. Eh klar also, dass mein Mann dachte, der Lavendelspray sei .. ja genau .. ein Desinfektions-Spray. Wie ich ihm die Sache also erkläre; sage ich: „Yogamattenspray.“ Das steht nämlich auf dem Flascherl drauf. Das ist wofür der Hersteller es gedacht hat. Damit die Möchtegern-Bobo-Tante aus dem vierten Bezirk ihre angeschwitzte Yogamatte zwischendurch mal mit etwas Lavendel besprühen kann. Lavendel Spray wäre marketingtechnisch viel zu banal. Yogamattenspray ist hip.

Auf jeden Fall erkläre ich meinem Mann, dass ich damit den Teppich .. ehschonwissen. Er hört zu .. und glaubt mir offensichtlich irgendwie kein Wort. Kann sich aber keinen Reim drauf machen. Leicht verdutzt quasi, der Gute. Bis er es liest. „Yogamattenspray“ steht auf der Flasche. Ich höre es ihn laut vorlesen und ich höre um die Ecke wie er denkt und dann sagt:

„Es gibt offensichtlich einen Markt für sowas!“

Das sind die Dinge, die ich meinem Mann mitgebe.