Wenn die Sprache zur Mauer wird und man selber denkt das sei Blödsinn

 

Ich weiß nicht wie oft ich schon dieses Gefühl hatte, wie oft den Gedanken darüber zu schreiben und wie oft ich es dann habe fallen lassen. Das Thema:
Gendern.

Ich schreibe viel und ich schreibe viel über Themen, die mich als Frau, die mich als Mutter betreffen. Ich weiß weiters, dass der allergrößte Teil um nicht zu sagen praktisch alle meine Leser Innen sind. Der Prozentsatz der hier lesenden Männer ist – sorry, an den einen Mann – vernachlässigbar.

Dazu kommt, dass, meine aufmerksame Leserin weiß und schätzt das, ich mit der Sprache sehr kreativ umgehe. Wenn es sich so anfühlt, dann bastele ich schon mal ein neues Wort. Meist ja nur zusammengesetzt, aber trotzdem, es gibt viele meiner Wortzusammensetzungskreationen eigentlich nicht. Somit ist verständlich, dass ich Sprache nicht nur als Mittel der Kommunikation betrachte, nein, Sprache ist für mich Ausdruck, auch mal Lautmalerei, Sprache ist Gefühl. Worte fühlen sich an. Kaktus wird nie ein flauschiges Wort für mich sein. Und „flauschig“ wird nie schmerzen.

Dann möchte ich noch hinzufügen, dass ich Sprache an sich, als fluides Konzept betrachte. Als ich ein Kind war, war das Deutsch anders als heute. Die Sprachen entwickeln sich mit der Geschichte der Menschen mit. Das Internet hat Einzug gehalten. Es gibt heute Worte, die Schiller nicht kannte. Und es ist immer noch Deutsch. Was ich sagen will. Es gibt, wenn man nach mir geht, eigentlich kein Deutsch pur. Deutsch, das Buch, über Generationen weitergereicht. Das Deutsch von heute ist nicht das von gestern und schon gar nicht das von vorgestern. Sprache lebt, sie lebt mit uns Menschen. Sie verändert sich. Und das immerzu. Nicht nur in den Worten, im Vokabular, auch in den Fällen. Der Genitiv scheint ja auszusterben.
Wiedemauchimmer. Sprache ist nicht fix. Für mich nicht. Sie lebt. Windet sich durch die Menschen und passt sich an. Ob jung, ob alt, ob Tirol, ob Wien. Da lebt dann ein anderes Deutsch. Ganz klar.

Und genau aus diesem Grund kann ich nicht verstehen, warum man aus dem zur Zeit gelebten Deutsch nicht eines machen kann, das weiblicher ist. An diesem Punkt muss ich festhalten, dass Deutsch eine brutal männliche Sprache ist. Ich spreche sehr gut Englisch und wenngleich auch im Englischen das Männliche dominant erscheint, so ist die Sprache lang nicht so einseitig in ihren Ausdrucksmöglichkeiten, wie das Deutsche. Deutsch hat einen Bart. Und der kann schon mal kratzen.

 

Und das ist der Punkt an den ich oft komme, wenn ich hier für euch schreibe. Ich schreibe Texte. Also ich als Frau für euch als Frauen und dann, während ich so tippe, zwingt mich das Deutsche in ein männliches Korsett. So empfinde ich das häufig. Das beginnt mit dem kleinen unscheinbaren Wörtchen „man“, das ich dann schon mal durch „frau“ ersetze und endet leider nicht bei Berufsbezeichnungen, die man mit einem -in versehen muss. Weil es eben sonst – und da kann man noch so oft sagen „Frauen seien mitgemeint“ – ein Mann ist von dem ich schreibe. Es heißt DER Wissenschafter, DER Journalist, DER Richter. Ich muss es -innen um es weiblich zu machen.

Anmerkung: Im Englischen ist es immer ein neutraler Artikel. Und, wenn wohl auch A scientist ziemlich männlich daherkommt im Gefühl, so ist er nicht so männlich wie sein deutsches Pendant.
Ich kann den Unterschied deutlich spüren. Zudem gibt es im Deutschen Wörter, die man schlicht neu erfinden muss, wenn man das Wort neutraler machen würde wollen. Bürgermeister. Der hat nicht nur die Machtposition inne, nein, auch dermaßen viel Testosteron in den Buchstaben, dass man ihn einfach nicht zu neutralisieren vermag. Keine Chance.

Da durch den diesjährigen Frauentag viel zu diesem Thema zu lesen war, bin ich mir dieses Problems für mich wieder mehr bewußt geworden. Und ich denke darüber nach bestimmte Artikel komplett zu verweiblichen. So keimt in mir zum Beispiel ein Artikel zum Thema Menopause und – mit Verlaub – da kann ich nix Männliches gebrauchen.

Versteht ihr was ich sagen will? Wie geht es euch mit diesem Thema? Ich weiß, dass für viele Menschen die Geschichte eine leidige ist. Mein Ansatz ist eben mehr der des fluiden Konzepts. Dass die Sprache mir gehört, dass ich sie anpassen kann und nicht ich mich anzupassen habe.
Die häufig abwehrenden Reaktionen schreibe ich zum Teil der Angst vor der Veränderung  zu, die aber sowieso stattfindet (Anmerkung: Die Leute sagen Sätze wie: „Ich habe XX gedownloadet!). Zum anderen Teil einem der Sache innewohnenden Sexismus, den sich wiederum die allermeisten nicht eingestehen können, weil sie lieber nicht so von sich denken wollen.

Wie gesagt, ich bin keine Insitution, es steht nirgend, dass ich es nicht darf – von gesetzeswegen – also werde ich mir das Deutsch zurechtbasteln. Frau kann das.
🙂