Ich bin für Wandel, ich nehme Wandel an, allerdings nehme ich mir auch heraus auf Dinge aufmerksam zu machen, die sich nicht zum Guten hin entwickeln.
So finde ich den Schwund an Bankfilialen nicht so kundenorientiert. Handy-Banking allerdings ist ein Fortschritt, den ich gut heißen kann. Ich erkenne aber auch an, dass derlei Bankwege am mobilen Gerät nicht für jede Generation funktioniert. Menschen, die nie so richtig online gegangen sind, die mit Smartphones mehr auf Kriegsfuß stehen, die werden in meinen Augen komplett im Stich gelassen. Das scheint wiederum in den Geschäftsmodellen einiger Banken schlicht einkalkuliert. Das schmerzt schon, wenn man mitansehen muss, wie Leuten der Zugang zu ihrem Geld schrittweise verkompliziert wird. Oder zumindest die Distanz zur nächsten Filiale stetig größer wird.
Mich betrifft das nicht so, aber weit muss ich nicht schauen um Betroffene zu finden.
Bei Banken hat das Ganze etwas, dass einem etwas Grundsätzliches nimmt. Beim Fernsehen ist dem nicht so.
Als ich klein war, war das Bild im Fernseher noch schwarzweiß, es gab zwei Kanäle und wenn man wechseln wollte, musste man aufstehen und hingehen um umzuschalten.
Dann kam die Farbe und viel später dann das Kabelfernsehen. Plötzlich hatte man viele Sender. Wobei man mit „viele“ so um die 14 – 20 Sender verstehen darf. Zu bezahlen waren die ORF-Gebühr plus die Kabelgebühr.
Daran hat sich lange nichts geändert, wenn man von der Anzahl der empfangbaren Sender absieht. Das sind mittlerweile mehr so Hunderte. Wobei ich das als eine aufgeblasene Zahl bezeichne. Ich behaupte mal, dass man 90% davon eh nie schauen wird. Die Anzahl ist in meinen Augen mehr so ein Marketinggag.
Lässt sich halt gut verkaufen.
Das Internet hat dann die Filmindustrie verändert. Die DVD starb langsam ab und damit eine Welle von gesicherten Einnahmen für diejenigen die Filme und Serien produzierten. Was messbar zur Folge hatte, dass Filme anders gerechnet und anders produziert werden als früher.
Anfangs hat Netflix noch gepunktet damit neue Serien zu produzieren (also selber zu filmen) und so einen kreativen Extraschwung ins Business zu bringen. Ditto Amazon (Prime) und auch Apple. Und einiges davon war auch gut und neu.
Mittlerweile kochen aber auch diese Anbieter nur mehr mit Wasser. Ihre Userzahlen wachsen nicht mehr bzw. schrumpfen sogar, sodaß für Außergewöhnliches das finanzielle Risiko dann doch zu hoch ist.
Mal abgesehen davon, dass sich die klassischen staatlichen oder auch privaten Fernsehsender die Rechte für die aktuellsten Produktionen schlicht nicht leisten können und sie ihre immergleichen Tatort-Folgen produzieren müssen, weil viel mehr halt einfach nicht mehr drin ist, haben die Streamingdienste dem Fernsehen solide geschadet. Die Jungen schauen überhaupt nicht mehr. Programm nach fixen Uhrzeiten? Das ist in ihren Augen nicht kundenorientiert. Und da ist auch was dran. Bei mir im Haus, werden einzig die vorgegebenen Uhrzeiten der ZIB2 und irgendwelcher sportlichen Ereignisse akzeptiert. Filme fallen im Fernsehprogramm mehr so in die Kategorie Zufallstreffer.
Was aber das Lästigste an der ganzen Situation ist, sind die Kosten. Wenn man nicht aufpasst, zahlt man ORF-Gebühren, Kabel und dann noch monatliche Tröpfchenkosten für mehrere Streamingdienste. Da können schon Summen zusammenkommen, wenn man bedenkt, dass die meisten ja nicht vier Filme und zwei Serien in der Wochen schauen. Es ist eine Geld-aus-der-Tasche-zieh-Aktion. Meine Meinung.
Wir schauen gerne Filme und haben auch mal eine Serienmarathon am Programm. Wir streamen regelmäßig.
Aber regelmäßig eben auch nicht. Ich bin begeisterte Abo-Kündigerin. Ich bin begeisterte unbequeme Abo-Kundin. Lieber nach einem Monat wieder aktivieren, als einen Monat nichts schauen aber zahlen.
Und das bitteschön bin ich. Ich habe die Energie zu kündigen. Ich lächle dabei. Ich freue mich aber auch, wenn ich das Abo dann aktiviere, wenn die neue Staffel einer unserer Serien rauskommt. Eh klar.
Mir ist aber sehr bewußt, dass der größte Teil der Leute das nicht gewillt ist zu tun. Und genau darin besteht das Geschäftsmodell.
Wenn’s nach mir ginge, müssten wir alle vielmehr kündigen! Auch bei unbequemen Banken um nochmal darauf zurückzukommen.
Anmerkung: Den ORF werde ich nicht kündigen. Das ist eine Prinzipsache. Und überhaupt, darf jede wie sie will. Versteht sich von selbst!