Die fast fertige Strickjacke oder warum ich weiß, dass ich kein Spießer bin

Ich bin ja wie meine Kinder, bzw. sind meine Kinder ja doch so wie ich. Die Einsicht und Erkenntnis hat mich diesbezüglich gerade wieder eingeholt.

Immer wieder habe ich hier berichtet, wie das so ist, wenn einem das fast fertige Nähwerk bei einer kurzen Anprobe schlicht entrissen wird und einfach bis abends nicht zurückerstattet wird.

Meine Kinder machen das regelmäßig. Ich gefalle mir dann in der Rolle der armen nähenden Mutter, die ihr Werk nicht vollenden kann, weil es unvollendet schon wunderbar genug ist um getragen zu werden. Würdevoll mache ich dann irgendwas anderes und füge mich meinem Schicksal.

Und jetzt trage ich die Jacke, die ich mir gestrickt habe ohne Knöpfe. (Noch!) Zu meiner Verteidigung kann ich anführen, dass die Jacke fertig wurde, als das Wochenende startete und ich somit nicht einfach an passendes Geknöpfe gelangen konnte. Und da ich kein Knöpfereservoir daheim pflege, habe ich sie eben schon ein wenig (räusper) ohne Verschlußoption getragen.

Diesen Punkt kann ich noch argumentieren. Dass einen ganzen Tag hindurch, lange Fäden an der Jacke hingen und mich das keineswegs gestört hat, ist schon ein wenig schwieriger zu erläutern.

Tja, Seufz, sie trägt sich halt nett. Sie ist warm, nicht heiß, und weich und null kratzig. Zudem mag ich das Blau.

Wen kümmern da schon Fäden oder fehlende Knöpfe. Genau. Niemanden, der kreativ und im Herzen unabhängig ist.

Ein Spießer. DEN würde sowas stören, DER hätte ein versautes Wochenende gehabt. Weil ohne Knöpfe wäre die Welt nicht vollständig, Sand im Getriebe.

Seht ihr: ich bin nun mal kein Spießer. Irgendwie nicht. 

Selbst mit selbstbestrickter Weste…

UND MEINE KINDER AUCH NICHT.

HA!

PS.: Irgendwas hat mich beim Fotos machen geritten. Ich mag’s.

Und ja, die Lichtverhältnisse sind zur Zeit bescheiden.

Da müßt ihr durch.

Ich werde Fotos MIT KNÖPFEN nachliefern.

Strickanleitung von rosape: Jacke mit Zopfmuster

Wolle wie in der Angabe angegeben.

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