Wenn die Größe keine Größe ist

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Stellt euch vor es gebe so etwas wie eine Österreich – Uniform. Nichts Militärisches, mehr was Alltägliches, oder von mir aus auch etwas, das einer Tracht nahe kommt. Ja genau, sagen wir, wir wollen etwas für Österreicher nähen, etwas, das vermutlich nicht komplett wie eine Tracht aussieht, das aber die Funktion einer Tracht hat. Also etwas Identitäststiftendes. Könnte ja auch eine Kuschelhose sein. Darüber will ich jetzt und heute gar nicht diskutieren.

Also ihr sollt für alle Österreicher vom Neusiedlersee bis zum Bodensee etwas nähen. Ihr entwerft also ein Design und produziert dieses dann in S bis XXL . Jeweils die Damen als auch die Herrenversion.

Aber welche Schnittgrößen verwendet ihr?

Es gibt an sich ja Größenmodelle, die sich auf Tabellen berufen. Also wie weit ist die durchschnittliche Oberweite, Taille, wie lang sind die Beine durchschnittlich … in der jeweiligen Größe. Ihr wisst was ich meine.

Diese Tabellen beruhen meist auf Messungen an echten Leuten. Man hat also irgendwann einen Haufen Leute eingeladen, sich vermessen zu lassen.

Um einen Tabelle mit sinnvollen Maßangaben zu erhalten, muss man dafür natürlich viele Leute gewinnen können. Man braucht die Kleinen, die Großen, die Dicken, die Dünnen und alle alle, die dazwischenliegen. Einen repräsentativen Querschnitt. Oder alle.  So kann man für jeden Maßstelle am Schnittmuster einen Durchschnittswert errechnen. So eine Art Gauß’sche Kurve für die Hüftweite quasi mit dem Wert der den meisten Menschen passt, genau dort, wo die Kurve am höchsten ist. Dabei kommt dann der ultimativ durchschnittliche Österreicher raus. Körperlich. 😉

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Gut.

Ihr vermesst also einen Haufen Österreicher. Möglichst viele.

Anhand dieser Werte könnt ihr dann die Größeneinteilung vornehmen und euer Schnittmuster an diesen Körper anpassen, sodass am Ende ein Großteil der Bevölkerung reinpassen wird.

So hat man seinerzeit die Wertetabellen erstellt, die den meisten Kleiderschnitten zugrunde liegen.

Alles schon ein Weilchen her.

Wir Menschen sind seither sicher nicht nur größer geworden. Und wenn man heute shoppen geht, dann kann es schon passieren, dass man nicht eine, nicht zwei, sondern im Laufe einer Shoppingtour locker auch mal drei verschiedene Größen probiert.

Weil irgendwie jeder Hersteller die Größe 36 anders definiert. Was ja per se die Idee einer Größenangabe ad absurdum führt.

Aber die Realität ist noch viel unappetitlicher. Da wäre zunächste einmal etwas, das nennt sich „Vanity Sizing“. Das bedeutet, dass, um die Käuferin eher zum Kauf anregen zu können, die Größen einfach falsch angegeben wurden. Damit frau also nicht genötigt wird die ihr eigentlich passende 40 zu kaufen, nennt man sie einfach 38. Da kauft sie dann eher. Vanity. Eitelkeit.

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Dazu kommt noch, dass Firmen sich ihre Kunden aussuchen. Also, wenn ich als Konzern auf Bobos mit Geld setze, dann gehe ich davon aus, dass die schlank und sportlich sind. Die Mama mit den Zwillingen, die fällt dann nicht in meine Firmenkonzept bzw. Beuteschema. „Pech gehabt, Süße! Diese Hose steht dir einfach nicht!“

Und weil niemand am Ende den Käufer haben will, der aber im realen Leben überall rumläuft,… tja, deswegen tun sich die meisten Leute beim Anprobieren so schwer etwas zu finden, dass auch richtig lässig sitzt.  Und womöglich auch deswegen macht einkaufen heute vielen Menschen nicht mehr so viel Spaß wie noch vor 30 Jahren und vielleicht sogar deswegen bestellen soviele Menschen lieber online. Weil zu Hause anprobieren einfach ein bißchen weniger schlimm ist.

Hm, nur so als Gedanke.

Wir sollten uns einfach alle abmessen lassen. Und das ist es dann. Basta!

Hier noch ein passendes Video dazu – Thema Kleidergrößen

(.. und der Größe, die Marilyn Monroe hatte…)

.. und wenn wir schon dabei sind: Warum sind eigentlich die Hosentaschen von Frauen soviel kleiner und unpraktischer?