Wusstet ihr, dass Wien die zweitgrößte deutschsprachige Stadt der Welt ist? Nur Berlin ist größer bzw. hat mehr Einwohner. Nicht München, nicht Hamburg, nicht waseuchsonstnocheinfällt: Wien.
Ich persönlich fand das überraschend. Wien hat den Beigeschmack ein kleines Weltstädtchen zu sein. Immer ein bißchen abseits, immer ein bißchen im gestern.
Aber wir sind nunmal 1,8 Millionen Menschen, was, das muß man zugeben, einfach nicht mehr wenig ist. Und das sind nur jene, die IN der Stadt leben. Der Speckgürtel um Wien ist beachtlich und reicht bis ins nördliche Burgenland hinein. Wäre im Westen nicht der Wienerwald … man wagt gar nicht daran zu denken.
Nun ja, warum schreibe ich das.
Wir, meine Familie, waren drei Sommer lang auf Österreichrundfahrt. Wir waren beinahe überall (verdammt geiles Land ganz nebenbei). Dabei haben wir versucht stets günstig, häufig auf Bauernhöfen, die Zimmer oder Apartments bieten, zu übernachten. Und da lernt man dann Leute kennen, die ihr Leben lang noch nie in Wien waren.
So haben wir uns mit einer Bergbauernfamilie unterhalten, deren Leben so ganz anders ist als unseres. Krass anders. Schön aber auch höllisch anstrengend. Und da haben wir etwas gehört, dass mir zu denken gab. Im lernenden Sinne.
Der Bauer dort sagte:
Okay, das scheint ja auch irgendwie logisch und verwirrend bewundernswert sowie gleichzeitig absurd verschreckend. 2 mal um die Ecke, echt? LINZ? (oh was bin ich für ein Snob!)
Dieser Satz bebte in mir nach. Lange Zeit. Dann kamen die Bundespräsidentenwahlen und die Landkarte, die das Ergebnis zeigte.
Die ländliche Gegend hatte Norbert Hofer gewählt, die Menschen in den Städten Alexander Van der Bellen. Und weil in den Städten und ihrer Umgebung eben mehr Wähler leben als am Land wurde Van der Bellen unser Präsident und das obwohl ganz Österreich blau aufleuchtete.
Der Gegensatz zwischen Stadt und Land besteht eben nicht nur in der unterschiedlichen Entwicklung des Orientierungssinns. Erinnert euch, auch der Brexit wurde am Land beschlossen.
Wir leben in einer Zeit, in der sich Stadt und Land auseinanderleben und doch gleichzeitig ganz fest aneinanderhängen.
Und es wird noch ein Stück weit politischer heute. Neulich im Zuge des Nationalratswahlkampfes ließ dann der H.C. die Bemerkung fallen, dass er (er kommt wohl aus dem 3. Bezirk) sich mittlerweile nachts nicht mehr über die Landstraßer Hauptstraße gehen traue.
Nun, einem Wiener gibt diese Aussage maximal dahingehend zu denken, was denn mit dem guten H.C. nicht stimmt. An der Landstraßer Hauptstraße kann es nämlich nicht liegen.
Warum sagt er so etwas?
Eh klar. Alles, was ein Politiker sagt, zielt auf eine Gruppe Menschen ab, die er für sich gewinnen will. Und es ist klar, dass Menschen, die nie in Wien waren und vermutlich von der Landstraßer Hauptstraße noch nie gehört haben, zumindest nachdenken darüber wie unsicher und gefährlich doch so eine Stadt ist.
Und wir reden hier von Wien!
Soweit so Stadt-Land. Ich bin ja der Meinung, jeder darf wählen, wen er will. Aber ich bin eben auch der Meinung, jeder sollte sich seine Meinung selber bilden (können). Also möglichst selber. Das ist nämlich heute schwerer als jemals zuvor. Es gibt einfach zuviel und zuviel manipulative Information. (und ich lese 2 Stunden Zeitung täglich).
Also will ich mit euch zusammen einen Beitrag leisten, der uns hilft gegenseitig zu verstehen, wie das Leben eben dort ist, wo man selber nicht lebt.
Es gibt nämlich einen Haufen Unterschiede, abseits von der Anzahl der Häuser pro km2.
Also werde ich jedes Monat ein Thema vorgeben und dazu selber einen Post zum Leben aus Wien schreiben. Der zweitgrößten deutschsprachigen Stadt der Welt.
Und ich würde mich sehr freuen, wenn ihr mir dann erzählt, wie das so ist woanders zu leben. Am Land, in einer kleinen Stadt, in den Bergen, am See.
All das kenne nämlich ich nicht.
Und ich will verstehen, wie das ist. Nicht nur wegen der Politik, nein einfach so. Weil ich das wissen will, weil ich das spannend finde.
Ach, ich hätte Fragen über Fragen an euch alle!
Und wer von euch auch in einer Großstadt lebt (besonders auch in Wien). Super Bingo. Ich bin ja nur eine Person und meine Worte sind nicht die singuläre Wahrheit. Ich kann nur aus meiner Perspektive berichten. Jeder erlebt seine Stadt doch anders. Also her damit! Schreibt es nieder. Seid dabei!
Am 1. Februar werde ich das erste Thema bekannt geben und ich hoffe sehr,
dass ihr euch dafür interessiert und mitmachen werdet!