conscious fashion – was ist das ?

Letzte Woche habe ich euch von Better Cotton erzählt und ich bin geneigt zu sagen natürlich kam die Frage ob das diese „Conscious Collection“ ist, die man seit einer Weile in den Filialen von H&M sieht.

Nein, ist es nicht!

Die Conscious Collection ist die Antwort von H&M auf die steigende Nachfrage nach umweltfreundlicheren Materialien. Diese Antwort beinhaltet zertifizierte Baumwolle geht über Polyester aus recyceltem Plastik bis hin dazu, dass sie Altkleider sammeln in ihren Filialen.

Man kann daran deutlich erkennen, dass man sehr wohl etwas ändern kann, wenn man darauf schaut, was man kauft (nur so, falls jemand von euch noch immer glaubt: „Ich kann eh nix ändern!“)

Die Conscious Collection ist in den Filialen gut erkennbar an den grünen Schildchen. Es lohnt sich auf die Etiketten zu schauen. Es gibt eine Auswahl an Basic-T-Shirts, die ihren Baumwollanteil komplett aus GOTS zertifizierten Quellen decken. Es gibt Polyester Blusen aus recycelten Plastikmüll und Teile aus Leinen oder Lyocell. Da kann man nicht wirklich meckern.

Im Preis ist kaum ein Unterschied erkennbar. Das gehört, so liest frau, zur Firmenstrategie. Was mir, als nähende Mama, am Ende den Geschmack doch sehr verdirbt, ist dass „Made in Bangladesh“ – Etikette. Das macht die Sachen für mich immer noch unkaufbar.

Auch wenn die Firma zum Thema „a fair living wage“ (was ist das? Nachlesen hier) Schritte setzt. Ihre Bemühungen scheinen sich doch in überschaubaren Grenzen zu halten, denn außer bei H&M selber konnte ich keine weiteren Berichte darüber finden. Abwarten also.

Welche Konsumenten diese Kollektion erforderlich gemacht haben, kann man leicht daran erkennen, in welchen Ecken der Filialen besonders viele grüne Zettelchen aufblinken.

Ratet mal:

Ich konnte mir ein Schmunzeln nicht unterdrücken!

Auffallend ist, dass neben Baumwolle in dieser Kollektion andere Materialien häufiger auftreten, als bei den anderen Kollektionen. Das zeigt deutlich, dass H&M (und natürlich auch die anderen Modeketten) sehr genau wissen, dass, wenn die Nachfrage nach Baumwolle und fast fashion weltweit weiterhin so steigt (was an China und Indien liegt), der Bedarf durch Baumwolle allein nicht mehr gedeckt werden wird können. Die Landflächen auf unserem Planeten, die sich für Baumwollanbau eignet ist einfach begrenzt.

(Wie im übrigen alles auf unserer Erde! Justforthinkin‘ )

Ergo probieren sie aus. Und da Leute die bewußter einkaufen, eben bewußter einkaufen, kann man an ihnen ideal testen, was funktioniert sprich gekauft wird und was eben nicht.

So kann man auch die Altkleider-Sammlerei des Konzerns verstehen. In jeder Filiale stehen sie rum. Die Kisten mit dem grünen Schild.

Und die erste Jeans aus gesammelter, recycelter Baumwolle hatten sie auch schon im Programm. So liest frau.

Wenn man schon nichts beim Kleiderschweden kaufen will, so kann man also immerhin seine ausgemisteten Sachen dort abliefern. Vielleicht eine Option für die eine oder andere von euch.

Frau weiß ja nie 😉

Soweit so im Shop. Aber was tut sich da? Was bedeutet das? Ist das jetzt gut? Was steckt dahinter?

Okay, ich fasse das mal Schritt für Schritt für euch zusammen:

Zuerst ein paar Grundlegende Dinge

– H&M ist der weltweit größte Abnehmer von GOTS-zertifizierter Baumwolle. Kein Scherz. Fakt.

– Die Conscious Collection ist das Öko-Aushängeschild des Konzerns. Die Teile dieser Kollektion sind aus zertifiziertem Bio-Anbau oder recycelten Materialien. Auch versuchen sie in dieser Kollektion Leinen und Lyocell einzuführen. Denn auch H&M weiß, dass auf die Dauer Baumwolle alleine die Nachfrage nach Kleidung nicht wird stillen können.

– und um an recycelbares Rohmaterial zu kommen, haben sie in ihren Filialen Altkleidersammelboxen aufgestellt.

Also nochmal: soweit ich das erkennen kann ist „Better Cotton“ nicht in der Conscious Collection. Better Cotton soll, so das Ziel, bis 2020 die Ressource für die „normalen“ Kollektionen sein. Schon jetzt, nimmt es da einen – noch überschaubaren – Prozentsatz ein.

(Nein, das ist nicht angeschrieben an den Kleidungsstücken. Das kann man nur dem Sustainibility -Report entnehmen. In der Filiale wird Better Cotton nicht ausgezeichnet. Ihr brauch nicht zu suchen!)

Nun, aber zum unangenehmen weil manipulativen Teil.

Links im Bild die Tabelle die zeigt, wie weit der Prozentsatz an nachhaltigerer Baumwolle bei H&M in den letzten Jahren gestiegen ist .

Und rechst dann, wie sich diese Balken zusammensetzen. (Quelle: Sustainibility – Report 2015)

Was ist klar zu erkennen? Der Anteil an Bio-Baumwolle ist im letzten Jahr nicht mehr gestiegen. Der Zuwachs des Balken entsteht einzig durch die Zunahme an Better Cotton.

Und jetzt meine Frage:

Warum sind diese beiden Baumwollen (Mehrzahl?) gemeinsam in einem Balken?

(Hier nochmal zum Nachlesen was Better Cotton ist.)



Bio-Baumwolle und Better Cotton in einen Topf zu werfen ist wie die Umweltverschmutzung von zu-Fuß-gehen mit Autofahren gleich zu setzen. Und zwar weil das Auto einen Filter hat. Better Auto quasi. Nix Elektro- Hybrid oder Trallala. Aber Better.

Gemeinsam nennen wir das dann nachhaltigere Transportmittel, wir schließen uns mit anderen Autofirmen zusammen und gründen einen Verein mit eigenem Logo. In grün, bitte! Wichtig.

Wir benutzen im Text stets den Komparativ nachhaltiger. Was per se korrekt ist, wenn man weiß, womit verglichen wird, aber wer weiß das schon.

Easy.

Nochmal warum sind die beiden in einem Balken?

Sowas finde ich extrem nervig. Weil manipulativ. So wie das grüne Logo. Ehrlich. Pffff! Billig. Greenwashing-Alarm total.

Denn, an sich, sind die Bestrebungen der Textilkonzerne durchaus begrüßenswert. Also für einen ersten Schritt. Klar. Aber mit diesem ganzen Verdrehdich schmeckt’s mir halt nicht mehr.

Nur um das Schwarz-Weiß-Malen aber nicht ganz leicht zu machen, sei an dieser Stelle angeführt, dass es nicht so einfach ist den Bio-Baumwollanteil zu steigern. Es gibt einfach nicht so viel. Das kann nicht jeder und das geht nicht überall (also Bio-Baumwolle anbauen). Und was geht, kaufen sie auf. So scheint’s.

Weiter geschieht abseits der Baumwoll-Front zudem auch einiges.

H&M setzt neuerdings auf wasserlösliche Kleber in den Schuhen, die sie produzieren. Zum einen wegen der Umwelt, zum anderen wegen der Arbeiter, die sich da .. tja vergiften. Ist das ein Plus? Schon.

Etwas schräger kommt da schon, dass sie Waschanleitungen ausprechen und ihre Kunden auffordern nicht zu häufig zu waschen und nicht zu heiß (böse Zungen behaupten ja, das geschehe nur um die mangelnden Qualität der Kleidung zu vertuschen ;-).

Mir erscheint das ja absurd. Aber dann hat mir meine Mutter ja auch beigebracht wie man kocht und wie man Wäsche wäscht (meinem Bruder übrigens auch).

Wenn man liest, dass heutige Jugendliche kaum Spaghetti kochen können … dann ist eine Wascherklärung womöglich nicht unbedacht. (grausamer Gedanke) Und bei der Menge Kunden, die die haben … (wosindwirnurgelandet-Kopfschütteln).

Ja, das steht wirklich so in der Filiale!

Wie man das Blatt aber auch dreht und wendet, so möchte ich H&M doch ans Herz legen, sein grundsätzliche Geschäftsmodell, nämlich das der „fast fashion“ zu hinterfragen. Und zwar gründlich. Würden die Kunden nämlich weniger kaufen, weil bessere Qualität, weil vom Stil her länger tragbar, dann würde die ganze Geschichte mit den begrenzten Ressourcen längst nicht so schmerzhaft unter den Nägeln brennen.

In diesem Sinne

eine Schwalbe macht noch keinen Sommer

Conscious heißt bewußt.

Lektüre/Quellen:

Utopia: die Nachhaltigkeit von H&M und Co.

Huffington Post: H&M Conscious Collection

Better Cotton und die neue Nachhaltigkeit der Baumwolle

Nachhaltigkeitsbericht H&M 2015 (englisch)

WWF Schweiz

people,planet, profit: better enough

Mehr dazu von mamimade:

https://mami-made.blogspot.co.at/2016/02/video-post-this-is-not-okay-baumwolle.htmlhttps://mami-made.blogspot.co.at/2016/08/h-adidas-ikea-und-ihre-bessere-baumwolle.html