Wer im Netz surft, wird verfolgt. Und zwar nicht von einem Typen im Trenchcoat, der schaut wo man hingeht. Mehr von ein paar hundert Typen mit Notizblock, die sich notieren in welche Auslage wir nebenbei schauen, ob wir bei Rot über die Ampel gehen, wie schnell wir gehen und welchen Weg wir genau nehmen um zum Ziel zu gelangen.
Es ist creepy.
Es ist praktisch unmöglich im Internet unbeobachtet unterwegs zu sein. Aber, man kann es für die Verfolger ein bißchen unbequemer machen. Nicht ganz so durchsichtig zu sein, wie der große Schwarm an Menschen im Netz, ist der Weg, der das Leben im Internet ein bißchen selbstbestimmter macht.
Hier ein paar Tipps, die ihr einzeln oder alle zusammen umsetzen könnt.
1. Ad-Blocker
Der Klassiker. Wer was auf sich hält, blockiert Werbungen. Die mag nämlich sowieso niemand. AdBlocker sind weitverbreitet. In D benutzen etwa ein Drittel aller User einen AdBlocker. Bei den Jungen sind es sogar über 50%.
Es gibt sie für alle Browser und man kann sie bei Bedarf leicht pausieren (manchmal kann man sonst nicht per Kreditkarte zahlen).
Wesentlich ist, dass durch das Unterdrücken der bunten Werbebilder auch all die Cookies unterdrückt werden, die unter diesen Bildern schlummern (und das könne mehr sein, als einem lieb ist). Man punktet also doppelt. Kein lästigen Werbungen UND all die cookies werden gar nicht erst geladen. Jackpot!
Adblocker sind nicht umsonst der Klassiker.
2.) Cookies löschen
Cookies kann man manuell löschen. In den Einstellungen jedes Browsers, meist unter Datenschutz, ist ein Button zu finden, mit dem man alle cookies löschen kann.
Es gibt aber auch einen automatisierten Weg. So kann man bei einigen Browsern einstellen, dass, wenn man das Programm schließt, die Cookies automatisch gelöscht werden.
Generell haben Cookies ein Ablaufdatum, eine Gültigkeitsdauer. Manche bleiben ein halbes Jahr aktiv und gespeichert auf deinem Computer. Sie gehören somit definitv zu der Trenchcoattruppe, die hinter dir her ist. Jeden Tag.
Wenn du also am Tagesende automatisch alle cookies löscht, dann ist der Verfolgertrupp am nächsten Tag zumindest zu Beginn weg und wird auch im Laufe des Tages nicht so groß werden, als wenn du eben die Cookies der letzten Monate auch noch im Schlepptau hättest. Klar soweit?
Wenn du eine bestimmte Seite nur einmal pro Woche besuchst, dann wird sie dich so die anderen 6 Tage der Woche nicht beobachten können.
Wichtiger Nebeneffekt:
Gelöschte Cookies bewirken, dass man auch in allen möglichen Accounts abgemeldet wird. Sprich, wenn ihr nach dem Löschen eine Seite laden wollt, die hinter einem Login liegt, dann müsst ihr euch frisch einloggen.
Wenn man das für gewöhnlich nicht tut, weil man nie cookies löscht, dann kann das anfangs eine ziemliche Herausforderung sein. Denn… wer weiß schon alle seine Passwörter.
Ich kann nur soviel sagen: der Umstieg ist vielleicht nicht einfach, aber ein bißchen Hirntraining hat noch niemandem geschadet. Meine Passwörter habe ich mittlerweile alle parat. Und ja, natürlich war der „Passwort vergessen“ – Button eine zeitlang mein bester Freund. 😉
3.) Cookies ablehnen
Ihr kennt das sicher; ihr kommt auf eine neue Seite und sofort werdet ihr gebeten die Cookies zu akzeptieren. Das ist das erste „Hallo“ auf jeder Seite. Speziell, wenn man regelmäßig cookies löscht, dann betrachter der Computer jede Seite ja wie beim ersten mal. Cookies löschen bringt somit viel Cookie-Akzeptier-Aufforderungen.
Und hier kommt der nächste Kick.
Macht das mal einfach nicht. Akzeptiert nicht, geht auf „Alle ablehnen“.
Natürlich geben sich die meisten Seiten viel Mühe, um das Ablehnen ein gutes Stück mühsamer zu gestalten als das Akzeptieren. Der Akzeptier Button ist groß und bunt, der Ablehnen-Button klein und grau. Manchmal muss man runterscrollen um ihn überhaupt zu sehen. Dann wieder muss man erst alles auf Off ziehen und im Anschluß auf „meine Einstellungen speichern“ klicken. Es kann aufwendig werden – das Recht auf unbeobachtetes Surfen.
Es hat aber schon auch was Heilsames, wenn man sieht und erkennt, welche Betreiber und Anbieter, die Rechte ihrer Besucher tatsächlich ernst nehmen und welche eben auf manipulative Praktiken setzen, damit sie Daten sammeln können. Entlarvend.
Das Cookie Ablehnen und das Cookie löschen sind zusammen zwei Schritte, die mir als Internet-Nutzer zu Beginn einiges abverlangt haben.
Die Zermürbe-Strategie der Seiteninhaber fruchtet bei den Meisten. Die wissen ja schon warum sie den Weg zum Ablehnen zweimal ZickZackfahren lassen.
In mir löst das eher ein Ihr-könnt-mich-mal als ein Na-gut-dann-lass-ich-euch halt-gewähren aus.
Das Argument, dass dabei viel Zeit drauf geht, kann ich nicht wirklich gelten lassen. Ich hab’s mal gestoppt. Es sind vielleicht 20-30 Sekunden am Tag. Eigentlich lächerlich. Zudem sind es ja häufig diesselben Seiten. Ich weiß also schon wo ich klicken muss. Am Anfang vielleicht, später ist das kein Zeitthema mehr. Ein Trenchcoatreduzierter Spaziergang ist mir das allemal wert.
Denkt mal drüber nach!
3.) Facebook und Co.
Die sozialen Netzwerke sind, was das Beobachten angeht, echt die Profis im Netz. Auf jeder Seite, auf der irgendwo dieser „Facebook-Like oder Facebook-Teilen Button ist“, liegt ein fb Cookie. Und wenn du in deinem Browser gerade bei fb eingeloggt bist (du brauchst da kein offenes Fenster haben, du musst nur irgendwann eingeloggt und nicht ausgeloggt haben), dann kann dich fb sehen. Sie sehen dann dich, mit Namen, Alter, allem. Nicht die IP-Adresse deines Computers, die natürlich auch, sie können aber darüber hinaus aber eben auch dich als Person identifzieren. Und alles, was du im Netz so tust, mit dir persönlich verbinden.
Sie wissen dann, dass du auf dieser Shop-Seite mit Hundefutter bist und sie wissen wie lange du dort bist und welche Marken du bevorzugst und welche du noch nebenbei angeschaut, aber nicht gekauft hast. Diese Trenchcoattypen haben schon ein Buch über dich geschrieben.
Kein Schmäh!
Ich bin das seinerzeit (Anmerkung: als ich noch auf fb war) umgangen, indem ich Facebook in einem anderen Browser geöffnet hatte. Genauer: mein Everyday-Browser war Mozilla Firefox, Facebook war aber im Safari daheim.
Habe ich Zeitung gelesen und geshoppt, dann im Firefox. Da das Facebook Login Cookie aber im Safari lag, konnte es mich im Firefox nicht identifizieren. Klingt watscheneinfach und ist es auch. Ein Trick, kein Tool der Sonderklasse. Ich habe mein Verhalten quasi aufgeteilt.
Easy.
So.
Das sind jetzt leicht umzusetzende Tricks. Ihr könnt ja mal überlegen und eventuell das eine oder andere ausprobieren. Im Netz muss man schon selber auf seine Rechte achten. Leider.
Möge euer Trenchcoattrupp ein wenig schrumpfen!
🙂