Aus dem Leben – Das Mamakostüm

Ich habe etwas gelernt. Mutterbezüglich. Ich habe dafür nur knappe 13 Jahre gebraucht. Was aber keineswegs an meiner Begriffsstutzigkeit liegt oder gar meiner Dummheit. Das hält sich hier in der Norm. Ich bin keine Genie, aber dumm bin ich eher nicht.

Warum es so lange gedauert hat? Na Bingo. Da sieht man ja schon, dass der Fragesteller selber keine Ahnung hat. Denn es liegt auf der Hand, dass man mit einem 3-jährigen und einem Neugeborenen schlicht KEINE ZEIT hat über genaugenommen was auch immer nachzudenken.

In dieser Phase der Mutterschaft ist man allgemeinhin mit dem Überleben beschäftigt. Dem der Kinder und dem eigenen. Ausgenommen sind davon nur die nach-3 Wochen-wieder-superschlank Celebrities, die ihr Neugeborenes offensichtlich am Krankenhaus-Ausgang gegen einen Personal Trainer austauschen.

Für Anna-Normalverbraucher gilt zu diesem Zeitpunkt: Na-dann-mach-mal! Und zwar alles.

3 – 2 – 1 – GO!

Auch wenn der Nachwuchs dann in den Kindergarten geht, ist das Leben noch lange nicht eine „gemähte Wiese“, wie die Wienerin sagt. Ich kann mich nicht recht erinnern, aber die Zeit, in der die Kinder nicht zu Hause waren, habe ich gebraucht um das Chaos in der Wohnung zum einen zu minimieren und gleichzeitig eben auf den nächsten Familie-total Ansturm vorzubereiten.

Ja, genau und damals hatte ich ja dann auch wieder einen bezahlten Job. Teilzeit natürlich. Frau hat ja die Wahl, so meint die Politik. Ich lach’ mich tot. Der ist gut. Oder nein, eigentlich nicht. Aber wurscht, hier piept gerade die Waschmaschine, die Erdäpfeln kochen und ich schiebe den Staubsauger am Legosteinchenhaufen vorbei Richtung heruntergefallenem Blumentopf.

Mich hatte das Leben im Griff.

Eben gute 10 Jahre lang. Ich habe 2mal laufen gelernt*, unzählige Kinderarzttermine überlebt (ja, ich), ich habe geschätzte 17 kg Sand aus den Schuhen meiner Kinder geholt und soviele Nudeln gekocht, dass ein gesamtes Regiment versorgt wäre. Locker.

Nachdenken war nicht notwendig. Also Nachdenken über mich! Über die Kinder, den Haushalt, meinen Mann (!) für alles hatte ich einen Plan, aber eben nicht für mich. Old school eben. Nicht gut, ich weiß eh. Hab’s eh kapiert. Aber mach mal, wenn gerade .. siehe oben.

Also, was habe ich denn jetzt gelernt?

Nun, mehrerlei.

1.) Ich bin nicht meine Mama. Meine Mama ist tatsächlich supersaucool und, wie mir noch heute scheint, stark wie Schwarzenegger und Stallone in Personalunion.

2.) Ich bin nicht Mama. Also jetzt nicht meine Mama, eh klar. Nein, ich meine, ich bin nicht die Mama, quasi meiner Kinder, also obwohl die bin ich natürlich. Was ich damit meine, ist wohl: Ich bin ich. Ich bin me. Und ich habe ein Mamakostüm an. Mama und ich, dass ist jetzt nicht dieselbe Person.

Da bin ich.

Und da ist

die Mama.

Verständlich?

Grundlage bin ich, und Mama ist die Berufsbezeichnung. Der Job quasi. Wobei das Wort Job ja eine nicht ausreichende Bezeichnung ist. Weil man ja 24/7 im Dienst ist und das eben … für den Rest des Lebens. Unbezahlt!

Das wusste ich zwar vorab auch schon, aber in den letzten 10 Jahren habe ich mich quasi, wie wohl so viele Frauen, in eben diesem Job/Beruf (Mama) aufgelöst.

Zack!

Weg war ich.

Und jetzt wo die Kinder dem Erwachsensein näher sind als dem Baby, jetzt revoltiert in mir das Ich.

Also ich.

Ich habe die Mama manchmal ziemlich satt. Ganz ehrlich. Ich will raus hier. Ist nicht mein Traumjob. Manchmal. Ich finde meine Kinder erstaunlich gelungen, aber sie können auch richtige G’fraster (Monster?) sein.

Es geht mir allerdings besser, seit ich begriffen habe, dass ich mein Mamakostüm zeitweise beengend finde. Dass da ein Mamakostüm ist. Tatsächlich. Fakt. Dass ich nicht die geborene Mama bin.

Ich bin eine coole Mama, weil ich so eine leicht verrückte, kreative, nerdige Ecke habe, und das punktet hier total, aber das putzt leider nicht die Küche, kauft ein oder diskutiert die Am-Bildschirm-Zeit.

„Erkenntnis ist der erste Schritt zur Besserung!“, heißt es.

Ich werde also etwas ändern. Mehr Luft für mich lassen. Vermutlich werde ich einfach eine Teenager-Mama. Nächstes Level quasi. Ist mir auch wurscht. Ich brauche Luft. Rrrraus hier.

Den Kids, mit denen habe ich schon gesprochen, ist das recht. Die wollen eh, dass es mir gut geht.

Conclusio: Mama sein ist kein harter Job. Es ist vielmehr eine superanstrengende Yoga-Pose, die manchen Frauen leicht fällt und anderen das Kreuz rausreißt.

Eure

* (okay lebenslang betrachtet waren es 3mal)

Aus dem Leben – Coffein, Coffein, Coffein

Aus dem Leben – Von der anderen Seite betrachtet