Während in Österreich eine späte Debatte läuft, ob man jetzt auf E-Autos oder E-fuels umsteigen sollte, haben wir schon vor Jahren beschlossen, dass, sobald unser Auto abkratzt (Anmerkung: unser Auto ist alt!) wir mal versuchen ohne eines zu leben. Und zwar für mindestens ein Jahr.
Und jetzt ist es soweit. So um die 23 Jahre rum ist unser Auto durch diese Welt gefahren und davon etwa 15 mit uns. Seit etwa 6 Jahren warten wir darauf, dass es offiziell am Ende ist. Jetzt ist es soweit. Das Auto wird uns diese Woche verlassen. Wir arbeiten die letzten nur-mit-Auto-möglich-Termine ab und danach sind wir autolos.
Wir sind nämlich an sich (hüstel) der Meinung, dass unser Leben kein Auto erfordert. Die Stadt Wien liefert ein Öffinetz der Sonderklasse, für den Alltag liegt alles in einem 2 – 3 km Radius und ist somit zu Fuß oder mit dem Rad problemlos zu erreichen. Es sollte alles kein Problem sein. Der „Verzicht“ bezöge sich ziemlich sicher auf die Bequemlichkeitsfahrten. So unsere Voraussage. Wissen tun wir aber natürlich nichts.
Und um eben genau das herauszufinden, machen wir jetzt mal vorerst auf kein-Auto-zum-Haushalt. Geld für etwaige Car-Sharing oder Mietautotage wird ja durch das nicht-Auto-haben frei.
Natürlich spielt die Umwelt eine gewichtige Rolle in dieser Entscheidung. Weniger Emissionen zu verursachen, finden wir gut. Wir sind bereit einen Beitrag zu leisten und entgegen der Politiker in unserem Land, ist uns auch bewußt, dass wir dafür Veränderungen in unserem Leben werden akzeptieren müssen. Wir sind da nicht ängstlich.
Für mich ist das Ganze ein Experiment!
In Wien haben weniger als die Hälfte der Haushalte ein Auto. Die Jahreskarte kostet einen Euro am Tag und seit ich wieder einen bezahlten Job habe, bin ich auch wieder Jahreskartenbesitzerin. Somit kann ich in Wien in alles hüpfen, dass sich als Bim, Bahn, Bus oder U durch die Stadt schlängelt. Schon cool.
Einzig der Weg in mein Büro ist eine Reise. Wobei man den Weg an sich in zwei Teile zerstückeln muss. Jener Teil, den man öffentlich zurücklegen kann, ist schnell und bisher tiptop zuverlässig. Schneller als jedes Auto. Bin ich allerdings in NÖ angekommen, dann … darf ich gehen. Und zwar ein Stücki. Das stört mich jetzt nicht wirklich, nein besser, es stört mich gar nicht. Es offenbart allerdings den Unterschied im Wert für die dortigen Politiker. In NÖ herrscht das Auto. Das wird einem schnell klar. Und dagegen wird auch nichts unternommen. Schade.
Für mich sind es ein paar Kilometer mehr Bewegung. Gratis Fitnesstraining irgendwie. Okay, Scherz beiseite: Wäre das ein Full-time-Job und ich müsste jeden Tag hinausfahren, Stunde hin, Stunde zurück. Ich tät’s nicht machen. Fix. Auf ein Auto würde ich aber auch nicht umsteigen, denn – und dafür habe ich wahrlich reichlich Autofahrerfahrung – Autofahren ist stressig.
Letzte Woche in einem Gespräch mit einer Kollegin kam ich drauf: Das Zugfahren ist echt super lässig. Ja klar, manchmal sind ein paar hyperaktive Jugendliche dabei, oder ein Mann, der noch nicht kapiert hat, dass man ins Handy nicht brüllen muss … normale Idioten halt. Die gibt es, gab es immer .. seufz, wird es immer geben. Und zwar überall. Denen entgehe ich nicht, wenn ich vom Zug aufs Atuo umsteige. Sitzt man im Auto, dann schneiden sie einem den Weg ab, oder fahren sekant langsam oder in beängstigenden Schlangenlinien .. simmasichehrlich .. die Deppn gibt’s sowieso überall.
Wo war ich?
Ach ja, ich musste mir neulich eingestehen, dass das Zugfahren sowas wie der Höhepunkt meiner Arbeitstage ist. Ich werde dazu noch in mich gehen und das philosophisch für euch (und mich) aufarbeiten, aber da steckt was im Zugfahren … ich spür’s.
Auf jeden Fall bin ich neugierig, was da auf uns zukommt. Ich bin bereit.