„Die Stoff“ oder More of the same

Ich habe lange gegrübelt ob ich etwas über „Die Stoff“ schreiben soll. Im wesentlichen wohl, weil ich doch reichlich dichtes Programm zur Zeit habe und ich befürchte meiner Meinung nicht adäquat Ausdruck verleihen zu können, wenn ich einen Post mal eben dahintippe.

Aber dann habe ich mit Birgit geplaudert und die hat mich darin bestätigt, dass ich nicht so viel nachdenken soll. Vor allem aus dem Grund, dass sie (sie lebt in Innsbruck) schon auch überlegt hatte für „Die Stoff“ nach Wien zu fahren.

Und das wär ja sowas von einem Desaster gewesen. Also als Hinweis für all diejenigen, die nicht waren und überlegt haben, hier mein Bericht.

Das Vorspiel:

Die Stoff – Die Messe aus der die Träume sind“ – so wurde sie angekündigt. Die Marketing-Trommel wurde eifrig gerührt. In der österreichischen Näheria wurde seit Monaten regelmäßig darüber geredet. In der Stadthalle sollte sie stattfinden. Die Stoffmesse für Österreich quasi. Stadthalle, für die, die hier nicht daheim sind, Stadthalle ist wo die Rockkonzerte stattfinden, wo „Holiday on Ice“ gastiert. In der Stadthalle finden keine kleinen Meetings statt. Stadthalle heißt groß, heißt „für alle“, heißt „the big thing“.

Dazu das Wort „Messe“. Da es sich um „Die Stoff“ handelt, konnte man davon ausgehen, dass es sich um eine Fachmesse handelt. Man durfte sich also ein reichliches Angebot, womöglich sogar eine Art Überblick erwarten über … naja Stoffe.

Und ach, da gibt es viele. Die Stadthalle wäre diesbezüglich schon der richtige Fleck, so hätte man meinen können.

Die „Messe“

Beim Betreten der Halle E war dieser Stofftraum dann schnell zerplatzt. Ich hatte mir ja zum Glück die Ausstellerliste (die ist mittlerweile nicht mehr auf der Homepage abrufbar) vorher angeschaut, sonst hätte ich auf der Stelle umgedreht und wohl nach der Stoffmesse gesucht, die doch versprochen worden war.

Kursgefasst kann man wohl sagen „Die Jersey“ hätte es besser getroffen vom Namen her. Wobei man dahingehend noch einschränken könnte auf „Die Jerseys, die wir eh schon alle kennen“. Ein guter Teil der Wiener Stoffgeschäfte war vertreten. Irgendwas zwischen 5 und 7 Stände und deren Hauptaugenmerk lag auf Jersey. Zu einem guten Teil schon in den gewohnt bekannten vorgeschnittenen Päckchen. An so manchen Stand war es unmöglich Stoff für das Shirt eines erwachsenen Mannes zu bekommen, weil eben, naja, zu kleine Stückeln und keine Ballen dabei. Wobei man fairerweise sagen muss, dass,  ein unverhältnismäßig großer Anteil der angebotenen Jerseys von Männer sowieso nicht getragen worden wäre. Die Kinder bzw. Kleinkindermuster dominierten den Saal.

Die üblichen Verdächtigen halt. Ballen waren nicht viele zu sehen.

Auf einer „Messe“, die sich „Die Stoff“ nennt.

Webware war krass unterrepräsentiert, um nicht zu sagen, bis auf einen hochinteressanten aber äußerst einsamen Dirndlstoffstand, nicht anwesend.

Der Stand der Patchworkgilde konnte Interessierte nicht an einen Stand mit Stoffen, die man für Patchwork hätte gut verwenden können, weiterschicken können. (Es sei denn man macht einen Dirndlstoffquilt!) Und das wo es doch Patchworkstoffe zum Säue füttern gibt. Das kann euch jeder versichern, der auch nur einmal in diese Ecke hineingeschnuppert hat. Leider aber eben nicht in der Stadthalle.

Also Jersey gab’s. Und Kurzwaren. Billige Reissverschlüsse, allerlei Haken und Garnkonen. Weiters konnte man Nähmaschinen kaufen. Da waren sogar verschiedene Anbieter da (2, vielleicht 3). Leider habe ich nicht nachgefragt ob die Preise vergünstigt waren. Ich gehe aber davon aus. Wer also eine Anschaffung dieser Art plante, konnte sich dort eindecken.

Hm, und das war’s dann auch schon in etwa. „Die Stoff“ war eine „Die Jersey“ (wobei der Artikel nicht stimmt). Schwerpunkt Kindermama, die bis maximal Größe 116 näht. Wenn du also gerade in dieser Suppe schwimmst, dann könnte diese „Messe“, die deine sein.

Wenn du aber planst ein Kleid genäht zu nähen (Jersey gilt nicht), oder eine Hose (keine Sweatpants ;-), gar ein Kostüm, du also Stoff suchtest, den man zum Nähen von Stücken abseits eines Kindershirts braucht, dann hättest bzw. hast du diese Veranstaltung stofftechnisch mit leeren Händen verlassen, ..

.. was meines Erachtens eine Themenverfehlung des Veranstalters ist.

Sorry.

Das Nachwort:

Stoff/Näh-Veranstaltungen gibt es in Wien mittlerweile mehrere. Jede hat ihre „Nische“. Die Ideenwelt kommt gleich mit mehreren Themen daher und deckt dabei die Hobby-Nähecke ganz passabel mit ab. Auch dort kriegt man Stoffe und Nähmaschinen, meist auch Kurzwaren. Ein vollständiger Überblick über das nähbare Angebot wird nicht geboten. Ist aber auch nicht der Anspruch. Dazu dann  noch alles was man zum Backen braucht, Glasbläserei, Klöppelei und wasweißichnochalles. Ideen halt.

Der Schneidereimarkt hat sich auf die qualitativ hochwertige Seite geschlagen. Da gibt’s immer wieder was zu Entdecken, das man vorher so noch nicht gesehen hat. Kleine Labels, die ihre Stoffe selber bedrucken, oder die Stoffe gar selber herstellen. Ökologisch 1A. Diese Richtung. Klein aber fein.

Das Wiener Woll- und Stofffest (3f!) klar, geht vom Nähen weg noch in die Wolle. Ich plane dieses Jahr das erste mal hinzugehen. Bin neugierig.

Welche Nische „Die Stoff“ einzunehmen gedenkt, war leider nicht wirklich ersichtlich.

Fazit:

So, jetzt habe ich mich da klar in Position gebracht. Ich bin der Meinung die Stoff hätte man sich – zumindest mal in diesem Jahr – gut sparen können. Zudem der Eintritt mit 9€ vergleichsweise hoch gepreist war. (Was wohl zum Teil am Veranstaltungsort lag. Die Stadthalle ist vermutlich nicht billig.) Da es das erste Jahr war und die Homepage bereits von 2020 spricht, bleibt abzuwarten in welche Richtung die Veranstalter das Ganze weiterführen wollen.

In diesem Jahr hat „Die Stoff“ wahrlich nicht repräsentiert, was es an Stoff so zu repräsentieren gibt.

Nicht einmal annähernd.

Da ist noch „Room for improvement“.

Für euch gilt: Wenn ihr sowas sucht, die Jersey-Ecke mit etwas Kurzwaren &Co., dann gibt es für euch jetzt eine weiteren Markt/Ausstellung/Event. Und wenn ihr in der Stadt seid, dann schaut rein. Wenn ihr mehr wollt, dann lohnt sich eine Anreise eher nicht

Eines war allerdings dann doch wirklich gut.

Das Essen!

🙂

Der Vollständigkeit halber erwähne ich noch, dass ich von biostoffe.at eingeladen wurde, die Messe zu besuchen. Dass dieser Bericht meine freie und persönliche Meinung widerspiegelt ist hoffentlich ersichtlich. Die anwesenden Geschäfte waren und sind allesamt empfehlenswert und ich bin froh, dass Wien mittlerweile diesen Variantenreichtum zu bieten hat (und sie haben alle eigentlich mehr als nur Jersey zu bieten)

Jedwede Kritik bezieht sich darauf, dass meines Erachtens der Name irreführend gewählt ist und ich verhindern möchte, das eine von euch (Birgit aus Innsbruck zum Beispiel) wegen diesem bißchen Auswahl quer durchs Land reist in Erwartung einer großen Stoffmesse.