Der Blick in die Glaskugel: die Vorwahlen in den USA

Am 5 November 2024 wird in den Vereinigten Staaten der nächste Präsident gewählt.
Und irgendwie ist die Sache jetzt schon einerseits langweilig und andererseits hochinteressant. Denn, wenn alles schief läuft, dann lautet das Duell nämlich noch einmal: Trump gegen Biden. Ja genau, da fragt ihr euch: Echt? Schon wieder die zwei mittlerweile wirklich alten Männer? Hat das Land nichts Anderes zu bieten? Diesselben Typen? War da nicht der 6. Jänner, der Sturm aufs Capitol? Haben die nichts gelernt?

Nun, was soll ich sagen. Die Spielregeln machen das Spiel. Und in den letzten Jahren hat sich an denen nicht viel geändert. Wirklich dramatisch ist die Sache aber – so meine persönliche Analyse – aufgrund der Radikalisierung der Bevölkerung durch Medien wie FoxNews und die sozialen Netzwerke.

Seit Donald Trump an die Macht gekommen war, ritten die rechten Medien, allen voran FoxNews, das Populismus-, Radikalisierungs-Propaganda Pferd als gäbe es kein Morgen.
Die Zuseher wurden über Jahre mit Lügen und aggressiven Argumenten gefüttert. Es wurde ihnen eingebläut, dass sie das Recht auf Ressentiments haben. Dass in Wirklichkeit sie selbst diejenigen sind, auf die Rücksicht genommen werden sollte, nicht die Farbige Bevölkerung, nicht die Frauen, nicht die Jungen, nicht die Transgender-Leute. Nein, nein, sie sind es, die aufstehen dürfen, ja sogar müssen, um um ihre „Rechte“ zu kämpfen. Die Zuseher von FoxNews fühlen sich benachteiligt und zwar in einem Ausmaß, dass gar nicht so wenige von Ihnen meinen, dass sie durchaus auch mal zur Waffe greifen könnten.

Das Spiel mit den Emotionen ist ein lukratives. Das weiß R. Murdoch nur zu gut. Seine Yellow-Press Blätter in Großbritannien leben seit Jahrzehnten außergewöhnlich gut davon.

Es gibt also in den USA einen beträchtlicher Teil der Bevölkerung, der tatsächlich über Jahre nur diesen Schrott gehört und gelesen hat. Und die all das glauben. Glauben im Sinne von tiefer Überzeugung.
All das hochemotionale, aufgezwirbelte Hass- und Angstgerede zeigte Wirkung. Die Leute waren und sind immer noch wie auf Drogen. Sie warten auf die nächste Meldung, die bestätigt, dass die andere polititsche Seite ihnen die Luft zum Atmen nehmen will und hängen an den Lippen ihrer Aufheizer. Was diese – die Aufheizer – aber nicht zu Ende gedacht hatten, war: Was mach’ ich, wenn ich die Richtung ändern will, das aber nicht mehr kann?

Denn, wenn Menschen mal in ein völlig absurdes Glaubenssystem abgebogen sind, dann tun sie viel um da nicht raus zu müssen. Es wäre schlicht zu schmerzhaft in den Spiegel zu schauen und sich eingestehen zu müssen, dass die Einnahme von Pferdeentwurmungsmittel dann doch nicht die prickelnde Intelligenzleistung war, die man von sich selber erwarten würde. Fragt die deutschen Soldaten aus dem 2. Weltkrieg, die erkennen mussten, für wen sie da eigentlich in den Krieg gezogen sind. Damals. Viele von ihnen, konnnten bis an ihr Lebensende nicht in den Seelenspiegel schauen. Es tut weh, wenn man so betrogen wird, sich so betrügen lässt.

Wir wissen, dass man, bevor man sich so etwas eingestehen kann, bereit ist viel Schwachsinn zu glauben und auch weiterzuverbreiten. Einfach, weil es die simplere Lösung ist. Da sind dann halt jüdische Laser aus dem All schuld dran, dass in Californien die Wälder brennen. Oder der Deep State, der die Geschicke der Welt lenkt und der aus Kinderessern besteht. (Alles Geschichten, die schon im Mittelalter erzählt wurden … die Laser hießen halt nicht Laser, aber die Juden waren schon damals an allem Schuld). Das passiert alles nicht zum ersten Mal.

Und in diesem crazy Wonderland steckt in etwa ein Drittel der amerikanischen Bevölkerung. Und sie stecken dort fest. Das ist ein psychologisch Ding. Ein Faszinosum. Das demokratiepolitische Problem daran ist jetzt, dass diese Menschen nur ihrem Rattenfänger nachlaufen können, weil sie sonst eben in den Spiegel schauen müssten. Jedwede Kritik schmerzt sie schon.

Und jetzt?
Jetzt stellen sich in den Parteien die Kandidaten für die Vorwahlen auf. Bei den Republikanern sind das Donald Trump, Nikki Haley und, er hat es noch nicht ausgesprochen, Ron de Santis. Ein paar Namen werden noch gemunkelt. Man darf also mit 5 – 6 Kandidaten rechnen. Und somit ergibt sich ein klares Zahlenproblem. In den Vorwahlen stimmen die Mitglieder der republikanischen Partei für ihren Lieblingskandidaten ab. Und selbst, wenn man jetzt häufig hört, dass Trump zu laut, zu schrill ist, dass er doch endlich etwas ruhiger werden sollte, selbst dann ist er immer noch der Rudelsführer derer, die im crazy Wonderland leben. Sein wehleidiges Gejammer ist ihr Gejammer. Und weil sie hochemotional und bis an die Zähne raufradikalisiert wurden, werden sie wohl die Vorwahlen nicht schwänzen. Die Stärke der Radikalen ist immer, dass sie viel auf sich nehmen um ihr Ding durchzusetzen. Und so kann man wohl davon ausgehen, dass die Immer-noch-Trumper brav zur Vorwahl gehen werden und dass sie ihrem Mann so einen Prozentsatz der Stimmen sichern, den die anderen Kandidaten erst einmal erreichen müssen.

Wohlgemerkt, ab hier wird’s spekulativ. Wir wissen nicht wieviele Leute der aussichtsreichste Kandidat für sich gewinnen kann. Da fließt noch einiges Wasser den Mississippi runter bis dahin. Aber leicht wird es nicht.

Das sieht man schon daran, wie hyperleise sich FoxNews gegenüber Trump verhält. Sie können ihn nicht schneiden. Das kostet sie Geld. Die Zuseher wandern ab. Trump tweetet gegen Fox und Zack sind wieder ein paar Tausend von ihnen gewechselt zu einem Sender, der ihnen eben ihre crazy Geschichten erzählt. Es ist tatsächlich so. Wenn Fox versucht neutral(er) zu berichten oder eben den Boden für Ron de Santis zu bereiten, dann ist das ihren Zusehern zu … links.

Lasst euch das auf der Zunge zergehen.
Wir wissen, dass R. Murdoch auf Ron de Santis setzt, wir wissen aber auch, dass er für Geld durchs Feuer geht. Was wird Fox machen, wenn Trump anfängt, de Santis zu beschimpfen, seine Frau, seine Kinder. Die übliche Trump Show halt. Bisher sind sie auf diesen Zug stets aufgesprungen und haben mitgeschimpft.

Und diesmal?

Die Geister, die ich rief.

Es ist faszinant zuzusehen.

So.
Nehmen wir mal an, es geht sich für Trump aus. Nehmen wir an, er hat mehr Stimmen, dann …
… ja dann, haben die Demokraten ein Problem. Die müssen dann nämlich mehr als bei einem „normalen“ Gegenkandidaten jemanden aufstellen, den 1. der größte Teil ihrer potentiellen Wähler tatsächlich wählen kann und der 2. bereits bekannt genug ist.

Die Demokraten haben nämlich eine mehr als diverse Basis. Da reicht es nicht aus, einen Kandidaten vorne hinzustellen. Das muss dann schon die Eier legende Wollmilchsau sein. Er muss mit den Jungen können, den Alten, den Schwarzen, den Linkslinken und denen, die eigentlich moderate Republikaner sind. Es wäre gut, wenn er eine Sie ist, dazu charmant, charismatisch … is eh überall dassselbe Problem.
Na, dann viel Spaß!
Beim letzten mal haben sie sich auf den kleinsten gemeinsamen Nenner geeinigt. Der war eben Joe Biden. Und bis heute gibt es niemanden, der in dieser sehr anspruchsvollen Schnittmenge auftaucht und seinen Platz einnehmen könnte.
Außerdem will Joe Biden ja. Mein Eindruck ist, er will, weil er weiß, dass er Trump schlagen kann, nicht weil er gerne bis 88 arbeiten will. Er fühlt sich quasi verpflichtet …
Und das ist ja alles sehr ehrenwert, aber wenn da am Ende echt zwei uralte Knacker denselben Fight nochmal auflegen, dann schaut das schon sehr nach dem Untergang der weißen, alten Männer aus …