Wisst ihr woran ich neulich wieder einmal erkannt habe, dass ich eine hoffnungslose Optimistin bin (bitteschön, das ist jetzt schon ein wunderbares Wortspiel – ich muss kurz drauf aufmerksam machen)
Es ist nämlich so: Eine Quergasse von mir entfernt verläuft die Wiedner Hauptstraße. Die ist per se eine nicht unbedingt erwähnenswerte Straße für den Wiener Verkehr, sie ist aber jene doch ein bissi mehr befahrene Straße, die halt gleich bei mir ums Eck ist. Quasi. Und somit ist sie für mich relevant.
Auf der Wiedner Hauptstraße fahrt auch die Bim, was wirklich wunderbar praktisch ist. Und seit einiger Zeit (also sicher 2 Jahre schon) fahrt die Bim unfassbar lahm durch die Wiedi (ich nenn’ sie jetzt mal abgekürzt einfach so). Wie ich mittlerweile weiß, liegt das daran, dass die Schienen kaputt sind.
Und deswegen werden die jetzt auf einer Strecke von 1,5km ausgetauscht. Und weil die Stadt durchaus praktisch denkt (manchmal), werden eben nicht nur die Schienen getauscht, sondern auch gleich alle Rohre und Leitungen, die drunter schlafen und die potentiell als nächstes Schwierigkeiten machen könnten.
Und weil sie schon dabei sind, haben sie die angrenzende Bevölkerung befragt so quasi: „Wenn ma schon dabei sind. Habt’s ihr vielleicht ein paar Wünsche?“
Und die Leute hatten. Also die, die daran teilgenommen haben, wollten alle ziemlich einhellig mehr Bäume, mehr Bankerln drunter und weniger Verkehr. Ach ja und einen ordentlichen breiten Radweg bitte.
Also haben sich die verschiedenen Magistrate und die Wasserrohrverlegwerke und wer halt noch aller mitreden durfte hingesetzt und zusammen eine 1,5 Jahre dauernde, 1,5 km lange Baustelle vor unser aller Haustüre gesetzt.
Und ich verrate nicht zuviel, wenn ich sage, dass seit gut 2 Monaten gepreßlufthammert und gebaggert wird, man nicht überall einfach die Straßenseite wechseln kann und alle paar Meter am Gehsteig ein neonfarbenes gespraytes Quadrat mit Nummern drin den Boden ziert.
Es ist ziemlich oarg. Positiv daran: die Autos werden umgeleitet. Sprich; der Verkehr ist um gut 80% runtergefahren. Ich meine: Naja. Bitte! Geht doch. Leise ist es aber deswegen natürlich nicht, weil .. siehe Baustelle.
Das, was mich allerdings selbst fasziniert hat, war meine Reaktion.
Wenn ich in der Früh ins Büro fahren möchte/muss, aber nicht einfach auf die andere Straßenseite gelangen kann. Also genötigt bin ein eigenartige IrrgartenZickZack zwischen Absperrgittern und Baufahrzeugen zu lösen, dabei Zeit verliere und fast, aber eben nie wirklich, meinen Zug verpasse.
Wenn die ganze Straße einfach eine Baustelle ist und somit laut, staubig und naja eben nicht das gewohnte Bild liefert, dann reagiere ich wie ein Kleinkind, wenn die Müllabfuhr vorbeikommt.
Ich staune die großen blauen Rohre an, die offensichtlich das Wiener Wasser in den Bezirk bringen. Ich begeistere mich an den bereits erwähnten Markierungen am Boden und frage mich, was sie denn bedeuten mögen. Ich schaue hinunter in die aufgegrabenen Gehsteige und Straßenabschnitte und stelle fest: Da unten ist fast so viel los wie oben.
Für mich ist die Baustelle ein einziges Wunderwerk. Ich freue mich darauf, dass sie einen ganzen Nebenfahrbahnabschnitt einfach in eine Grünfläche verwandeln werden, dass ein Radweg entsteht, der einem die Autos echt ein gutes Stück vom Leib hält und dass die Autos, die jetzt eine Umleitung fahren, am Ende nicht wieder zurückkommen werden, weil eben ein Teil der Wiedi nicht mehr so einfach zu befahren sein wird. (Also schon, aber nur mit Ortskenntnis und keineswegs schneller oder einfacher für die Wegplanung.)
Ich stehe also im Staub und im Lärm und grinse.
Hoffnungslos optimistisch.
Und Ja: ich weiß, dass ich hier „angebe“ mit meinem Optimismus. Oft schon in meinem Leben wurde ich naiv genannt. Mit dem Hinweis, dass die Realität nun mal nicht so ist.
Ich bin gerne naiv, wenn ich am Ende dann diese Baustelle (als Beispiel) nicht als mich dauernd belastendes Ding in meinem Alltag wahrnehme. Leute, die sich wegen jeder Kleinigkeit über die Maßen echauffieren, gibt’s wahrlich genug!