Wieder was gelernt: Kunstmesse ≠ Museum

Neulich bin ich wegen meiner neu entdeckten Xenia Hausner Liebe zum ersten Mal auf/in/zu eine Kunstmesse gegangen. Da war nämlich ein Bild von ihr zu sehen. Und da dachte ich mir: Kunstmesse also. Was soll schon sein? Wie ein Museum, oder?

Nöööööt! Irrtum. Eine Kunstmesse ist total anders. Total viel anders. Nervig viel anders. Jetzt weiß ich ein paar Dinge mehr zu schätzen, die mir vorher wurscht waren.
Und zwar:

Kuratierte Ausstellungen

Meinereine geht ja ins Museum und lässt dort die Kunst auf sich wirken. Ich bin grundsätzlich faul was meine Ausstellungsbesuche angeht. Ich gehe zwar hin und ich gehe häufig aber, obwohl es mich an sich interessiert, nehme ich nur sehr selten an einer Führung teil oder drück mir einen Audioguide. Das ist mir alles einfach zu viel.
Ich gehe rein und lass die Bilder auf mich wirken. Einige sprechen zu mir, manche fangen zu leben an, wieder Andere sehe ich gar nicht. Die Bilder, die mit mir sprechen, die genieße ich dann. Ich sauge sie ein wenig auf und lass sie mir auf der Seele zergehen. Je nach Tagesverfassung, Laune und Hormonstatus sind das – in ein und derselben Ausstellung – komplett unterschiedliche Gemälde.

Aber, und das habe ich vorher einfach angenommen und nie überlegt, die Ausstellung per se ist für mich hergerichtet. Bilder hängen in einer Auswahl, in einer Reihenfolge und einer Zusammenstellung so, dass ich sie leicht verdauen kann.
Denn manches ist ein bissi hart und wenn’s gut gehängt ist, dann kann man es auch leichter annehmen und .. sehen. Kuratoren machen das. Eine Ausstellung ist kuratiert .. aufbereitet ..

.. eine Kunstmesse nicht. Da stellen ein Haufen Galerien aus, die ihr „Best of“ zeigen. Das reicht dann von Biedermeier bis zu Andy Warhol und zwar thematisch nicht zusammenpassend.
So kriegt man zwar eine enorme Bandbreite zu sehen. Für eine ich-geh-rein-und-lass-es-auf-mich-wirken-Person ist das aber durchaus ein Supergau.
Viel zu viele Eindrücke. Es hat was Brutales.
Hab’ ich jetzt gelernt.

Kauf mich

Das nächste wahrlich verwirrende sind die Preise. Man kann ja bekanntlich auf einer Messe die Kunstwerke auch erwerben. Ich wusste das auch im Vorhinein. Aber so mit der Zeit hat mich das dann in Besitz genommen. Und ich habe mich dabei ertappt, wie ich in Gedanken das Sparbuch plündere um mir irgendein buntes Ding zum Preis eines Kleinwagens übers Sofa zu nageln. Nach 30 Minuten war ich so solide durcheinander und gedanklich pleite, sodass ich mich erst mal hinsetzen und von dem Shopping Aspekt bewußt distanzieren musste.

Danach war’s dann besser.
Im Museum ist mir sowas noch nie passiert! 😊

2023

Und dann die Zeit. Da waren wirklich viele Bilder, die in diesem Jahr (Anmerkung: 2023) gemalt wurden. In einer Ecke bildete ich mir sogar ein, die Ölfarbe noch riechen zu können. Und diese Tatsache, dass die Bilder so frisch, so neu waren, das hat mich ganz eigen berührt. Ein bissi so, als ob der Künstler gleich hinter der Pappwand stehen würde.
Eine emotionale Komponente, die ich sonst nicht so habe. Ich war so nah dran!

Auf jeden Fall bin ich am Ende komplett überfordert und gleichzeitig mit einem beachtichen Haufen an sehr unterschiedlichen Eindrücken aus der Sache rausgegangen.

Wieder was gelernt!