Die Berichterstattung über den Krieg in der Ukraine kämpft sich so durch den Anspruch, den verschiedene Medien an sich stellen. Man kann zuschauen, wie sich die verschiedenen Formate ihren Weg durch die Grausamkeiten erarbeiten. Denn, wenn wir ehrlich sind, es ist wichtig ein möglichst mannigfaltiges Bild zu liefern, das der Realität so nahe wie möglich kommt. Auch wenn das bedeutet, dass wir Dinge hören, lesen und sehen, die zu verarbeiten gar nicht so einfach ist.
Und insofern habe ich mich entschlossen auch hier auf dem Blog Information an euch weiterzugeben, die ein wenig helfen können, das eine oder andere in langer Sicht besser verstehen zu können. Auch wenn ich gar nicht gerne über den Krieg in der Ukraine reden will, so komme ich halt zu dem Schluß, dass ich meine Aufgabe nur so erfüllen kann. Ich erwarte von euch, dass ihr auch für Kriegsinfo offen seid.
*Ich schaue euch in die Augen!
Zwei Dinge sind mir so über den Weg gelaufen, die ich sonst nirgends gelesen habe und die möchte ich euch heute weitergeben.
Der eine Bericht bezog sich auf die Struktur im russischen Heer. Im Vergleich zum amerikanischen Modell mit anscheinend eher vielen Befehlsebenen scheint das russische Heer, so meine unprofessionelle Wortwahl, eher ebenenbefreit aufgestellt zu sein. Soll heißen, da gibt’s die Generäle, die mit dem Chef in Moskau am Tisch sitzen und dann lange nichts und dann noch jemanden, der die Befehle quasi weiterleitet an die Soldaten vor Ort. Die Befehlsgewalt ist somit sehr .. direkt.
Diese Struktur stammt noch aus der Zeit der Sovietunion und zeigt sich jetzt als äußerst hinderlich. Denn zum einen sind die echten Befehlsgeber nicht vor Ort und schätzen die Lage somit womöglich anders oder sogar falsch ein. Weiters macht es schnelle in der Situation notwendige Änderungen unmöglich.
Was dazu führt, dass die Soldaten einen Befehl, der von einem Kommandanten vor Ort längst revidiert oder angepasst worden wäre, eben immer und immer wieder versuchen auszuführen. Also so auf „mit dem Kopf durch die Wand – ganz UNBEDINGT“. Was, so man den Berichten glaubt, dazu führt, dass sie Ressourcen (und damit sind auch Soldatenleben gemeint) verschwenden.
Was nie gut ist.
Das hatte jetzt weiters zur Folge, dass die Generäle an die Front fahren mussten um ihre Aufgabe besser wahrnehmen zu können. Was wiederum dazu geführt hat, dass Russland eine noch nie dagewesene Anzahl an Generälen VERLOREN hat. (sprich: sie wurden getötet. Gezielt getötet.)
Denn – und jetzt kommt ein verwirrend absurdes Detail – die russische Armee kommuniziert ungesichert. Sprich, die geben ihre Kommandos und sämtlich Info quasi per Funk durch, was natürlich abgehört wird. Womit klar ist, dass die Ukrainer stets wussten welcher General demnächst wo genau sein wird.
Und ja, sie haben den dann bewußt ins Visier genommen.
Laut Wikipedia und Reuters sind so bis zum 15. April sieben Generäle getötet worden. Bis dahin galt der Verlust von 2 Generälen als viel!
Nur so als Größenordnung.
Mehr in diese Informations – Richtung findet ihr in diesem Podcast der New York Times (interessant, und in englischer Sprache)
Die zweite Story ist mehr theoretisch, militärtheoretisch. Da geht es um diese Brutalität und die Grausamkeiten an der Zivilbevölkerung und der militärische Aspekt dabei. Als Militärinhaber (gibt es dieses Wort?) kann es nämlich nicht in deinem Interesse sein, dass deine Soldaten Verbrechen an der Zivilbevölkerung begehen. Denn – und das ist der militärische Aspekt daran – das schwächt das Heer als Gesamtes.
Wie das?
Nun, ihr habt es sicher auch schon tausendmal gehört. Ein Heer funktioniert durch Gehorsam, durch Organisation, durch Drill. Ein Heer, das, wenngleich auch nur zeitweise, außer Kontrolle gerät und sich besäuft, ist schwächer als ein Heer, das immer auf Zack ist. Ein wachsamer, kontrollierter Gegner ist gefährlicher, weil er gezielter zuschlagen kann.
In einem Artikel darüber (hab‘ ihn bis zur Veröffentlichung dieses Post noch nicht wiedergefunden – seufz) habe ich gelesen, dass nicht umsonst die römische Armee die wilden Horden der Reihe nach besiegt hat. Krasses Beispiel zwar, aber darum geht’s.
Leider hilft diese Info denen überhaupt nicht, deren Leben dadurch vernichtet werden. Ach, das ist alles so furchtbar!
Habt trotzdem oder gerade deswegen ein friedliches Wochenende, ihr Lieben!