Georgias Rico Statut – Unbedingt lesen! Ist nämlich interessant.

Die Anklagen gegen Donald Trump sind mittlerweile mannigfaltig. Und sie sind sehr verschieden. Das mag nun die Eine oder Andere nur bedingt interessieren, aber da ihr hier bei mir ja allerlei bunte Info gewohnt seid, werde ich euch heute etwas erklären, das ich ganz einfach sehr interessant finde und das zu wissen, nur helfen kann.

Es geht um die Anklage in Georgia. Berge kann man dazu erzählen. Und ich meine das ehrlich. Da gibt’s viel Info, viel Interessantes:
Die Anklageschrift, die Strategie, die Gegenstrategie, die Staatsanwältin, die Tatsache, dass, sollte Trump es schaffen wiedergewählt zu werden, er sich in diesem Falle nicht begnadigen könnte. Und auch nicht der Gouverneur des Bundesstaates. Undundund …

Und wenngleich Viele sich einig sind, dass der für Trump vorerst mal „gefährlichste“ Fall der rund um die Geheimdokumente ist, so sind sich auch alle einig, dass die Anklage in Georgia unter Umständen die konsequenzenreichste für den Ex-Präsidenten sein kann.
Warum?

Nun, das liegt an dem Gesetz, das Trump laut Staatsanwältin (und ich bin da ganz offen: sie hat in meinen Augen total recht) gebrochen haben soll. Und von diesem Gesetz will ich euch heute erzählen.

Wir tauchen also ein in die Welt der 50er und 60er und in das organisierte Verbrechen.

Wie jeder vernünftige Rechtsstaat hatten auch die USA reichlich Probleme mit der Mafia. Die Syndikate in den Griff bzw. hinter Gitter zu kriegen war beinahe unmöglich Das lag per se an der eigens so angelegten „Struktur“ in diesen Organisationen. Die, die Fäden zogen, das böse Spiel spielten, machten sich nie die Finger schmutzig. Das weiß ja jeder, der „den Paten“ gesehen hat. Don Corleone bringt niemanden um. Dafür hatte er Luca Brasi. Und: Don Corleone sagt auch nie: “ He Luca, kill mir doch mal eben XY!“
Wir alle wissen, dass der Don in Codes spricht. Ein Blick, ein Nicken und schon gibt es einen Menschen weniger in der Story. Würde man ihn bei Gericht ins Verhör nehmen, würde er sagen, dass er ja nur genickt hat. Nicken ist nicht illegal. Für Nicken geht man nicht in den Knast.

Und so hat die USA über viele Jahre hindurch immer die Unterlinge hinter Gitter gebracht. Selbst, wenn diese gegen ihre Bosse aussagten, war da selten was zu holen. Aber Unterlinge gibts wie Sand am Meer. Die kann man als Mafioso von Rang und Namen an jeder Straßenecke aufgabeln. Die saßen dann alle im Häfen und das Verbrechen draußen auf der Straße lief munter weiter.
Hm!

Also wurde 1970 ein Gesetz gebastelt und durch den Kongress gejagt. National nicht bundesstaatlich. RICO – Racketeer Influenced and Corrupt Organizations Act, was soviel heißt wie „Gesetz gegen Organisationen, die mithilfe von Korruption und Erpressung agieren.“

Das Gesetz wurde dabei nach Rico Bandello benannt. Der Hauptfigur aus dem Film „Little Ceasar“ aus den 30ern.

Rico ist eine Kopie von Al Capone.

Titelbild: Edward G. Robinson als Rico

In einem RICO-Fall wird den Geschworenen eine Gesamtbild der „Tat“ aufgezeigt. Da geht es dann nicht um den Mord an XY, sondern da geht es vielmehr darum, dass Don Corleone ein Ziel – sagen wir die Eroberung eines weiteren Bezirks ins eigene Gebiet – dadurch verfolgt indem er durch seine Unterlinge die dort herrschende Familie gezielt diskreditiert und eben auch strategisch Lokale überfallen ließ, damit die dort ihr „Geschäft“ nicht in Ruhe betreiben konnten. All die „Schritte“, die man halt so setzt, wenn man mafiös ist.
Und eben auch der eine oder andere Mord.
Will sagen: es geht in einem RICO-Fall dann um all die einzelnen Taten, die begangen werden in ihrem Zusammenhang. Einge davon harmlos, bis eben hin zu den gar nicht mehr harmlosen Dingen. Es geht darum zu zeigen, dass all diese Taten zusammenhängen und dass der Drahtzieher darin verwickelt ist, eben auch, wenn er selber kaum einen Finger rührt. Die Taten, begangen durch viele unterschiedliche Leute, die sich zum Teil untereinander womöglich gar nicht kennen, nie gesehen haben, dienten einem einzigen Ziel und diese Ziel ist das Ziel des Don.

So in etwa sieht ein RICO-Fall aus.

Dieses Gesetz war von Anfang an aber niemals nur für die Mafia gedacht. Ironischwerweise war es Rudy Giuliani – der spätere Bürgermeister von New York und der Trump-Anwalt, der jetzt selber einer der Mitangeklagten in diesem Fall ist – der in den 80ern eine Art Wall-Street-Kartell mithilfe des Rico-Gesetzes hinter Gitter brachte.
Seine Entscheidung wurde sogar vom Supreme Court 9:0 Stimmen bestätigt. Sprich: dieses Gesetz soll für Organisationen funktionieren, die mittels Erpressung und Korruption operieren. Egal in welcher Branche.

Dies ist also das Bühnenbild zu dieser Aufführung. Trump und 18 weitere Mitangeklagte (darunter bitteschön auch ein Pastor, der eine freiwillige Wahlarbeiterin unter Druck gesetzt haben soll), werden als „Organisation“ erzählt. Ihr Ziel: das Ergebnis der Georgia Wahl zu kippen.

Den Geschworenen in Georgia wird also eine Geschichte präsentiert werden und wenn sie zu dem Schluß kommen, dass die Angeklagten als Organisation gehandelt haben um mit verschiedenen Mitteln ein gemeinsames, illegales Ziel zu verfolgen, dann werden sie sie schuldig sprechen. Die Strafe ist ein Minimum von 5 Jahren Haft.

Aber das ist schon wieder eine extra-Geschichte.
Diesmal wollte ich einfach, dass ihr wisst, dass dieser Fall eigenartig speziell ist.

Und für den Fall, dass euch diese Frage auf der Zunge liegt:
Wie lange wird es dauern bis es ein Ergebnis gibt?
Nun, da scheiden sich die Geister. Aber der Großteil der Leute, die derlei Fälle schon mal vor ein Gericht gebracht haben, sagen, dass das Jahre dauern kann. Also … bleibt spannend.