gesehen KW 46 – 6 Dinge, die einem auffallen, wenn man Wahlberichterstattung „American – Style“ verfolgt

 

Ich habe das vorher ja noch nie so gemacht. US-Wahlen im Fernsehen schauen. Ich habe es auch diesmal, wie ich meine, nicht übertrieben, aber ja doch, der Fernseher bzw. das Live-Internet lief mehr oder weniger tagelang durch. Bis spät nachts.
Dazu habe ich mir aus purer Neugierde nicht nur CNN reingezogen sondern auch FOX-News. Einfach um zu verstehen, wie die – welches Ergebnis auch immer – verkaufen.

Das ganze war ein Erlebnis. Weil naja … das alles einfach komplett irre ist.
Hier für euch meine 6 Dinge, die einem so auffallen, wenn man die Wahlen in den USA am Fernseher begleitet.

1.) Es passiert eigentlich nichts

Und wenn ich sage nichts, dann meine ich das auch so. Die Fernsehsender da drüben im Land der unbegreifbaren Möglichkeiten sind Meister darin stundenlang ohne jedwede Information Programm zu machen und dabei die Spannung tatsächlich einigermaßen aufrechtzuerhalten. Sie nutzen dafür Countdowns. Also ein Countdown für 25 Minuten bis zur nächsten Veröffentlichung von 10.000 Stimmen, die frisch ausgezählt wurden … in Minnesota. zum Beispiel. Dann labern sie um die vergangenen Wahlen in Minnesota herum und um allerlei Schönwetterthemen, sie holen Expertenmeinungen dazu ein und zählen dabei runter: „Noch 15 Minuten“,“Noch 3 Minuten“. Und dann, wenn die 25 Minuten um sind, kommen zu den 120.000 bereits ausgezählten Stimmen im erwähnten Bundesstaat noch 10.000 dazu. Ein paar für den, ein paar für den anderen Kandidaten. Viel verändert das nicht. Man würde dann den Bildschirm auch schon verlassen, wäre da nicht der Countdown von einem Bezirk in Georgia, der womöglich einen Führungswechsel ….
Irre.

2.) Die Werbung

Das klassische Mittel der Wahl um Zeit totzuschlagen im Fernsehen, sind Werbeunterbrechungen. Und was da dann läuft, ist mehr als verwunderlich. Also zuerst einmal braucht da drüben wohl jeder gerade dringend einen Kredit. Um das Haus zu finanzieren, oder das Auto, oder die Schule der Kinder. Wiedemauchimmer Werbung für Kredite habe ich hier so noch nie gesehen. Es wird damit gelockt, dass du das Geld ganz einfach kriegst. Ohne Sicherheiten, ohne Job, nix. Nur einreichen. So bläuen sie es einem ein. Immer und immer wieder.
Und wer keinen Kredit hat ist offensichtlich krank. Denn Krankenversicherungen sind beinahe noch häufiger zu sehen wie die fremde Geldquelle. Und die Art wie DIE werben ist .. Wow! … nicht heilsam. Das beginnt mit „Haben sie manchmal ein Drücken im Bauch?“. Und wo bei uns dann Bakterienmilch getrunken wird, oder irgendein Pseudojoghurt, erfährt man auf FOX, dass man womöglich irgendeine ganz spezielle Form von Krebs hat und dass man möglichst schnell zum Arzt gehen sollte. Die Versicherung, die man dafür abschließen soll, die deckt das dann.
Mir blieb der Mund offen. Und damit schildere ich nur eine dieser Werbungen … ich bin immer noch fassungslos.

3.) Barbieland

Ehrlich. Auf FOX schauen alle Frauen gleich aus (okay, es gibt eine Sprecherin, die ist farbig und fällt damit aus dem klassischen Schema) Aber die anderen sind alle ausnahmslos blond, tragen ihr Haar schulterlang und glatt. Ihr Augen sind stark geschminkt und ihre Nasen klein und zierlich. Lauter Barbies.
Und sie haben was Schnippisches.
Es ist geradezu gruselig.

4.) Mecklenburg

Ja genau. Es gibt einen Bezirk in North Carolina, der heißt Mecklenburg. Genauso geschrieben wie im Deutschen und die Amerikaner sprechen es auch fast richtig aus.
Meine Augenbrauen waren überrascht.

5.) Die Dienstzeiten bei CNN

Während bei FOX News die Wahl durch die täglichen Berichterstatterserien weitergereicht wurde. Also jedes Showteam zur gewohnten Uhrzeit auch auf Wahl machen durfte – waren zeitgleich bei CNN Teams im Einsatz, die, so schien es, keine Pausen brauchten. CNN lief beinahe den ganzen Tag bei uns und immer waren diesselben 4 Leute an der Sache dran. Irgendwann um halbzwei bin ich dann ins Bett gekrochen, meine Augen rot-weiß-blau. Nur um am nächsten Morgen aufzustehen, zum Fernseher zu schlurfen und prompt diesselben Leute vorzufinden, die mich schon in den Schlaf gelabert hatten. Wohlgemerkt, das Wechsel-Team habe ich schon auch gesehen, aber der Eindruck,  der sich mir aufgedrängte, war der von 24 Stunden Dienst, 5 Tage durch. Am Samstag haben die dann auch alle durchaus nicht mehr so frisch gewirkt wie noch am Mittwoch. Ihre Sätze waren aber auch am Ende noch grammatikalisch korrekt und sinnvoll. Beeindruckend!

6.) Landkarten wählen nicht, die Menschen tun das

Und wenn wir schon dabei sind. Überall in den Berichten zur Wahl, also senderunabhängig, gab es den obligaten Typen am überdimensionalen TouchScreen. Der tappt dann auf einen Bundesstaat und WUUM! – der zoomt sich dann gleich ran und zeigt alle Bezirke im Bundesstaat in den Farben desjeweiligen Kandidaten, der eben vor Ort gerade stimmentechnisch vorneliegt.
Tippt der Typ dann auf ein County (Bezirk) werden die Zahlen angezeigt. Also die absolute Anzahl der jeweils für einen Kandidaten abgegebenen Stimmen. Und das war lehrreich.
Denn die Einwohnerdichte in den Staaten schwankt enorm. Und um es mal genau zu sagen, in den ganzen Bundesstaaten, die der Trump für sich gewonnen hat, da lebt fast niemand. Das sieht dann auf der Karte so beeindruckend aus, ist es aber eigentlich gar nicht.
Meines Erachtens sind derlei Karten irreführend. Weil, es wählt ja nicht das Land, also die LandFLÄCHE, es wählen die Menschen. Hie und da hatten sie eine Karte die war weiß und die Counties waren in Punkten dargestellt. Rot Trump, blau Biden. Und die Punkte waren so groß im Verhältnis zur Anzahl der Stimmen. DAS nenne ich eine aussagekräftige Karte.
Ich denke, das gilt auch in Europa. In Österreich sicher. Mit Wien als Menschenmagnet .. naja .. anderes Thema.
Auf jeden Fall ist die TouchScreenKarte über all die Tage immer wieder ein Highlight gewesen. Zentrum des Wissens. Visualisierung von Daten.
Hochfaszinant. Die Typen davor: Gurus.

🙂

Hier noch für euch meine aktuellen InstagramTV Filmchen mit Extrainfos zur Wahl:

Die Klagenflut