H&M, adidas, Ikea und ihre „bessere“ Baumwolle

Ihr habt womöglich schon davon gehört.

H&M, Ikea, Adidas und noch einige recht namhafte Firmen steigen auf Better Cotton um. Diese nachhaltigere Baumwolle belastet die Umwelt deutlich weniger mit Pestiziden und schont die Wasserressourcen. So das Versprechen.

Werbung machen die Firmen damit nur in geringem Umfang.

Mit Recht.

Denn Better Cotton – wie sie es ja selber nennen, ist mitnichten better im Sinne des Wortes. Es ist wohl maximal weniger schlecht. Aber leider leider ist so einfach die Sache nicht! Deswegen hier und jetzt Info für euch.

Was sollte die bedachte, umweltbewußte Käuferin darüber wissen?

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Im Jahr 2005 haben GAP, H&M, adidas und IKEA (die komplette Auflistung  findet ihr hier ) zusammen mit dem WWF und Oxfam die Idee gehabt ihre Baumwollbezugsquellen zu verändern und zwar hin zu einer die Umwelt weniger schädigenden Weise. Nach einer Gründungs- bzw. Findungsphase startete die Better Cotton Initiative 2009 dann tatsächlich.

An dieser Stelle muss man sagen, dass – ich fasse das jetzt so zusammen wie ich es nach einiger Lektüre verstanden habe – offensichtlich die Baumwollbauern dieser Welt ihre Baumwollpflanzen bisher geradezu mit Pestiziden, Dünger und Wasser überschütten. Sie verwenden vor allem Pestizide und Wasser in übertriebenem Ausmaß. Da gibt es keine Zurückhaltung.

Die Mitglieder von BCI verpflichten sich deswegen ihre Baumwolle aus Quellen zu beziehen, die beim Baumwollanbau vor allem Pestizide und Wasser in – sagen wir mal – notwendigem Maße verbrauchen und nicht darüber hinaus.

Durch den wirtschafltichen Aufstieg von Indien und China hat die Nachfrage nach Baumwolle in den letzten Jahren derart zugenommen, dass, obwohl viele Bauern auf Baumwolle umgestiegen sind, der Preis deutlich gestiegen ist.

Für die großen Modekonzerne keine gute Nachricht.

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Also schlagen die Firmen die hinter BCI stehen mit dieser Initiative gleich zwei Fliegen mit einer Klatsche. Sie sichern sich im Markt mit steigender Nachfrage und Preisen fixe Bezugsquellen, indem sie Verträge mit Baumwollbauern schließen. Der Preis ist für sie so besser kalkulierbar.

(Für die Bauern hat das den Vorteil einen direkten Abnehmer zu haben.)

Auf der anderen Seite verpflichten die Firmen über diese Initiative ebendiese Bauern dazu ihre Baumwolle nach vorgegebenen Standards anzubauen und nehmen so Einfluß auf die Produktion und den umweltbelastenden Effekt ebendieser.

Die BCI gibt also vor wieviel Pestizide und wieviel Wasser für die Baumwolle verwendet werden darf. Wohlgemerkt Better Cotton hat nichst, rein gar nichts mit Biobaumwolle zu tun. Es handelt sich um genmanipuliertes Saatgut, es wird gedüngt und mit Pestiziden behandelt. Verboten sind eigentlich nur die schlimmsten Gifte (was heftig kritisiert wird. Also der Umstand, dass hier nicht eingegriffen wurde und man die Chance genutzt hat noch ein paar weitere Gifte aus dem Spiel zu nehmen). Das Meiste ist erlaubt. Es geht „nur“ darum dieses heftige Überdüngen und den exzessiven Einsatz von Pestiziden und Wasser einzudämmen. Punkt.

Dafür werden die Bauern extra geschult – auf Kosten der BCI.

Der umweltschonende Effekt ergibt sich also einzig durch die Menge. Das ist die Qualifikation des „Better“.

„Mager“, mag man meinen. Und ich schließe mich da durchaus an. Aber wertlos ist diese Initiative wohl trotzdem nicht.

Ihre Stärke liegt in der schieren Menge, die diese Betriebe umsetzen. Wir reden hier von den größten Baumwollabnehmern des Planeten (der Erde, überhaupt).

Man stelle sich vor, dass der Anteil von H&M, C&A, GAP, Wallfahrt & Co. an Baumwolle von supergiftig auf giftig umstellt. Schmeckt mir zwar nicht gut, ist aber zweifelsohne eine beträchtliche Menge an Gift und Wasser, das eingespart wird.

Also ein Minus mit Sternchen quasi. 😉

Ein erster Schritt.

Weitere sind aber in diese Richtung nicht geplant. Seufz!

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Natürlich sprechen wir hier nur von der Produktion der Baumwolle. Die gesamte Verarbeitung des Rohmaterials ist in dieser Initiative nicht vertreten. H&M lässt eifrig in Bangladesh nähen, dem Land in dem der Abstand zwischen Mindestlohn und überlebens-Lohn am größten ist (mehr dazu hier nachzulesen).

Um Verwechslungen und Missverständnissen vorzubeugen:

Better Cotton ist in den Geschäften NICHT ausgewiesen, d.h. ihr könnt nicht sehen wie giftig euer T-Shirt ist. (hehehe, grausamer Satz). Die einzelnen Firmen haben sich Ziele gesetzt bis zu welchem Zeitpunkt sie komplett auf Better Cotton umgestellt haben wollen. Bis dahin ist einfach giftig und supergiftig oder better und normal irgendwie im Geschäft gemischt.

Nicht zu verwechseln in diesem Fall bitte mit H&Ms conscious collection. Darüber hier demnächst mehr.

Sollte euch der Begriff mal unterkommen, dann wisst ihr mit Lesens dieses Beitrags Bescheid.  

Nähtechnisch kommt wohl die eine oder andere über die Stoffquelle IKEA damit in Berührung. IKEA hatte zum Ziel im August 2015 komplett auf nachhaltigere Baumwollquellen umgestellt zu haben. (Laut ihrem eigenen Nachhaltigkeitsbericht sind sie tatsächlich auf „more sustainable sources such as better cotton“ umgestiegen. Nachzulesen hier )

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Noch ein paar Worte in eigener Sache:

Ich wurde kürzlich gefragt, was ich denn mit dieserlei Artikel sagen wolle. Ich war ganz perplex. Ich dachte es sei klar, dass ich informieren will.

Mein Mann machte mich darauf aufmerksam, dass die Artikel auch orientierungslos rüberkommen könnten, wenn man gewohnt ist, ständig eine fixe Meinung präsentiert zu bekommen. Falls er mir damit liebevoll sagen wollte, dass ich schlecht schreibe, Danke Schatzi, Bussi. Er scheint aber gemeint zu haben, dass ich eben „nur“ informiere und dass das manche Leute … nicht mögen.

Egal. Falls dem so ist und ihr diese Berichte verwirrend findet, dann lasst es mich wissen, dann probiere ich einen anderen Schreibstil. Mandarfjalernen.

Wenn ihr meine Meinung stärker spüren wollt, dann rückt auch damit rüber. Aufhören euch mit dieserlei Info auf die Nerven zu gehen, werde ich nicht.

Ist mein Blog.

😉

Wer nichts weiß, muss alles glauben!

https://mami-made.blogspot.co.at/p/this-is-not-okay.html

Lektüre/Quellen:

Utopia: Die neue Nachhaltigkeit von H&M und Co.

Better Cotton Initiative

Better Cotton und die neue Nachhaltigkeit der Baumwolle

Nachhaltigkeitsbericht H&M 2015 (englisch)

WWF Schweiz

people,planet, profit: better enough

adidas – Nachhaltigkeisbericht