Kinder und Internet / Teil 2

Ich habe viel überlegt, wie ich euch das mit dem Datenschutz und dem Netz näher bringen kann OHNE dabei wie ein Programmierer zu piepen.

Und ich kam zu dem Schluß, dass ihr ein paar ganz grundlegende Unbequemlichkeiten verstehen müsst. Komplizierte Unbequemlichkeiten.

Ich werde mir Mühe geben das in eine verständliche Sprache zu packen. Ähem! Hüstelhüstel!

Es geht los mit Cookies.

Praktisch jede Seite, die ihr im Netz aufruft, speichert auf eurem Computer kleine Mini-Codes ab. Cookies kennt ja heute eh schon jeder. Geht mal in eurem Browser bei Einstellungen auf Datenschutz .. irgendwo dort tummeln sie sich. Jeder Internet-Nutzer hat sie. Und wenn ihr sie nicht regelmäßig löscht und doch häufiger mal online seid dann stellt euch drauf ein, dass ihr da eine stattliche Anzahl abgespeichert habt.  (ich habe gerade nachgesehen: bei mir sind es im Moment 326 abgespeicherte Cookies)! – Cookies und ihre Verwandten (es gibt noch mehr davon, Pixel, beacon etc.) sind die Helferleins im Netz. Ohne sie würde zwar das Meiste reibungslos funktionieren, aber .. niemand wüßte davon! Soll heißen, ohne Cookies weiß ich nicht, wieviele Leute auf meiner Seite waren. Ohne Cookies weiß ich nicht, dass ich eingeloggt bin (also mein Computer). Ohne Cookies bin ich als Seitenbetreiber „blind“.

Jeder Seitenbetreiber will aber nun mal wissen, wieviele Leute auf seiner Seite waren. Klar! (He, ich hab’nen Blog!)

Soweit so gut. Aber diese Codes werden eben nicht nur zum Zählen und zum Wiedererkennen eines Seitenbesuchers verwendet. Aus ihnen kann man noch viel mehr herauslesen.

So kann man auf einer Zeitungs-Seite demnach registrieren, welche Artikel du liest und auch wie lange. Es wird beobachtet ob du nach unten scrollst, oder oben „haften“ bleibst. (Liest du die Kommentare? Wie weit liest du den Artikel? Klickst du womöglich gar irgendwo drauf? etc.)

Anhand der Artikel, die du liest, wird dann dein Profil erstellt (macht alles der Computer, geht ratzfatz). Das kann die Zeitung dann nutzen um dir weitere Artikel vorzuschlagen, die dir mit hoher Wahrscheinlichkeit auch gefallen werden.

An sich ist das ja nicht unbedingt negativ. Genauso wird dann auch dein Werbeprofil festgelegt. Bist du offensichtlich ein Mann, dann wird dir eben der neue Mercedes unter die Nase gerieben. Studierst du zum Beispiel häufiger mal die Aktienkurse, dann käme womöglich auch das neueste Rolex-Modell für dich in Frage. Bist du eine Frau und liest viel über Kindererziehung, dann schaut dein Werbeprofil krass anders aus. Ja genau, bei Werbung gibt es keine Gleichberechtigung. Hier wird nach Kostenminimierungspunkten gearbeitet. Und Mütter von kleinen Kindern kaufen nun mal deutlich weniger Rolex-Uhren.

Das funktioniert natürlich genauso mit online Shops, Diskussions-Foren etc. Alles derselbe Bahnhof.

Im Idealfall funktioniert das dann wie folgt:

Eine Firma, die Werbung machen will, wendet sich an eine Zeitung (das läuft meist über Agenturen), gibt dort an, wen sie bewerben will. (Thema „aktienkurslesender Mann, 40 – 60 Jahre alt“) Dazu liefert sie die gewünschte Tageszeit der Werbeschaltung (kann man simultan mit Werbung im Fernsehen schalten. Das funktioniert gut, da erstaunlich viele Leute online sind während sie fernschauen) – wo war ich, ja genau, die Tageszeit wird angegeben und dazu die maximale Anzahl, die ein Werbebanner bei ein und demselben User gezeigt werden soll. (wer nach dem 4. mal noch nicht geklickt hat, ist vermutlich schlicht nicht interessiert – so in etwa)

Damit füttert die Zeitung ihren Computer. Dieser weiß ja was ihr so in letzter Zeit gelesen habt. Und sobald ihr eben auf einen Artikel klickt, wird, während dieser sich lädt, eure Cookiebox auf dem Computer gecheckt, euer Profil gelesen und anhand dessen festgelegt, welche Werbeanzeige am besten zu euch passt.

Das funktioniert so flott, dass häufig die Anzeige schon geladen ist und auf eurem Bildschirm erscheint bevor der Artikel da ist.

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So kommt es, dass euch überall während ihr im Netz herumsurft. Zeitschriften, Shops, Google, Facebook .. ehrlich überall, jemand folgt (Cookiecheck) und sich genau aufschreibt (abspeichert), was ihr so treibt.

Das mag den Einen beängstigen, dem Anderen völlig egal sein, aber dass es tatsächlich so ist sollte man wissen.

Vorteile daraus sind die stets auf einen zugeschnittenen Angebote in Shops, ein Nachteil ist, zum Beispiel, die entstehende Blase. Man kriegt nur mehr zu sehen, was die anderen glauben, dass wir sehen wollen.

Das alles wäre ohne Cookies nicht möglich. Das ist deren grundlegende Aufgabe.

Soviel für heute.  Auf vieles bin ich jetzt noch nicht eingegangen. Ich weiß! Nächste Woche geht es hier weiter. Wenn ihr spezielle Fragen habt, kommentiert es mir. Ich werde versuchen die Antworten in die kommenden Posts einzubauen.

Stay tuned!

Mehr dazu:

Kinder und Internet / Teil 1 – Intro

Kinder und Computer

Bilder: death to stock photo