»The Beauty of Vienna« – Meine persönliche Theorie, warum Wien so schön ist!

Wir stimmen hier ja alle überein, dass Wien etwas Schönes hat. Schön ist. Auf seine ganz eigene Art und Weise.
Ich habe eine Theorie dazu, warum das so ist. Also warum so viele Menschen Wien schön nennen. The Beauty of Vienna – woher eigentlich?

2 Dinge müsst ihr – meiner Meinung nach wissen – um meine Theorie zu verstehen.
Das Eine ist die

Geschichte der Wiener Ringstraße

Einige werden es wissen, Andere es schon mal wo gehört haben und für wieder Andere ist das Kommende neu.

Wien war bis 1850 ziemlich winzig. Genau genommen war es kleiner als der heutige erste Bezirk. Ich meine „winzig“ passt dafür ganz gut. Wenn man nämlich bedenkt, dass Wien ja zu diesem Zeitpunkt Hauptstadt eines Reiches war, das eben alles andere als winzig war.
Kein Wunder das Kaiser Franz Joseph also meinte, das gehöre geändert. Angepasst.
1850 eben wurden somit die umliegenden Vororte eingemeindet. Daumen mal pi alles was bis zum heutigen Gürtel reicht, wurde zu Wien.

Wobei der Sache dann noch was im Weg stand. Nämlich die Stadtmauer. Die Stadtmauer und das Glacis drumherum.

In folgender Karte deutlich eingezeichnet. 1858 ist das Jahr.

Hier zu sehen: Das Wasserglacis. Heute liegt hier der Stadtpark.  Gut zu erkennen; das Palais Coburg in der Mitte

Um die Wiener Stadtmauer lag das Glacis. Ursprünglich aus militärischen Gründen angelegt, war das Glacis eine No-Bau-Zone damit im Falle eines Angriffs die freie Fläche vor der Stadt eben gut überschaubar war. (Bitteschön, ich bin kein Militärstratege für mittelalterlich angelegte Städte. Das ist mehr die Zusammenfassung und die mamimade-Interpretation der Dinge, die ich gelesen habe.)

Mit der Zeit hat sich das Glacis dann selbst begrünt und am Ende war es wohl mehr eine traumhafte Parkanlage mit über Tausend Bäumen. Im Zuge der oben erwähnten Stadtvergrößerung war das Glacis aber plötzlich vor allem eines: wertvoller Baugrund mitten in der Kaiserstadt. Reiche Leute gab’s genug, als verkaufte der Kaiser den Grund an die Meistbieter und ein Haufen namhafter Architekten legten Entwürfe vor .. ja genau … für den Ring.

Was dann losging, war wohl sowas wie eine durchaus beachtliche Riesenbaustelle. Da wurde einerseits die Mauer abgetragen und andererseits dieselben Ziegelsteine gleich für Prachtbauten am Ring wiederverwendet. (grausamste Arbeitsbedingungen inklusive)

Hier der Blick auf die Baustelle aus der dann die Oper wurde … man sieht noch etwas Stadtmauer

Und es war nicht nur der Ring, der gebaut wurde. Nein, schaut man sich nämlich den Wiener Kulturgut-Bauperioden Plan an, dann sieht man, dass die Stadt quasi in einem Hop gebaut wurde.
Alles in diesem Plan, das rot oder orange ist, ist innerhalb derselben 50 Jahre gebaut worden.

Und dieses rot-orange ragt weit in die angrenzenden Bezirke hinein.

Womit wir bei Punkt 2 meiner „Beauty“-Theorie wären:

Das menschliche Auge und die Architektur

Das menschliche Auge hat’s gerne nicht zu anstrengend. Wir mögen es, wenn Dinge – in diesem Fall eben Gebäude – gut zusammenpassen. Das gilt für Farben, wie auch Formen.

Die Gumpendorferstraße im 6. Bezirk

Schaut man sich Wien an und genauer eben die inneren Bezirke, also jene Straßen und Gasseln auf denen man sich als Besucher so herumzutummeln pflegt, dann wird schnell klar, dass da viele Häuser stehen, die optisch gut zusammenpassen. Wobei sie eben nicht alle gleich sind.
Und damit meine ich nicht die Variabilität innerhalb derselben Bauperiode, nein, ich meine, dass eben zwischendurch immer wieder ein altes, oder auch ein neueres Gebäude steht.
So schläft das Auge nicht ein.

Diese Fassade gibt es in Wien gefühlt 100 mal und dann eben auch wieder nicht ganz…

Es ist stets für leichte Abwechslung gesorgt, eine ansprechende, dem Auge gefällige Abwechslung. Selten wird dem Betrachter etwas abverlangt. Toleranz und gutem Willen braucht man in Wien nicht wirklich. Wien’s Gebäude sind eine Mischung, die nicht gleich, aber eben auch nicht allzu verschieden sind. Es ist immer wieder dasselbe und auch eben wieder nicht. Das Auge kann derlei unregelmäßige Ähnlichkeit leicht verdauen. Wien Anschauen ist nicht anstrengend.

Wien ist wohl selbst fürs Auge gemütlich.

Auch hilft es, dass der Baustil jener Phase sich extrem gut kombinieren läßt, mit all dem, was eben noch so rumsteht in der Stadt.
Wäre zu der Zeit das Rokoko gerade hipp gewesen, gute Güte, Wien würde einen daschlagen.

Versteht ihr, was ich meine.

Die rechte Seite der Freundgasse ist 100 Jahre älter als die linke Seite …

Wien ist eine optisch gefällige Stadt. Zudem liegt alles nah beieinander. Im Vergleich zu, sagen wir mal Paris. Wien hatte weiters das Glück im zweiten Weltkrieg nicht komplett zerbombt worden zu sein. Eine glückliche Kombination.

Das alles zusammen macht Wien schön.

So glaub ich.

Aber ich kann natürlich auch total falsch liegen. (glaub‘ ich aber zur Zeit nicht 😉 Was meint ihr?

Eure

Für diesen Post bin ich extra durch Gassen spaziert, die nicht so auf der Touristen-Route liegen. Wien abseits quasi. Wien, wie ich es erlebe, wenn ich mein Einkäufe erledige. Da gehe ich dann durch Straßen die vor Denkmalschutz strotzen und die für mich ganz normal sind, die aber eben in dieser Menge und in dieser „Normalität“ tatsächlich so sonst nirgends vorkommen. Ich wollte euch da einen Blick drauf werfen lassen.

Die Fotografierwinkel sind allerdings limitiert, die Gassen für eindrucksvolle Fassadengesamtaufnahmen zu eng. Aber ich denke, ihr seht schon, was ich meine.