White privilege

Wenn das Leben ein Rennen ist, ein Wettrennen um die gute Situierung im Leben, um Wohlstand, Gesundheit und finanzielle Sicherheit, dann ist es ein unfaires Rennen.

Und der erste Schritt um das zu ändern, wenn wir es denn ändern wollen, ist die Einsicht. Das Eingeständnis, dass wir ein privilegiertes Leben führen. Wir Weißen, wir Heterosexuellen und ganz besonders, wir Männer.

Es gibt so viele Menschen, auch hierzulande, die in diesem Rennen bei ihrer Geburt Meter hinter uns starten. Sie werden die Sprache nie so gut erlernen, die sie brauchen um im Rennen mithalten zu können. Sie werden von Beginn an Extrarunden laufen müssen um finanziell dabei zu bleiben. Sie werden in Schubladen gesteckt auf denen „faul“, „uninteressiert“, „zu dumm“ steht.

Ämter werden ihnen Steine in den Weg legen, Lehrer werden auf sie herabblicken und Polizisten werden ihr Augenmerk auf sie legen.

Wohlgemerkt nicht alle Ämter, nicht alle Lehrer, nicht alle Polizisten, aber … und das ist der Punkt … mehr als es bei Weißen, heterosexuellen Männern der Fall ist.

Das Rennen ist unfair. Und weil, die, die es immerzu gewinnen, den Eindruck haben, dass sie sich ihre Position ganz allein erarbeitet haben, dass sie fleißig waren, kurz dass sie es sich verdient haben, weil eben diese Menschen die Benachteiligung der anderen nicht wahrnehmen, kann sich dieses System von selbst erhalten.

Es gibt ausreichend Frauen, oder Menschen mit Migrationshintergrund oder Schwarze, die das Zeug für einen Vorstandsposten haben. Sie kommen dort aber nicht hin, weil der Weg für sie länger und mit Hindernissen versehen ist, die jene, die die Jobs am Ende kriegen, nicht überwinden mussten.

Die Hindernisse sind mannigfaltig und sie zu beseitigen, wird die Aufgabe sein, die es zu bewältigen gilt. Solange allerdings Weiße, heterosexuelle Männer, die an der Macht sind, ihre Augen verschließen vor der Tatsache, dass sie dort nicht nur aus eigener Kraft hingekommen sind, solange sie die Augen verdrehen, wenn von Frauen-Quoten oder Geld für Brennpunkt-Schulen geredet wird, solange sie glauben, sie sind die Besten, weil sie den Auswahlprozess/das Rennen gewonnen haben, solange wird sich nicht viel tun.

Die Aufgabe ist eine große.

Die Menschen, die heute an der Macht und am Geld sind, sind dort, weil zu dem Zeitpunkt als die Entscheidung für den Job getroffen wurde, nicht alle, die so gut oder eben womöglich sogar besser geeignet wären, an diesem Punkt sein konnten.

Nein, wir haben nicht die Besten an der Macht und am Geld, wir haben die, die die wenigsten Hindernissen meistern mussten, dort. Und sie wissen es nicht.