Wie macht man es eigentlich richtig? – Stadt mit Grün

In meinem Bezirk und eigentlich ja auch in meiner Stadt geschehen Dinge, die man getrost als Begrünung im größeren Stil bezeichnen könnte. Und dennoch scheint es mir nicht viel mehr als ein Kratzen an der Oberfläche zu sein. Ein mutloses Image-Zurechtrücken. Womöglich. Sicher bin ich mir nicht. Wie macht man es denn richtig?

Das weiß ja eigentlich niemand so recht. Wir waren ja noch nie an dem Punkt, an dem einen Millionenstadt versucht hat das Überleben in ihr wegen steigender Hitze irgendwie möglich zu machen.
Da sind die, die Studien betreiben und Forschung an Univeristäten, die ziemlich geradlinig meinen, Auto raus, Pflanzen überallhin. Boden, Wände, Windkanäle durch die Gassen. Grätzlbildung um die Wege zu verkürzen. Damit man gar nicht erst weit weg muss um einfach alles zu erledigen, was man zum Leben braucht.

Und dann gibt es die, die ein Auto „brauchen“ um zu ihrem Wochenendhaus zu kommen. Oder zur Familie. Oder so. Die, die zu alt und wackelig sind um in eine ruckelnde Bim oder Bus zu steigen und die ja sehr wohl auch von A nach B wollen und können sollten.
Und dann gibt es die, die hier arbeiten oder zu Besuch kommen oder ins Theater gehen und die meinen das Recht zu haben dafür mit ihrem SUV bis in die innere Stadt hinein zu fahren. Und: ihr Karosse dann auch dort abzustellen. Mitten in das Wohngebiet von ein paar Tausend anderen Menschen.

Galerie zum Diodato Park (minus 16 Parkplätze etwa)

Dass unsere Gesellschaft egozentrischer geworden ist, merkt man an diesem Punkt. Denn Rücksichtnahme oder Empathie kann man von einigen dieser Zeitgenossen nicht erwarten. Ich habe diskutiert und mir angehört, wie sie auf ihr Recht pochen. Das Recht auf Platz für mein Auto.
Aber über derlei Leute rege ich mich gar nicht mehr auf.

Was mich im Moment bewegt, ist dass ich intuitiv spüre, dass sich bei mir – also im Bezirk – einiges bewegt. An allen möglichen Ecken und Enden wird begrünt, werden Zonen geschaffen, die weniger Autos und mehr Grün haben. Radwege werden angelegt oder deutlich verbreitert. Das Gesicht des Bezirkes verändert sich. Die Stadt probiert Sachen aus. Und die Stoßrichtung ist eindeutig.

Und trotzdem werde ich das Gefühl nicht los, dass es nicht reichen wird.

Unser Wiedner Wald – der darf nicht fehlen

Ich bin mir nicht sicher ob das wienerischer Pessimismus ist oder ein bissi zu viel Respekt vor der Hitze oder ob ich doch einfach richtig liege.
Schlecht oder minder will ich die Aktionen nicht heißen, die gesetzt werden. Denn sie sind manchmal eben gar nicht so klein. Sie wirken auf mich aber oftmals „halb“. Also einfach nicht konsequent zu Ende umgesetzt. Die Beete, die angelegt werden, könnten, zum Beispiel, öfters locker noch ein Stück größer sein. Der Platz zwischen den Beeten scheint mir oft unnötig breit. Und häufig auch einfach nur zubetoniert. Die großen Pflastersteine, zwischen denen Wasser versickern könnte, gibt es nicht überall. Die kosten mehr. Also wird gerne einfach betoniert. Bumm Zack zu.
Die Jungbäume werden zwar gesetzt. Mittlerweile haben sie alle unten Schläuche zur Bewässerung. Oben dann häufig noch diese Giessäcke um den Stamm gewickelt und trotzdem überlebt ein grausamer Prozentsatz die ersten zwei Jahre nicht.

Dieser Block der Mühlgasse wird zur begrünten Fußgängerzone. Eine sehr enge Gasse, die links und rechts zugeparkt ist und deren Gehsteige schmerzlich eng sind deswegen. Derlei Gasserln gibt’s halt viele.

Ich kann nicht sagen, ob die unterversorgt sind, oder ob einfach fix ein Prozentsatz das Umsetzen nicht überlebt. Es fällt allerdings auf, dass die Bäume, die gesetzt werden, deutlich älter und größer sind, als sie es vor 10 Jahren waren. Bäume, die gerade mal 2,5 m hoch sind, sieht man nicht mehr.
Das bedeutet aber eben auch, dass bereits vor 10 Jahren oder mehr, die Wiener Stadtgärten ebendiese Bäume angelegt haben und dass sie somit schon vor 10 Jahren wussten, dass sie diese Bäume brauchen werden. Was eine Weitsicht zeigt, die ich wiederum gut finde.
Ihr seht, ich bin verwirrt.

Ich weiß auch, dass man nicht so einfach einen Baum mitten auf die Straße setzen kann. Denn oft ist unter der Straße ein Getummel von Kanälen, Rohren und Kabeln daheim, da würd so ein kräftiges Wurzelwerk womöglich solide Schaden anrichten.
Oder besser noch: Da fährt dann unten die U-Bahn oder es geht der Wien-Fluss unten durch. Sprich … da ist gar kein „Drunter“.

Ich verstehe auch, dass man verkehrstechnisch sicher planen muss. Also Hindernisse, Gehsteigkanten etc. für alte oder sehr junge Menschen oder überhaupt eben alle, möglichst einschränkt. Sprich: supereng ist nicht so prickelnd für manche. Eh klar!

Klein sind die Neu-Pflanzlinge wahrlich nicht.

Am Ende bleibe ich eben zurück mit einem im-Moment-tut-sich-was Gefühl. Wieweit das, was sich tut, reicht, kann ich einfach nicht beurteilen. Ich beschließe daher im Jetzt zu bleiben und zu genießen, DASS sich etwas tut.

Beispiele der Was-sich-tuts kann ich euch einige aufzählen. Die Umgestaltung der Hauptstraße in meinem Grätzl (die Bäume, die gepflanzt wurden, habe ich euch hier bereits vorgestellt.), der Diodato „Park“ (er ist halt schon echt winzig) und die Mühlgasse die einen Block lang zur Fußgängerzone wird, sind jetzt Beispiele in meinem Bezirk.
Derlei Projekte gibt es aber quer über Wien gestreut. Und einige davon haben mich echt überrascht. Da könnte ich ein paar Spaziergänge füllen.
Tät‘ euch das interessieren?

Wie man es richtig macht, hängt wohl viel auch mit dem was-denn-geht ab. Politisch wie halt auch in Realität. Haus Begrünung ist in Wien mit vielen Ideen und Hilfestellungen unterstützt. Aber .. naja .. die meisten Häuser sind halt mit vielen Eigentümern gesegnet ….
Wie seht ihr das?

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