Die Fälle des Donald: Georgias erste Dominosteine fallen

Und dann war da noch Georgia. So könnte ein Märchen beginnen. Naja, das ist vielleicht doch ein wenig übertrieben. Aber es stimmt schon, dass es in dem Fall in Georgia in den letzten Wochen ein gutes Stück unangenehmer fürs Trumperl geworden ist (und das hat was Märchenhaftes?)
Ich habe euch in diesem Post über Georgias spezielles Rico Gesetz ja mal erklärt, warum es dort ein bissi anders hergehen wird, als in einem „gewöhnlichen“ Strafverfahren.
Denn es wird nach einem Gesetz gerichtet werden, das extra für das organisierte Verbrechen geschrieben wurde. Weil es in diesen Fällen eben immer besonders schwierig war dem Kopf der Bande etwas nachzuweisen. Es ist eine andere Herangehensweise, aber nicht unbedingt die Dümmste, wenn ihr mich fragt.

Die Staatsanwältin, die in diesem Spiel gegen die getrampelte Bande antritt, scheint ihr Geschäft ganz gut zu verstehen.
19 Angeklagte gibt es in diesem Fall. Und wenn man den Experten glauben darf, hat sie vermutlich vor den Top 4-5 Personen an den Kragen zu gehen. Die Anderen sind, wenn ich es mal so sagen darf, Daumenschrauben.

Soll heißen. Sie spielt Domino. Ob es die 4-5 am Ende werden, weiß niemand. Aber es ist eben bereits jetzt klar, dass es 19 nicht sein werden, die in der Verhandlung auf der Anklagebank sitzen (bei Strafverfahren müssen die Angeklagten anwesend sein).
4 davon sind nämlich schon umgefallen.

DOMINO – SPIELREGELN:
Je früher ich umkippe/mich schuldig bekenne, desto geringer fällt meine Strafe aus. Habe ich Glück oder eine wohlwollende Staatsanwaltschaft (weil ich viel zu erzählen habe), muss ich nicht einmal ins Gefängnis. Je länger ich „dicht halte“, desto heftiger wird es mich hinten raus treffen – Freiheitsstrafentechnisch.

Nur zur Erinnerung: Bei Schuldspruch sieht das Rico-Gesetz eine Mindeststrafe von 5 Jahren hinter Gittern vor. Sowas motiviert.

Powell & Chesebro

2 ehemalige Trump Anwälte und Mitangeklagte hatten darum gebeten nicht erst bei der Hauptverhandlung mit den Anderen vor Gericht zu stehen (Vorrausichtlicher Termin irgendwann 2024). Es gibt das Recht auf ein schnelles Verfahren und die Beiden hatten es halt eilig *zwinkerzwinker. Sie wollten die Sache hinter sich haben. Also haben die beiden (Sydney Powell & Kenneth Chesebro) einen Termin Mitte Oktober bekommen

Noch was: in Georgia werden Strafverfahren öffentlich gehalten, sprich man kann online live zuschauen ..

.. und bitteschön, ich weiß ja nicht ob ihr euch noch erinnert: Ich war doch 2 Saisonen lang Schöffin im Straflandesgericht in Wien und ich kann euch sagen .. auch in Georgia laufen die Verfahren von der Stimmung her sehr ähnlich ab. Bürokratie, Regeln, komplexe Sätze .. und ein Richter, der zuhört, Fragen stellt usw. usf. … eher trocken, eher schräg, weil man ja weiß, dass es um etwas (die Freiheit des Angeklagten) geht.
Ich habe mir diese Georgia „Verhandlungen“ angeschaut und es ist dasselbe oarge Feeling.


Verhandlungen schreibe ich hier unter Anführungszeichen, weil es zu einer Verhandlung per se für die Beiden nämlich nicht gekommen ist.
Sydney Powell hat sich gleich mal schuldig bekannt und mit der Anklage einen Deal ausgehandelt, wonach sie 6 Jahre auf Bewährung „frei“ herumlaufen darf. Sie muss 6.000$ Strafe zahlen und … mit den Behörden kooperieren.
Sprich: sie packt aus, was sie so weiß.
Und bei Sydney Powell geht man davon aus, dass sie doch Einiges weiß.

Wohlgemerkt die Gute ist eine völlig durchgeknallte Verschwörungstheoretikerin. Die hat den toten Hugo Chavez dafür verantwortlich gemacht, die Wahlcomputern zu manipulieren … und so crazy Shit halt. Nix davon hat sie jemals bewiesen, aber sie war groß unterwegs und hat die Kunde verkündet, als gäb’s kein Morgen. Und: sie trug dabei Polyester-Leoparden-Print, der ihr wahrlich nicht geholfen hat.

Die Verbrecherfotos – einfach so

Aber: Sydney Powell war halt auch dabei, bei jenem legendären Treffen am 18.Dezember 2020, als ein Trupp Crazy-CooCoos rund um Rudy Giuliani sich Zugang ins Oval Office (also zum Trumperl) ermogelt hatten um demselben ein paar ihrer Halluzinationen als reale Lösungen für sein Ich-tätat-gerne-an-der-Macht-bleiben-Problem zu präsentieren. (Das wird sicher mal verfilmt)

Weil dieses Grüppchen nicht nur solide durchgeknallt sonderm eben auch gefährlich war (Anmerkung: weil der Präsident für ihre Ideen empfänglich war), haben die Mitarbeiter, der Staff im Weißen Haus, versucht dieses Meeting zu beenden.
Schreiduelle, Beleidigungen inklusive. Großes Kino. Vermutlich nicht sehr qualitätsvoll, aber PopCornQualität allemal.

Am Ende hat sich der Präsident dann mit den Wahlverschwörer in die privaten Räumlichkeiten zurückgezogen und was dort besprochen wurde … weiß die sich eben schuldig bekannt habende Sydney Powell.
Zum Beispiel.

Zugegeben eine seriöse Zeugin sieht anders aus, aber in diesem Meeting war niemand seriös. Punkt.

Einwurf:
und wieder einmal erlebe ich das Deutsche als mangelhaft. Diesmal, wenn es um Worte geht, die sowas wie „batshitcrazy“ bedeuten könnten. Denn „irre“, „durchgeknallt“ oder „verrückt“ … treffen das Ausmaß an pathologischem Schwachsinn, der diesen Leuten so einfällt, einfach nicht. Ich werde also in diesem Artikel und auch in Zukunft gezwungenermaßen kreative Auswege suchen und hoffentlich ab und zu auch finden.
Weil ehrlich, als die Frau Greene, ihres Zeichens Abgeordnete zum Kongress, meinte die Waldbrände in Kalifornien hätten nichts zu tun mit Klimakrise oder so, sondern wären von jüdischen Lasern aus dem All ausgelöst worden … ich meine, … so Jemandem kann man doch gar nicht mehr helfen.

Und der Frau Greene steht die Frau Powell in nichts nach. Um deren Köpfe schwirren die besoffenen Vögel im Kreis und singen dabei unverständlich verzerrte Landeshymnen.

Kenneth Chesebro widerum ist laut den meisten Medien jener Typ, der die Idee mit den Fake-Wahlmännern ausgearbeitet hat.

Die Fake Wahlmänner:innen

In jenen Bundesstaaten, die Trump verlor, die er aber hätte gewinnen müssen, weil er eigentlich eine Chance gehabt hatte, haben die Trampler-Truppen falsche Wahlmänner:innen aufgestellt. Diese haben dann ein Zertifikat gefälscht und unterschrieben und dieses dann nach Washington geschickt. Der Plan war wohl diese Zertifikate dem Vize-Präsidenten am 6. Jänner vorzulegen und damit diesem die Möglichkeit zu geben zu sagen, er könne nicht erkennen, welches Zertifikat denn nun das Richtige sei und somit das Ergebnis nicht ordnungsgemäß verlesen, was zur Folge gehabt hätte, dass die Wahl des Präsidenten .. an den Kongress gefallen wäre (Vorsicht: ich weiß jetzt nicht mehr an welches Gremium genau) und die hätten dann dort den Präsidenten gewählt. Die Republikaner hatten damals eine Mehrheit.
So in etwa der Plan vom Chesebro Kenneth.

Und genau jener Kenneth, seinerseits eben auch ein Jurist und Anwalt, hat sich gleich am Tag nach Sydney Powell schuldig bekannt. Auch er kommt ohne eine Gefängnisstrafe davon und auch er wird die Behörden unterstützen, wenn er gefragt wird (wovon ja wohl auszugehen ist).

Und so überrascht es auch nicht, dass schon am Tag darauf gleich eine weitere Anwältin (Jenna Ellis – siehe Videos unten) ihre Schuld eingestanden hat. Diesmal war es schon ein bissi dramatischer. Mit Tränen und Seufzen und so. Live auf youtube, bitteschön.

Jenna war eine willige Medien-Niederquatscherin. Das Trumperl war der Sieger der Wahl, das würde jeder erkennen können, der die Augen öffnet .. Sie war laut, sie war überall und sie genoß die Aufmerksamkeit (persönliche Unterstellung meinerseits).
Im Nachhinein meinte sie, sie hätte besser recherchieren müssen. Sie hatte einfach den älteren Anwälten mit Ruf geglaubt.
Tja.
Sie ist jetzt rechtskräftig verurteilt und für ein paar Jahre auf Bewährung unterwegs. Ich glaube, als Anwältin wird sie wohl nie wieder arbeiten können.

vorher
nachher

Zusammenfassend: von den gefallenen Domino-Steinen war am Trumperl dran wohl so wirklich nur die Powell’sche Sydney. Aber alle drei bereits Verurteilten hingen am Rockzipfel vom Rudy Giuliani und dem steht jetzt das Wasser bis zum Hals. Der Rudy ist im Übrigen der beste Freund vom Trumperl, also wenn so jemand Freunde hat.
Der vierte gefallene Domino-Stein, war im Übrigen einer dieser Fake Wahlmänner. Der hat schon vor ein paar Wochen die weiße Fahne wehen lassen und wohl das Leben von Chesebro und Powell nicht leichter gemacht.

Strategischer, juristischer Zusatz der ganzen Domino-Fallerei:
Die orangenen Verteidiger hatten natürlich gehofft, dass in einer Verhandlung Monate vor dem eigentlich relevanten Termin die Anklage aufzeigen würde müssen, wie sie den Fall anlegen wollen, welche Beweise sie bereits haben und naja, das würde das Geschäft der Verteidiger natürlich erleichtern. Durch die Schuld-Bekenntnisse hat das jetzt nicht stattgefunden.
Ganz im Gegenteil: Die Anklage kriegt jetzt sogar noch mehr Material in die Hände und die Verteidigung .. mehr potentielle Probleme.

Zu guter letzt noch ein persönliches Wort für die Perspektive:
Nichts davon lässt darauf schließen, dass das Trumperl am Ende fix in den Häfn kommt. Die Berichterstattung ist immer sehr … tendentiös. Es ist der Weg, der das Ziel ist. Wir schauen zu, wie und ob die Justiz funktioniert. Wir versuchen zu verstehen und auf dem Weg ein bissi – ja – in Schadenfreude zu schwelgen. Für die Seele. Weil wir haben gelitten. Wir dürfen jetzt ein bissi zuschauen und Pop Corn essen. Punkt.

Was bisher geschah …