Wir waren auf Urlaub. In London. Und ja, ich habe jetzt Hunderte Bilder zum Auswählen, Ausmisten, Bearbeiten und hoffentlich Ausarbeiten lassen. Soweit der Plan.
Die wahrlich interessante Challenge, die ich mir allerdings stelle ist:
Kann ich diesen Urlaub bzw. meine ganz persönlichen Eindrücke in 5 Bilder packen, die ich in dieser Stadt gemacht habe?
Ein Versuch
Bild 1: Der Kontrast
Ich kenne London verhältnismäßig gut und schon seit langem. Das letzte mal war ich allerdings vor 10 Jahren dort und die Entwicklung der Stadt hin zu deutlich weniger Verkehr plus Radwegen hat mich ehrlich überrascht. Was gleich geblieben ist und was ich als Wienerin in diesem heftigen Kontrast eben nicht kenne, ist die gelebte optische Wurschtigkeit in London. Will sagen, da steht/stand neben einem entzückenden Pub ein Giganto-Glas-Büro-Container. Was heißt einer (!), rundherum stehen sie.Das war schon vor 25 Jahren so und ist nicht besser geworden (wie auch).
Die Brutalität mit der in dieser Stadt auf die Gesamtoptik geschissen wird, hat was Beeindruckendes, schockt aber auch. Am Ende nimmt es der Stadt wohl den Charme.
Bild 2: Die lebendige Kultur
Wir waren im Theater, haben Shakespeare gesehen und ein Musical. Denn London kann Theater, London kann Musical. Und zwar richtig gut. Diese vom Geld gejagte Bevölkerung, die an den Rand der eigenen Stadt gedrängt wird, sie ist noch immer lebendig und haucht der Finanzwelt von hinten die Kultur in den Nacken. In der Kultur der Stadt entwickelt sich der Charme. Was der Stadt auf der Straße fehlt, gibt sie im Theater.
Dieses Bild habe ich gemacht auf dem Heimweg vom Globe Theatre am Abend nach der Vorstellung von „Much Ado about nothing“. Beseelt von der Performance.
Bild 3: Das Essen
Tada! Es ist passiert. Es hat gedauert, aber es ist passiert. Man kann mittlerweile auch in London einfach an gutes Essen kommen. Das war bekanntlich immer so. Essen in London hatte für mich immer etwas Mühsames. Genuß war der Briten Ding nicht.
2024 ist das anders. An jeder zweiten Ecke gibt es ein kleines Restaurant. Manchmal Filialen irgendeiner Kette (nicht das gelbe M). Man muss nicht mehr suchen. Und es schmeckt.
Dass ich das noch erlebe!
Bild 4: Von wegen BRITISH
Die Kids wollten ins British Museum, also haben wir einen TimeSlot gebucht (der Eintritt ist kostenlos) und sind da hin.
Mal abgesehen davon, dass dort eine seriöse Belüftung brauchen könnten, war es eine geradezu groteske Gefühlserfahrung. Denn – in meinen Augen – ist da drin nicht ein Teil, das sich seriös „british“ nennen kann. Ägyptisch, griechisch, etruskerisch (??) ja, british .. hättens gern.
Der Kolonialismus und das Selbstverständnis der Aneignung hat mich so laut angebrüllt, dass es mir unangenehm wurde in diesem „Museum“ zu sein.
Krass.
Bild 5: Die Familie
Und zu guter Letzt noch etwas Persönliches. Wir waren zu viert in London. Das ist insofern bemerkenswert, als der Sohn ja seit 2 Jahren nicht mehr bei uns wohnt. Ich war also gespannt, wie wir uns im „alten“ Familienverband gestalten würden. Die Kids 19 und 17 Jahre jung.
Kurz zusammengefaßt sage ich jetzt; wir sind wohl näher an einem 4-Erwachsene-fahren-auf-Urlaub, als an einem Die-Eltern-mit-den-Kindern. Irgendwo dazwischen.
Interessant, mamagefühlstechnisch manchmal verwirrend und ausnehmend lustig. Meine Kids haben Humor! Find ich gut.
Ein paar London-Klassiker-Bilder werde ich wohl auch noch posten. Ich fand allerdings eine kleine Herausforderung zunächst mal spannender.