Vom Bloggen – Werbung oder nicht Werbung. Ist das eine Frage?

Das leidigste aller Themen, wenn es ums Bloggen geht, ist nicht der Datenschutz.  Es ist die Werbung. Und die völlig entartete Handhabe der Kennzeichnungspflicht.

Bleiben wir mal geradlinigerweise zunächst bei den Nähbloggerinnen. Also, wenn eine Nähbloggerin Stoffe oder Schnittmuster geschenkt bekommt und sie bloggt das vernähte Ergebnis, teilt dabei die Schnittmusterquelle oder den Stoffdealer womöglich noch per Link, dann, ja dann ist das Werbung.

Das Gespenst heißt

„Werbung aufgrund Namensnennung“

Das neue Unwesen heißt allerdings „Werbung aufgrund Namensnennung“. Und das geht mir gelinde gesagt auf den Allerwertesten. Näht frau ein Shirt und läßt einen im Post wissen welcher Schnitt das ist bzw. wo sie den Stoff her hat, dann müsse sie das als „Werbung aufgrund Namensnennung“ kennzeichnen. Am besten gleich am Anfang des Posts. Auch wenn sie alles selber bezahlt hat.

Aber sonst geht’s euch gut!

Welchem Idioten, welchem völlig ahnungslose Menschen ist den dieser konfuse Schwachsinn aus dem Kopf gewachsen.

Werbung ist nämlich nicht gleich Werbung. Und das ist eigentlich auch völlig klar. Nur weil es im Internet für viele Rechtssprecher irgendwie anders erscheint, ändert das aber per se tatsächlich nichts an den Umständen.

Völlig unumstritten ist die bezahlte Werbung. Wenn mir jemand Geld oder eine andere Gegenleistung gibt und ich dann dafür sein Produkt erwähne oder sogar preise, dann ist das Werbung.

Poste ich ein Foto von mir in einem Shirt und ich nenne das Schnittmuster, dann … nenne ich das Schnittmuster im Zuge eines „ich habe mir ein Shirt genäht“ – Posts. Das war’s. Das ist Mitteilung.

Ja, das mag, so ich 500.000 Follower habe, dazu führen, dass sich ein paar Leute das Schnittmuster kaufen, aber wie um Himmels willen soll ich denn ein genähtes Werk sonst herzeigen können?

Wie kann ich mich ausstauschen?

Wie kann ich mich mitteilen?

Wie kann ich stolz sein, auf mein Nähwerk?

Wie Fragen stellen, wenn es mir nicht geglückt ist?

(Und nur für den Fall, dass hier ein paar Unnähende mitlesen. Man wird gefragt nach dem Schnittmuster. Fix. per mail, per Kommentar. Es geht sehr viel um Schnittmuster. Um den Austausch, um die Anregung. Wen das nicht interessiert, der liest dort eben nicht. Eh klar! Das Schnittmuster ist die Automarke .. quasi 😉

Es gibt eben auch normalen Content. Stinknormale Inhalte. Und wenn ich dann beim Herzeigen einer Hose, die ich mir genäht habe, Turnschuhe anhabe und man kann die Marke erkennen. Dann habe ich meine Turnschuhe an und ihr könnt die Marke erkennen. Das ist keine Werbung. Jedes Kind weiß das.

PUNKT.

Den Unterschied kann dann nur derjenige feststellen, der eben postet. Das einzige, wirklich nachvollziehbare Kriterium, ist nun mal die Bezahlung.

Alles als Werbung zu kennzeichnen perversiert

das System der Kennzeichnung.

Und macht vor allem echte Werbung unkenntlich.

Dazu kommen dann diese professionellen Spaßbremsen, die in Deutschland offenbar die Blogger- und Instawelt nach Leuten durchwühlen, die einen Fehler machen und diese dann genußvoll abmahnen.

Daraus resultiert bei der Durchschnittsbloggerin/Instagramerin eine veritable Panik, was dazu führt, dass eine kleine Nähmama mit knapp 120 Follower das Wort „Werbung“ an erste Stelle beinahe jedes zweiten Posts schreibt! Weil mit dem Gesetzt will sie sich nicht anlegen. Sie hat genug um die Ohren mit ihren 3 Turbowuzzis daheim.

Ich krieg’ den Gizi.

So.

Dazu muss man wissen, dass Blogs ja nicht die ersten sind, die Werbung machen. Nö, früher, womöglich kann sich die eine oder andere erinnern, gab es Zeitschriften. Bunte Bilder auf Papier. Ein wenig Text. Gar nicht so viel anders als Bloggen oder Instagramen.

Zeitschriften dürfen im übrigen in Artikeln Marken nennen ohne gleich den ganzen Artikel als Werbung kennzeichnen zu müssen. (in der ersten Zeile des Artikels, bitteschön). Sie dürfen Hautcremes verschiedener Marken testen und bewerten. Sie dürfen die Hersteller nennen. Und es ist keine Werbung. Weil das zum Geschäft gehört.

Warum sollte es mit Bloggern anders sein?

Die Instagrammerin Cathy Hummels boxt sich da gerade durch. Sie wurde vor Gericht geschleppt, weil auf einem geposteten Foto von ihr und ihrem kleinen Sohn ein Plüschelefant drauf ist.

Das Urteil wird im April verkündet. Ich hoffe da werden dann ein paar Dinge geradegebogen.

Weil es mir gewaltig auf den Keks geht, dass ich im Moment NICHT WEIß was Werbung ist und was nicht!

Bildquelle: Instagram-Account Cathy Hummels

Anmerkung: Dieser Artikel stellt meine zur-Zeit-Meinung da. Ich bin gerne bereit zu diskutieren oder euren Standpunkt dazu zu lesen. Man lernt ja bekanntlich nie aus.

Berichte zum aktuellen Gerichtsfall findet ihr hier:

Augsburger Allgemeine

Focus

FAZ (Blende Bezahlartikel)