Aus dem Leben einer Frau – Die ehemals Bücherwürmin

Die Zeiten ändern sich. Früher, wenn ich abends zu Bett gegangen bin, da habe ich ein Buch mitgenommen. Ich habe gelesen. Manchmal bis die Sonne wieder aufging, manchmal fünf Minuten. Aber ich habe gelesen. Viele, viele Bücher stehen seither in meinen Regalen. Ich war eine echte Leseratte

Bücher spielten eine gewichtige Rolle in meinem Leben. Für Bücher hatte ich immer Geld. Auch damals, als ich keines hatte.

Ich kann nicht beziffern wieviele Bücher ich damals so in einem Jahr gelesen habe. Früher hat man das ja nicht gezählt. Es gab keine sozialen Medien auf denen man sich schmücken wollte mit der Leseliste des Monats. Dafür gab es das Bücherregal. (Tiefgründiger Blick an dieser Stelle).

Das Lesen war somit ein Teil von mir. Bis ich Mutter wurde. Bis ich Babies daheim hatte und im Wesentlichen eingeschlafen bin bevor mein Kopf den Polster berührt hat. Und das, naja, etwa 10 Jahre lang.

Der abendlich geäußerte Satz: „Ich lese noch was!“, hat meinen Mann jahrelang lachend zusammenbrechen lassen. Denn für gewöhnlich habe ich das Buch geöffnet, die Stelle vom Vortag gesucht, was jedesmal deutlich länger gedauert hat, als angenommen, dann eine Zeile angestarrt, wohlgemerkt angestarrt nicht gelesen, nur um dann zu bemerken, dass ich eigentlich schon schlafe. Woraufhin ich das Buch einfach habe neben mich hinsinken lassen, was wiederum die Seite verblätterte.

Auf diese Art und Weise habe ich mehrere Bücher durchgestarrt. Ich könnte heute nicht mal mehr sagen, welche das genau waren. Ich war im Kleinkind-off. Total.

In irgendeinem Urlaub dann, habe ich, genau wie mein Mann, begonnen, abends im Bett Sudokus zu lösen. Womit wir jetzt offiziell auf dem Weg zum Pensionistentum sind.

Sudokus im Bett sind eine unterhaltsame Angelegenheit. Sie sind nämlich deutlich schwerer als Sudokus, die man nachmittags im Garten macht. Bett-Sudokus des Schwierigkeitsgrades 7 entsprechen in Realität mehr einer 9.

Durch so ein Sudoku kann man auch sehr gut erkennen, ob bzw. wie müde man eigentlich schon ist. Löst man die 7 in ein paar Minuten, kann man getrost aufstehen,  die Küche aufräumen, eine Folge „This is us“ schauen und eine Grundsatzdiskussion zu den Schulschließungen wegen des Coronaviruses führen.

Ist man gut müde, so die erfahrene Bett-Sudoka, dann braucht ein 7er nämlich 3 bis 4 Abende.

Erwähnenswert wäre auch, dass die Frustration am Abend nicht so extreme Ausmaße annimmt, wie sie das bei einem Nachmittags-Sudoku gerne zu tun pflegt. Wenn es nicht klappt, dann folgt, wie beim Lesen auch, am Abend eben die Phase des Anstarrens und das geradlinige, entspannte Einschlafen.

Ich habe im übrigen noch nie von Sudokus, Zahlen oder irgendwelchen Rätseln geträumt.

Womöglich sollte ich meine durchgerätselten Sudoku-Heftchen ja ins Regal stellen.

Oder auf Instagram posten.

Oder darüber schreiben!

🙂