Beziehung im Lockdown

Welche eine Belastung so ein Lockdown für eine Beziehung sein kann, kam mir erst in Woche 5 in den Kopf. Zu einem Zeitpunkt an dem eigentlich klar war, dass wir, also mein Mann und ich, als Beziehung diesen Test längst bestanden hatten.

Das überrascht mich irgendwie. Ich habe einen netten Mann. Einen Guten. Aber er ist eben ein Mann und dahingehend mir als Frau in manchen Ecken seines Charakters mehr als wesensfremd. Er ist wesenskonträr. Eigentlich inkompatibel. Zumindest hatte ich das erwartet.

Also im Nachhinein. Im Vorhinein hatte ich da eben nicht drüber nachgedacht.

Ich tendiere dazu die Beziehung zwischen mir und dem Holden ein wenig zu verkopfen. Warum dem so ist, kann ich nicht ausreichend erläutern. Ich denke nur immerzu, dass mit ihm etwas ganz Grundlegendes nicht stimmt und dass ich draufkommen muss was das ist und wieso.

Vermutlich ist das was Weibliches. Oder was kulturell Anerzogenes. Etwas, das uns Frauen über Generationen angedichtet wird, weil das unserem Rollenbild entspricht. Für einige Frauen passt das dann, das besagt schon allein die Statistik. Für andere weniger.

Ich bin irgendwo in der Mitte. Manchmal verstehe ich meinen Mann. Also zumindest glaub’ ich das dann. Und manchmal verstehe ich ihn gar nicht. Aber sowas von gar nicht. Irre. Das liegt natürlich nicht an mir. Das liegt an ihm. Eh klar.

Im Zuge dieses Lockdowns waren wir aber anders als sonst gefordert. Ich hatte keine Zeit ihn zu analysieren. Home Office meets Home Schooling meets Haushalting. Bingo. Sonst noch Fragen?

Mein Mann war einfach nur da, hat brav mitgemacht und irgendwann realisiert, dass ich die Kinder super schupfen kann. (Ich erspare mir hier sarkastische Zusatzkommentare. Ihr denkt sie euch einfach.)

Ich war beschäftigt damit über Wasser zu bleiben, mein Mann war Assistent A. Solange bis ich als Chef total k.o. am Boden lag und wir Rollen tauschen mussten. Er Chef, ich Assistent. Solange bis ich wieder fit war.

Ansonsten haben wir die Rollen mehr als konservativ verteilt. Er verdient Geld, ich putze. Klingt hart, ist aber so.

Und das alles funktioniert obwohl ich sowohl was die Lebensenergie als auch die laute Kreativität angeht die absolute Numero Uno bin. Mein Mann ist mehr von der ruhigen Sorte. Nicht gemächlich, nicht langsam, nicht fad. Nur ruhig. Im Gegensatz zu laut. Er ist nicht laut.

Laut. Das bin ich.

Und all diese Unterschiede und oh, ich könnte euch noch hunderte aufzählen (wie erwähnt, ich verkopfe das seit Jahren), die würden eigentlich darauf schließen lassen, das wir so einen Lockdown mit einem Meltdown kombinieren würden.

Tun wir überraschenderweise aber nicht.

Ich habe keine Ahnung wieso.

Ich muss da mal drüber nachdenken. Sobald ich Zeit habe.