DER ELTERNABEND – Als wäre Kinder haben allein, nicht schon mühsam genug!

Der Herbst klopft an die Tür. Die Sonne steht tiefer, der Wind ist kühl. Ich muß mir schon deutlich mehr anziehen. Ach ja .. und die Schule ist wieder da!

Und damit auch der Elternabend. Ich leide an einer ausgeprägten Elternabend-Phobie. Das war nicht immer so. Ganz am Anfang war ich auf die Info, die einem bei so einer Veranstaltung mitgeteilt wird, tatsächlich angewiesen. Aber ziemlich schnell trat der Mehrwert dann, na sagen wir mal, in den Hintergrund.

Im Vordergrund steht seither die handfeste Qual. Die Info, die übermittelt wird, könnte man locker in ein mail stecken und damit die Leute vom Sitzen auf den Kindersesseln befreien. Diese sind immer zu klein, auch wenn sie es schon von der Logik her gar nicht mehr sein können. Würde ich mich in die Klasse meines Sohnes stellen, wäre ich wohl die Kleinste in der Horde Pubertiere. Trotzdem passen mir die Sessel und Tische in der Schule nicht. Sie sind mir nicht zu groß, sie sind zu klein. Also gefühlt. Es ist ein merkwürdig Ding.

Abseits des Mobiliars gibt es an einem Elternabend aber vor allem ein schmerzhaft nerviges Detail. Die anderen Eltern.

Im Laufe der Zeit haben sich diese nämlich von eher freundlichen Fremden zu einer ungesunden Mischung aus Nervensägen und stillen Ertragern gewandelt. Ich lege wert darauf klarzustellen, dass ich schon in der Volksschule nicht gerne zu Elternabenden gegangen bin. Aber immerhin waren da vier Jahre lang diesselben Eltern und ich habe nach dieser Zeit schon fast die Hälfte bereits ihren Kindern zuordnen können. Aber schon damals waren in dieser Zufallsauswahl passable Nervensägen dabei. Leute, die unbedingt eine Gruppentherapie brauchen und die Gelegenheit nutzen. Da dürfen sich dann alle zusammen den Kopf zerbrechen darüber, was jetzt zu tun ist, wo doch Alice den Geruch in der Turngarderobe nicht erträgt oder Peterchen seinen Spindschlüssel zum wiederholten Male verloren hat und deswegen jetzt doch besser alle Spinds/Spinde/Spindi? umgerüstet werden könnten (etwa 300 an der Zahl). Auf Zahlenschlösser. Wäre das nicht viel besser?

Die klassische Elternabend-Nervensäge zeigt jedesmal auf und stellt eine ausnehmend sinnlose Frage (Gibt es IM NÄCHSTEN SCHULJAHR einen Skikurs?) und sorgt somit dafür, dass diese alberne Veranstaltung noch länger dauert als nötig.

Die Helden dabei sind, ich gebe es offen zu, die Lehrer. Höflich bis zuletzt, wirken sie wie trainierte Spitzensportprofis. Ich schätze mal, dass Nervensägen-Eltern Nervensägen-Kinder haben und wenn man dann als Lehrer jahraus jahrein nicht nur einem Trupp junger, wilder, frecher Heranwachsender ausgesetzt ist, sondern eben auch einem Prozentsatz Jungnervensägen, dann … hat man wohl eine härtere Haut, als so jemand wie ich.

Das würde erklären, warum sie nicht nach Frage Drei der Nervensäge in der zweiten Reihe auf die Tür zeigen und mit ruhiger Stimme ein „Du kannst jetzt gehen und brauchst nicht mehr wiederzukommen!“ in den Raum stellen.
Also ich würde das so machen.

Wiedemauchimmer. Die Lehrer sind höflich. Ein Teil der Eltern nervt und der andere Teil übt sich in stillem Smalltalk. Unausgesprochene Einigkeit herrscht darüber, dass, wer sich ruhig verhält und nur das Nötigste von sich gibt, dazu beiträgt, dass der komplette Haufen schneller wieder auf freien Fuß gesetzt wird.
Und so sitzen halt alle da und niemand weist die Nervensägen in ihre Schranken, weil das erstens die Angelegenheit nur verlängern und zweitens vermutlich kaum heilende Wirkung entfalten würde. Die Lehrer ratschen mehr oder weniger unterhaltsam ihr Ding runter und am Ende ist es besser man hat sich den Kram notiert, weil irgendwas ist immer und durch das natürlich erscheinende Verdrängen, das so einer Veranstaltung folgt, vergißt man alles in Rekordzeit.

Kurzum, so ein Elternabend ist eine unerfreuliche Erfahrung. Jedes mal wieder. Man kann sich nur drücken indem man den anderen Elternteil verpflichtet. Ja eh. Man kann auch einfach nicht hingehend. Ich weiß.
Aber das ist es ja. Da ist was, eine Kraft, ein Muss, eine Macht quasi fast wie in Star Wars. Man muss da irgendwie hin. Wie so ein ferngesteuertes Püppi. Als wären wir Startrooper und Obi Wan winkt mit seiner Hand und sagt: „Du gehst jetzt auf den Elternabend“ und schon wanken wir alle dorthin und sitzen das Ding ab.

Jedi müsste man sein.