Ein Regenbogen an Menschen – vom Nachdenken

Nun ist es ja so. Mir ist ja wirklich völlig wurscht, wer mit wem ins Bett geht (außer mit meinem Mann. Der ist mein Hoheitsgebiet. Keine Debatte). Ich bin da schlicht der Meinung, das geht irgendwie keine Sau was an. Ob ein Mann mit einem Mann oder eine Frau mit einer Frau Liebe macht. So what?

Glücklich sollen sie sein oder zumindest geil aufeinander. Wie gesagt: ist mir systemwurscht.

 

Wenn aber dann eine Frau eine Frau liebt und zwar auf Dauer, so auf „bis daß der Tod euch scheidet“, dann verstehe ich nicht warum das nicht so sein soll. Warum es da einen Unterschied geben soll bzw. eben tatsächlich gibt, also von der rechtlichen Seite her. Dass die Kirche da so ihre Bedenken hat, wundert einen ja nicht. Aber das ist eine andere Baustelle.

„Wider die Natur“, kriegt man dann als Argument zu hören. Schwach. Die Leute, die sowas sagen, haben von Natur offensichtlich keine Ahnung.

„Man hätte ja nix gegen sowas, aber Kinder dürfen sie nicht haben, weil das sei schlecht für diese“, kriegt man auch vorgelegt.

Gerade so als ob alle anderen den Job fehlerfrei abliefern würden.

„Die seien einem zu bunt, zu auffällig .. irgendwie aufdringlich.“ – aber man ist Fan von Lady Gaga.

Was ich damit sagen will? Was auch immer ich so diesbezüglich zu hören bekam, es war alles Quatsch. Das einzige Argument, das zählt, ist dass man sich ehrlich eingesteht, dass man sich mit dieser Sache persönlich noch nicht auseinander gesetzt hat und bei dem Thema eine Unsicherheit verspürt.

Eben weil man eigentlich nicht weiß, was man davon hält.

Schließlich hat – schon rein statistisch – nicht jeder ein homosexuelles Familienmitglied an der Hand. Viele Menschen wachsen auf und leben lange zufrieden vor sich hin ohne auch nur einmal bewußt Kontakt mit jemandem gehabt zu haben, der das eigene Geschlecht bevorzugt, oder es ändern mußte. Sie kennen diese Leidensgeschichten nicht. Zumindest nicht aus der Nähe.

Warum also darüber nachdenken?

Nun, man sollte darüber nachdenken, was in dem Land, in dem man lebt, mit Menschen geschieht, rechtlich geschieht, die anders gestellt sind, als der – ich sag’s mal provokant – der fade Durchschnittsbürger.

Behinderte, Dunkelhäutige, Schwule, Lesben .. Frauen.

Wenn ich nicht zu einer dieser „Gruppen“ gehöre, dann bin ich ein – vorsicht hartes Wort –  Privilegierter. Ein Bürger in meinem Land für den alles ein bißchen leichter ist. Für den die Gesetze gemacht wurden, der in alle Raster genau reinpasst.

Das ist dann für denjenigen angenehm. Also zumindes im Vergleich zu jenen, die in diesen Raster nicht so perfekt reinpassen.

So.

Und jetzt kommt der unangenehme Part. Der vor dem sich viele drücken.

Wenn es mir gut geht, wenn ich verhälnismäßig k(l)eine Probleme habe, dann, ja dann ist es meine Pflicht mich darum zu kümmern, dass diejenigen, die da echte Troubles haben, richtige Sorgen, dass denen geholfen wird.

Klar?

So funktioniert die Idee. Ich bin groß und stark und ich kümmere mich um die Kleinen und Schwachen.

Auch, wenn ich deren Probleme nicht ganz verstehen kann, bin ich verpflichtet in dem für sie bestmöglichen Sinne .. ich wiederhole .. in dem FÜR SIE bestmöglichen Sinne ihnen unter ihre Arme zu greifen um ihnen eine besseres Leben zu ermöglichen.

Denn alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren! 

 (allgemeine Erklärung der Menschenrechte, 1948)

Auch, wenn uns seit Jahren erzählt wird, wie schlecht es uns nicht doch geht. So muß man den Blick nur ein kleines bißchen über den Tellerrand heben um zu erkennen, dass es sich dabei um eine Strategie handelt Protestwähler zu schürfen, Unzufriedenheit zu säen.

Man muß die Augen gar nicht so weit aufmachen um zu sehen, dass es uns immer noch ganz viel richtig gut geht. Wir gehören ausnahmslos alle in die Top 10 Prozent an wohlversorgt und reich und sicher auf diesem Planeten.

Und deswegen gilt die oben erwähnte Pflicht. Wir müssen uns kümmern!

Und deswegen sollte man einmal gründlich darüber nachdenken: über die Ehe für alle, über Kinder Adoption und auch die vielen Kleinigkeiten wie Händchenhalten und Küssen in der Öffentlichkeit. Wir, die Starken, wir müssen nachdenken.

Die Menschheit war nie schwarz/weiß, wir waren immer schon kunterbunt. Wir waren immer schon wild und schrill und wir haben uns immer schon geliebt. 🙂

Das ist es, was uns ausmacht. Unsere enorme Vielfalt. Der ganze Regenbogen an Menschheit.

Straight, gay, lesbian, transgender, intersexual, queer und was es sonst noch alles gibt.

Alles Menschen.

Karin von Grüner Nähen hat den Juli zum Christopher Street Monat erklärt. Regenbogenbunt genähtes, regenbogenbunte Mode, regenbogenbunte Bilder und wer Lust hat ein Beitrag zum Thema. Ihr eigener Bericht über die entwürdigende Prozedur für die Adoption ihres Sohnes zeigt deutlich, dass wir wohl alle noch eine Weile extraschrill werden sein müssen um eine endgültige Gleichstellung zu erreichen!

Ich möchte euch herzlich einladen nach der Vielfalt in eurer Nähkiste Ausschau zu halten und an dieser Aktion teilzunehmen!

Und wenn auch bunt genäht bei uns gerade ein Fade Out hingelegt hat, so war dem nicht immer so. 

Hier mein Lieblingsbeispiel

Bunt wie die Vielfalt der Menschen

bei Karin