Wir sind eine Familie von Vieren. Aktiv sind wir aber seit einigen Monaten nur mehr drei. Der Süße, die kleine Miss und ich. Und das ist so viel anders als es zuvor war, dass ich mir das kurz mal vom Seelchen tippen muss.
Mein Mann, hiernach immer als der Süße bezeichnet, lebt plötzlich in einem Mädchenhaushalt. Was für jemanden mit vier Brüdern so eine Sache ist. Der Süße lebt mittlerweile in einem Land, dessen Sprache ihm so fremd ist, dass er gar nicht mal bemerkt, dass er nix versteht.
Er nimmt es süß. Denn wir, die weibliche Seite der Familie, sind ausnehmend freundlich. Zum Einen, weil wir nun mal so sind, zum Anderen, weil’s der Süße ist. Und weil frau ihm nicht alles so hinknallen kann, wie sie es per se vielleicht natürlich fände. Er steht dann nämlich da und schaut und überlegt und dann überlegt er noch ein bissi und dann, dann sagt er etwas, das weder inhaltlich noch sonst irgendwie in die Sache passt.
Es hat was Beeindruckendes wie sehr der Süße neben den Dingen zu stehen vermag. Es ist zudem eine unheimlich, effektive Waffe gegen die geballte Weiblichkeit.
Denn was kann frau noch erwidern, wenn die Gegenseite so krass fehlgeleitet daherkommt? Die pubertierende Weiblichkeit wendet sich entsetzt ab. Der Herr Papa verkörpert für sie die andere Seite des Universums. Die, die nervt, die peinlich ist. Die, die falsch atmet und falsch geht und … überhaupt alles ziemlich falsch macht.
Meinereiner ist in solchen Situationen hin und her gerissen zwischen einem Ich-tätat-das-jetzt-aber-dringend-ausdiskutieren-müssen und der Erkenntnis, dass genau das vielleicht einfach zu viel Kraft brauchen wird, weil der Süße vor der Diskussion erst mal ein paar Paralleluniversen in meine Richtung herüberzuzerren wäre oder ich ihm zumindest einen Teil davon entgegengehen müsste … wiedemauchimmer … jede Menge Kraft kostet es auf jeden Fall.
Als wir noch zu Viert waren, da war das anders. Die Nummer Vier (eigentlich ist er natürlich die Drei) war nämlich voll in jugendlicher Männlichkeit unterwegs. Familienkommunikativ betrachtet. Kraftvoll, manchmal ignorant, sehr selbsticher (mit einem Hang zum Bei-Bedarf-Ankuscheln) und vor allem immerzu auf die ultimative Auseinandersetzung aus. Bereit zum Generationenkampf. „Wer? Du willst mir die Welt erklären? Echt? Na, dann komm’ mal her.“ – *Ärmelhochkrempl.
Jaja, das männliche Pubertier stand an der Front (wobei mir dieses Wort hier gar nicht gefällt). Bei uns eben vor allem im Kampf gegen die holde Mama. Weil der Süße halt eher süß ist und nicht so das Gegnermaterial abgibt. Ganz im Gegenteil, das Pubertier hat den Süßen sogar noch beschützt. Männer halten halt zusammen.
Die Sache scheint verschoben? Ein wenig verrückt? Haha. Zeigt mir die Familie, in der die Dinge „normal“ sind. Speziell, wenn sich da ein paar Pubertiere drin rumgranteln. Da werden Regeln im Minutentakt umgeschrieben.
Normal ist zudem fad. Und Pubertiere mögen fad nicht. Was soviel bedeutet wie mit einem Pubertier im Haus geht alles Durchschnittliche den Bach runter. Keine Chance.
Zum Glück haben wir den Süßen. Die Fetzen tataten fliegen hier. Ich bin überzeugt.
Anmerkung: Dieser Text ist von meiner Familie inspiriert. Ihr müsst das nicht alles für bare Münze nehmen. Dies hier soll euch unterhalten und mir ein paar Gedanken von der Seele schreiben. Mein Mann ist allerdings schon ein ziemlich Süßer und er ist auch okay damit, dass ich ihn hier so nenne.