BURN OUT – Teil 3

Mein „Bauernhof-Breakdown“ war der Tiefpunkt. Heute geht es hier um meinen Weg zurück. Und meine Erkenntnis.

Als ich dieses Burg-Besuch-Drama überstanden hatte, lag ich in einem schwarzen Loch. Positiv daran: da war ein Boden. Ich habe mal ein Baby verloren und fiel danach in eine Depression. Das Wissen aus dieser Zeit half mir anzunehmen, dass ich nun mal war, wo ich war, nämlich unten angekommen, und dass, wie trist es auch immer schien, es irgendwann vorüber sein würde.
Ich erinnerte mich. Ich wusste es.
Ich musste nur warten, durchhalten, akzeptieren. Ich hatte den Tod eines Babies überstanden, ich würde das hier überstehen. Gute Güte. Es gibt Leute, die waren im KZ und hatten danach noch ein komplettes und ziemlich volles Leben, in dem sie auch wieder gelacht haben.
Will sagen: Das war der Zeitpunkt, da war ich angekommen. Da habe ich es angenommen, hingenommen. Ich war bereit alles durchzuleiden was noch kommen würde.
Schlimmer, das spürte ich, würde es jetzt nicht mehr werden.

Und dann? Dann begann der lange, lange Weg zurück ins Licht. Mühsam, sehr mühsam. Ein Wellenritt. Es gab dann schon wieder gute Phasen, aber jedesmal kam das Tief wieder. Rauf und runter, rauf und runter. Mal Lachen und Leben, mal Dunkelheit und Verzweiflung. Abwechselnd. Sicher ein Jahr lang.

Das hat an mir gezehrt. Das war zäh und ruhmlos. Es fühlte sich an, als müsste ich jedesmal wieder bei Null anfangen.
Im Rückblick betrachtet, war das aber natürlich nicht so. Es ging bergauf. Ich war nur zu sehr mittendrin um es sehen zu können.

Noch heute erinnere ich mich daran, wie genervt und erschöpft ich war, wenn ich wieder einmal erkannte, dass ich gerade in einem Wellental war. Nicht selten habe ich geweint und mich dann ins Bett gelegt.
Und allmählich wurden diese Täler seltener.
Bis sie dann weg waren.

Was ich getan habe?
Ich hatte eine Hand voll Aktivitäten gefunden, die mir gut taten. Der Garten, gutes Essen, ausruhen. Dann kam langsam die Musik wieder und Dinge, die ein wenig mehr Energie brauchten. Nähen, Spazierengehen. Ein Riesenschub war es, als ich endlich wieder Kraft hatte meine Freundinnen anzurufen und eine Runde zu plaudern.
Ich will das hier extra erwähnen, weil ich nämlich im Zuge meines Rückzugs den Kontakt mit ganz vielen Menschen auf ein absolutes Minimum runtergeschraubt hatte. Dadurch wiederum habe ich mich aber an das Alleinsein gewöhnt. Irgendwann hat dann jemand den Satz „Dazu sind Freundinnen ja da!“ gesagt und ich dachte mir: „Hm, probier’s mal!“

Und das war wirklich ein riesiger Gamechanger. Ich habe wunderbare Freundinnen und sich mit ihnen durch die Themen zu quatschen war, wohlgemerkt erst ab einem bestimmten Punkt, genau was ich brauchte. Nach einem solchen Telefonat ging es mir derart besser (und das ist bis heute so), sodass ich nur sagen kann:

Unterschätze niemals die magische Kraft einer Freundin!

Insgesamt betrachtet sind die Kernerkenntnisse aus diesem Burn-Out-Recovery, jenen aus der Fehlgeburt sehr ähnlich:

  • Ich kann mich ruhig lieb haben!
  • Ich darf mich auch verwöhnen ohne, dass gleich alle mit dem Finger auf mich zeigen!
  • Ich sollte weiter lernen auf mich zu achten, denn ich bin wertvoll!
  • Dies hier ist mein Leben und es ist das Einzige, das ich habe. Wofür ich es aufs Spiel setze, sollte nach Möglichkeit meine Entscheidung sein.
  • Manche Dinge geschehen ohne dass man das wollte oder auch ohne, dass man es real hätte verhindern können. Das ist es ja was leben ist. Dinge geschehen. Du kannst dich daran messen, wie du damit umgehst, vor allem aber auch, wie du mit dir selber umgehst.
  • Man entwickelt sich weiter, wenn solche Dinge passieren. Der Mensch ist ein Evolutionsergebnis. Da war viel Druck im Spiel. Schönwetterleben mit Vogelgezwitscher, Swimming Pool und Eiscreme bringen einen weniger weiter, als, wenn einem die Scheiße um die Ohren fliegt. Das liest sich zwar unerfreulich. Es ist aber nun mal so.
  • Liegt man aber gerade am Pool, mit dem Eis in der Hand und den Freundinnen zum Quatschen, dann sollte man das vollinhaltlich genießen.

Denn die nächste Gnackwatschn kommt bestimmt.


Teil 1:

Es sind drei Monate seit ich begonnen habe wieder zu arbeiten und eines ist mir ganz schnell aufgefallen. Und das ist die Zahl der wirklich völlig erschöpften Personen, die mir gleich mal begegnet sind.


Teil 2:

Ich hatte damals einen Vollzeit Job, der mir ehrlich viel Freude gemacht hat. Meine zwei Kinder waren Kleinkinder. Es war eine volle Zeit und wenn ich sage voll, dann meine ich total voll. Der Job gab mir jede Menge Aufgaben und Verantwortung.