gelesen KW 41 – Klimt vs. Klimt

Ich bin ja in Wien daheim. Das ist euch ja unmöglich neu. In Wien gibt es viel Kunst und Kultur. Richtig viel. Das Meiste davon ist wienspezifisch, so wie eben der Jugendstil. Einer der Künstler, der da im Zentrum steht, ist Gustav Klimt.

Hier kennt natürlich jeder Klimt und seine güldenen Frauengemälde oder die grüngrünen Atterseebilder. Das hat man als Wiener in der Genetik.

Was man als Wiener auch in der Genetik hat, ist dieser Minderwertigkeitskomplex, sich nicht als Weltstadt zu sehen. Wiener fühlen sich nicht global interessant, sie fühlen sich 2. wohl eher sogar 3. Reihe.

Darüber können wir jetzt natürlich lange diskutieren und da gibt’s sicher reichlich Meinungen dazu. Was ich aber eigentlich sagen will, ist, dass sich dieses „Wir sind nicht ganz vorne“ eben auch auf die Künstler, die diese Stadt geboren hat, bezieht.

Umso mehr hat es mich überrascht, dass in allen möglichen Listen der 10 oder 20 bekanntesten Gemälden auf der Welt ausnahmslos immer „der Kuss“ aufscheint. Also „Mona Lisa“, „das letzte Abendmahl“, „das Mädchen mit dem Ohrring“, irgendein vanGogh und dann „der Kuss“. So ungefähr findet ihr es in allen Listen. Fix dabei immer die Mona Lisa, immer an Nummer eins und fix dabei immer „der Kuss“. Irgendwo zwischen 4 und 8. Immer.

Das war mir neu.

Ich wußte nicht, dass dieses Bild so bekannt ist. Das also wirklich wirklich viele Menschen auf diesem Planeten dieses Bussi kennen, das da keine 2 km von mir entfernt im Belvedere an der Wand hängt.

An diesem hohen Bekanntheitsgrad lag es wohl auch, dass sich Google für Klimt interssierte. Sie haben gemeinsam mit dem Belvedere die Bilder des Künstlers spezialfotografiert. Also derart hochauflösend, dass man am Computer ranzoomen und ranzoomen kann, sodass man am Ende genauer hinschauen kann, als man es im Museum könnte.

Dazu dann noch ein bissi Info.

Das Ganze mutet extrem amerikanisch an. Geht mir persönlich viel zu wenig tief, aber … man kann sich 136 Klimt Bilder so nahe anschauen, wie man sie eben sonst nicht vor die Augen bekommt. Das sage ich als Wienerin, die gerade erste letzte Woche im Zuge der „Langen Nacht der Museen“ im Kunsthistorischen Museum Klimt’sche Deckenmalereien entdeckt hat. Die sind natürlich dort schon länger, nur wusste ich das nicht. Und ja, wie es sich für Deckenfresken oder wie man sowas nennt, gehört sind die in 15 Metern Höhe und real viel zu weit weg, als dass man sie wirklich genießen könnte.

Die habe ich mir jetzt online so richtig angeschaut und natürlich finde ich sie superduperschön und bin ganz seelig und ich werde sie ab sofort jedesmal grüßen, wenn ich vorbei gehe. (Ja sowas mach ich!)

 

Und noch was hat die Suchmaschine machen lassen, das mir sehr gefällt. Und dabei geht es um die Deckenmalereien, die Klimt im Universitätsgebäude gemalt hat. Seinerzeit. Die gibt’s nämlich nicht mehr. Die wurden am Ende des Krieges bei einem Brand zerstört. Es gibt einzig eine Handvoll Schwarz-Weiß Fotos davon.

Ja genau.

Das ist natürlich pure Grausamkeit. Da gibt’s das Bild und dann ist es s/w. Danke. Es gibt dazu Bildbeschreibungen von damals. Und damit und mit einem Experten für Klimt (sowas gibt’s in Wien natürlich) und mithilfe von Computern und Info zu „wie die Farben damals hergestellt wurden“ und mit Vergleichsbildern aus derselben Schaffensperiode, hat man den Computer diese Fotos colorieren lassen.

Und das ist schon sehr lässig. Es sind 3 Gemälde. Die „Medizin“, die „Juresprudenz“ und die „Philosophie“. Ich zeig‘ sie euch hier nur in s/w. Hier könnt ihr euch einfach runterscrollen und dann seht ihr die Farben. In der Galerie dann könnt ihr euch die Bilder einzeln raussuchen und einfach in die Details hineinzoomen.

Nochmal hier die Linksammlung für euch:

Hier die 136 Klimt Gemälde zum Anklicken und Reinzoomen

Hier die Erläuterung zur Colorierung der Universitätsgemälde

Und

Hier die Startseite des Projekts Klimt vs. Klimt

LG aus Wien