gelesen KW 50 – Das Hirn kann eigentlich gar nicht diskutieren

Heute gibt es etwas Hirn für euch. Hirn mit Enttäuschung. Enttäuschung für jene unter euch, die darauf hoffen, dass doch noch alles gut wird.

Die Chancen stehen mäßig. Zumindest kurzfristig.

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Diskutieren:

der Duden gibt her:

in einem Gespräch Meinungen austauschen; reden, verhandeln um zu einer Einigung, Übereinstimmung in einer Sache zu gelangen.

Wikipedia meint dazu:

Der Zweck einer Diskussion besteht nicht zwangsläufig darin, das Gegenüber von seinem Standpunkt zu überzeugen. Hingegen steht am Ende einer Diskussion die Lösung eines Problems, ein für alle Beteiligten annehmbarer Kompromiss oder die beidseitige Erkenntnis, dass verschiedene Meinungen herrschen (Dissens). Auch im letzteren Fall ist die Diskussion eine wichtige Möglichkeit, den Standpunkt anderer kennenzulernen und Dinge aus bisher unbekannter Perspektive zu erblicken.

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Die Forschung hingegen hat festgestellt, dass wir gewillt sind einiges auf uns zu nehmen um die Meinung des anderen ERST GAR NICHT hören zu müssen.

Der Versuch dazu lief wie folgt:

Man braucht ein Thema und dazu jeweils eine Gruppe Leute dafür und eine Gruppe Leute dagegen. Dann bietet man ihnen 10 Euro, wenn sie 8 Argumente der Gegengruppe vorlesen und selber kurz durchbesprechen. Wollen sie allerdings lieber die 8 Argumente für die eigene Gruppe vorlesen und besprechen, dann erhalten sie nur mehr 7 Euro.

Unabhängig von der Gruppe und der Meinung, die sie vertritt haben beinahe 2/3 aller Teilnehmer die 7 Euro genommen.

Warum?

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Nun, es scheint eben so zu sein, dass wir Menschen (geht mal kurz in Gedanken zurück zur Savanne, oder zur Höhle.) mit Leuten, die wir nicht kennen, sprechen/diskutieren/kommunizieren um eines zu erreichen:

Bestätigung.

Sind die Fremden unserer Meinung, dann sind sie keine Bedrohung. Dann sind sie Freunde. Das führt dazu, dass unsere Gruppe (Höhle, Savanne ihr erinnert euch) größer wird. = stärker.

Wir fühlen uns also sicher, wenn die Meinungen übereinstimmen. Es bestätigt uns darin, wer wir sind und wie wir leben.

Alles ist gut.

Konträre Meinungen hingegen führen zu Verunsicherung. Es wirkt stets irgendwie bedrohlich, wenn jemand vehement eine andere Meinung vertritt. In heftigen Diskussionen geht es schon mal richtig zur Sache.

Weil Recht haben für uns tatsächlich mit überleben verbunden ist.

Das ganze führt dazu, dass auch Menschen, die per se Wissenschaft und die Erkenntnisse daraus respektieren, Fakten nicht ernst nehmen, wenn sie ihnen eben nicht ins Weltbild passen.

Man darf also – nur weil man gerade im anderen Boot sitzt – nicht glauben, diese Menschen seien irgendwie dumm oder so.

Man muss sich nur selber die Frage stellen ob man denn wirklich so super flexibel ist, wie man sich das gerne ausmalt.

Der darf dann den Stein werfen. Den ersten.

gelesen:

The Economist – The Partisan Brain