In 3 Fragen zum entspannten Nachrichtenkonsum

Ich lese seit gut 12 Jahren richtig viel Zeitung. Ich folge bestimmten Themen quer durch die Medien. Dabei lese ich, was ich dann zum Thema in deutsch und englisch zwischen die Finger bzw. auf den Bildschirm bekommen kann.
Und dadurch habe ich viel gelernt, das mir jetzt hilft. In Zeiten von Corona, von Trump, von Klimakrise, von Beirut, von ach, ihr wisst schon .. irgendwie geht ja gerade – wieder mal – die Welt unter.
Ich habe gelernt mit Nachrichten umzugehen. Das kann  einem schon mal zu viel werden, wenn man einfach so Nachrichten konsumiert. Schlechte Nachrichten wollen verarbeitet werden. In unserer Zeit heute ist dafür aber kaum Platz. Dadurch entsteht in vielen Menschen eine Art „Verarbeitungsstau“. Der kann dann auf die Seele drücken und verstärkt oder kreiert sogar das Gefühl von absoluter Hilflosigkeit.

Nachrichten muss man verarbeiten und das will gelernt sein

Und hilflose Menschen sind leichte Beute für Rattenfänger.
Das muss man mal ganz offen sagen.
Und da ich mal davon ausgehe, dass ihr keine Rattenfängerfans seid und ihr eigentlich nicht hilflos dieser, wie es manchmal scheint, chaotischen Welt ausgeliefert sein wollt, hier heute für euch

Meine 3 Fragen zum Verarbeiten von Nachrichten

1.) Ist es wichtig? .. und zwar mir.

Wann immer ihr etwas Neues hört, fragt euch zu allererst, ob euch diese Information wichtig ist. Seid dabei ganz ehrlich. Manchmal ist einem eben das Zugsunglück in Indien einfach egal. Oder die Wahlen in den USA. Das geht schon okay so! Man darf Nachrichten auch mal links liegen lassen. Ihr müsst nicht alles wissen. Denn selbst wenn ihr alle Nachrichten aufsaugt, die um euch herum schwirren, ihr werdet trotzdem nicht alles wissen. Jemand hat auch diese Infos schon vorgefiltert für euch.

Und ihr, ihr dürft eben auch filtern.

Also Tip 1: Manches kann man einfach streichen.

Sollte sich der Bedarf an Information zu einem bestimmten Thema in Zukunft für dich ergeben, kannst du das alles noch nachlesen. Es gibt das was, das heißt Internet. 😉

2.) Wer erzählt mir da was? – Die Quelle

So. Jetzt hast du also ein Thema, das dir wichtig ist. Du hörst dir im Fernsehen die Nachrichten darüber an. Oder liest in deiner Bezirkszeitung darüber.

Die folgende Frage solltest du dir ab und dann mal stellen: „Wer erzählt mir da was?“

Damit meine ich, dass du unterscheiden solltest zwischen Qualitätsjournalismus und, naja, nicht-Qualitätsjournalismus.

Gute Medien sind erstaunlich neutral. Meist bemerkt man das erst, wenn man bewußt nicht neutrale Medien konsumiert. Ui! Der Unterschied kann schmerzen.

Wohlgemerkt man kann Information und Nachrichten aus beiden Quellen konsumieren. Man sollte es nur bewußt tun.

Für euch relevant ist, zu erkennen: Wer gehört wohin? Also welche Zeitung, welche Sendung und welche politische Orientierung oder auch welches Geschäftsmodell gehören dazu. Dann fällt es leichter einzuordnen, wie ihr damit umgehen wollt.

Wenn du weißt, die Sendung XYZ ist tendentiell reißerisch und auf Schlagzeilen aus, dann kannst du sie auch so einordnen: dann brauchst du ihre Aussagen nicht zu 100% aufzunehmen. Da reichen dann schon 60%.

Versteht ihr?

Unreflektiertes Nachrichten konsumieren, läßt einen oft Hochschaubahn fahren, weil die Medien im Wettbewerb um unsere Aufmerksamkeit stehen. Das ist an sich legitim, aber wenn man als Nachrichtenkonsument nicht aufpasst, dann wird eine Doku zum Thema Saudi Arabien ganz schnell zur emotionalen Totalbelastung.

Und das hilft niemandem wirklich.

Es folgt völlig logisch Frage 3

3.) Was halte ich davon? Wo stehe ich?

Dein Thema; du hast erkannt, dass es dir wichtig ist. Du hast Information dazu bewußt aufgenommen (zum Unterschied von Dich-berieseln-lassen).

In diesem Moment stehst du quasi vor einem Spiegel und schaust runter auf deine Füße.

Jetzt ist es an der Zeit aufzublicken.

Schau dich an! Gehe mit dem Thema kurz in dich. Vermutlich wirst du augenblicklich wissen, was du davon hälst. Wo stehst du bei diesem Thema?

Denke es dir einmal ganz klar. Sag es dir!

Deine Meinung!

„Ich bin dafür/dagegen. Ich halte das für untragbar. Ich finde das gut.“

Und nur damit das klar ist: du kannst deine Meinung jederzeit ändern!

Du wirst feststellen, dass du danach ruhiger umgehen kannst mit Themen, selbst, wenn sie an sich belastend sind.

Wenn du zu keiner Meinung kommen kannst, dann hast du meist noch Bedarf nach mehr Information. Manchmal braucht man erstaunlich viel Information.

Zudem ist für Ungeübte eine Meinung zu haben durchaus auch eine Sache des Mutes. Man muß allerdings mit dieser ganz eigenen Meinung ja nicht gleich um die Häuser ziehen und Allen einen Flyer in die Hand drücken. Man benutzt die Meinung hier nur zum Bewältigen der Last, die die Welt heute täglich auf unsere Netzhaut drückt. Einfach so. Meinung. Kein Missionszwang!

Für dich wichtig ist an diesem Punkt Themen anzunehmen, sie zu verarbeiten und Stellung dazu zu beziehen. Denn was man mal bearbeitet hat, ist bei weitem nicht mehr so belastend für die Seele.

Das gilt für die Klimakrise genauso wie die Wahlen in Weißrussland.

Das alles, das ich hier geschrieben habe, kann man wohl mit 30 Minuten Information am Tag durchziehen.

Und danach noch entspannt in den Tag schauen. Ich schaffe das. Dann könnt ihr das auch.

Ich hoffe, dass die Eine oder Andere mit diesen Tipps einer Viel-Nachrichten-Konsumentin etwas anfangen kann.

Den Rattenfängern keine Chance!